Oberhausen. NRW-Minister Oliver Krischer hat Oberhausen besucht, denn: Zeitgemäßer Hochwasserschutz wird im Stadtnorden auf spektakuläre Weise verwirklicht.
Genau 36 Stufen hatte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Freitagmittag zu erklimmen, dann geriet er ins Staunen: Von der Aussichtsplattform des neuen Emscher-Pumpwerks in Oberhausen-Biefang aus hatte Krischer einen wunderbaren Blick auf das Panorama des Holtener Bruchs, der künftig als gigantisches Hochwasser-Auffangbecken dient. 28 Hektar groß ist diese Hochwasserschutzanlage, das entspricht einer Fläche von 39 Fußballfeldern. Im Holtener Bruch können bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser aufgefangen werden, dafür bräuchte man zehn Millionen Badewannen!
Dass der Umweltminister gerade Oberhausens Stadtnorden zur Station seiner Thementour 2024 gemacht hat, ist beim Blick auf diese beeindruckenden Zahlen schnell verständlich. Krischer steht unter politischem Druck: Er muss nach den jüngsten Hochwasserwellen zeigen, dass er genügend für den Hochwasserschutz in NRW tut, dass ihm das Thema wichtig ist und dass er dessen Bedeutung erkannt hat. Die Emscherumgestaltung am Holtener Bruch wirkt da geradezu wie ein Paradebeispiel für ein bestens gelungenes Hochwasserschutz-Projekt in Nordrhein-Westfalen. Da kann es auf jeden Fall nicht schaden, sich dort mal blicken zu lassen.
Chef der Emschergenossenschaft erläutert dem Minister die Projektdetails
Für die Krischer-Visite kam Ulrich Paetzel, der Chef der Emschergenossenschaft, mit großem Gefolge nach Oberhausen, um dem Minister aus erster Hand die Details des Emscherumbaus zu erläutern. Paetzel und sein Team zeigten Krischer zum Beispiel den weit nach außen verlegten neuen Emscherdeich, unter dem der letzte Abschnitt des Abwasserkanals Emscher (AKE) bis zum Klärwerk in Dinslaken verläuft; sie erläuterten dem Grünen-Politiker die neue Auenlandschaft und den noch zu verwirklichenden Plan, die renaturierte Emscher hier in ein kurviges Bett zu legen, in dem sich der Fluss auf natürliche Weise ausbreiten kann: bei Bedarf bis weit in den Holtener Bruch hinein.
„Diese große Fläche stand glücklicherweise zur Verfügung. Und wir haben diese Chance genutzt“, sagte Uli Paetzel im Gespräch mit dem Minister, der das Projekt als „genial“ einstufte und dann mit Blick auf die Spaziergänger und Radausflügler auf dem neuen Emscherdeich lobte: „Hochwasserschutz und neue Freizeitmöglichkeiten so miteinander zu verbinden, das ist einfach toll.“
Holtener Bruch: Seit Monaten ruhen die Arbeiten zur weiteren Umgestaltung
Über ein spezielles Detail ist bei der Krischer-Visite allerdings weniger gesprochen worden: Schon seit Monaten ruhen die Arbeiten zur weiteren Umgestaltung des Holtener Bruchs. Wegen einer nach wie vor ungeklärten Altlast auf dem Gelände der direkt benachbarten Ruhrchemie kann das Projekt derzeit nicht fortgesetzt werden. Diese Altlast hatte dazu geführt, dass sich nach starken Regenfällen im Sommer 2023 plötzlich eine Ölspur auf der Emscher zwischen Oberhausen und Dinslaken gebildet hatte. Tagelang ist seinerzeit gerätselt worden, woher das Öl wohl stamme. Erst schrittweise und mit erheblicher Verzögerung gab es dann Aufklärung. Derzeit ruhen die Arbeiten, da die Fluss-Experten der Emschergenossenschaft die künftige Auenfläche unter keinen Umständen mit etwaigen Schadstoffen belasten wollen.
Wann es mit der Emscher-Umgestaltung nun endlich weitergehen kann, ist noch unklar. Als nächster wichtiger Schritt steht das Abtragen des alten, linksseitigen Emscherdeichs auf dem Programm. Erst wenn dieser Deich verschwunden ist, kann sich ja ein etwaiges Hochwasser künftig bis in den Holtener Bruch ausweiten.
Der Minister ist mit diesen ärgerlichen Problemen vor Ort allerdings nicht behelligt worden und konnte umso besser das frühsommerliche Emscher-Panorama im Stadtnorden ungetrübt genießen: eine Visite, die von den begleitenden Stäben für Öffentlichkeitsarbeit in schöne, naturnahe Oberhausener Postkartenbilder umgesetzt worden ist.
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