Oberhausen. Das Sozialkaufhaus Fairkauf kümmert sich seit zwanzig Jahren um Haushaltsauflösungen. Die Aufträge nehmen zu. Ein besorgniserregender Trend.

  • Das Oberhausener Sozialkaufhaus Fairkauf existiert bereits seit zwanzig Jahren
  • Zum Jubiläum zieht Geschäftsführer Frank Janßen eine Bilanz
  • Ein Trend bereitet ihm Sorge: Immer mehr Menschen sind im Alter allein

Manches sieht aus wie aus einem Museum, anderes ist noch nagelneu: Im Fairkauf an der Marktstraße 15 gibt es was für jeden Geldbeutel. Fast neue Sofamöbel stehen neben historischen Wohnzimmerschränken, Kleidung in vielen Größen hängt an Stangen, Bügelbretter für wenig Geld warten auf Menschen, die gebügelte Wäsche brauchen. Seit 20 Jahren vermittelt das Sozialkaufhaus ausgediente Gegenstände an neue Besitzer. Doch das eigentliche Geschäft läuft im Hintergrund: Die Entrümpelung von Wohnungen macht zwei Drittel des Umsatzes aus. Und in diesem Bereich nimmt die Arbeit weiter zu.

Frank Janßen zerschneidet am Dienstag (4. Juni) genüsslich die große Jubiläumstorte. Zu Gründungszeiten hätte er sich kaum vorstellen können, dass das Haus einmal ein 20-jähriges Bestehen begeht. Ursprünglich wollte das katholische Jugendwerk Oberhausen (Kurbel) den Spendern helfen, „die nicht wussten, was sie mit ihren neuwertigen Möbeln machen sollten“, sagt der Kurbel-Geschäftsführer. Heute greife der Fairkauf den Zeitgeist auf. Statt weggeschmissen, würden Möbel aller Art recycelt und dadurch Müll reduziert. Das käme mittlerweile auch beim jüngeren Publikum an. „Es gibt auch Studenten, die sich hier nach Schränken und Stühlen umsehen“, berichtet Janßen.

Sozialkaufhaus Oberhausen: Jeden Tag Entrümpelungen

Zum 20-jährigen Jubiläum führten Mitarbeiter des Oberhausener Sozialkaufhauses eine Modenshow auf.
Zum 20-jährigen Jubiläum führten Mitarbeiter des Oberhausener Sozialkaufhauses eine Modenshow auf. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Dass das Sozialkaufhaus eine breitere Klientel erreicht, erfreut den Geschäftsführer. Das Kaufhaus soll in den nächsten Jahren deshalb auch optisch ansprechender werden. Allerdings schaut Janßen sorgenvoll auf eine andere Entwicklung: Das Kerngeschäft des Fairkaufs bilden die Haushaltsauflösungen und Transporte. Die Zahl der Aufträge habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Und das hat nichts mit der Inflation zu tun. „Die Vereinsamung der Menschen bereitet mir Sorge“, sagt Janßen. Immer häufiger fehlten die Angehörigen, die sich nach dem Tod um die privaten Sachen kümmern. Deshalb klingelt täglich das Telefon im Sozialkaufhaus. Eine Wohnung von 70 Quadratmetern wird für rund 1800 Euro besenrein gemacht.

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Markus Pomorin und sein Team rücken fast täglich zu Entrümpelungen aus. „Jedes Möbelstück hat seine eigene Geschichte“, sagt er. Bei der Arbeit versuche er, diese Gedanken auszublenden. Private Fotoalben und Briefe müssten direkt entsorgt werden, gut erhaltene Möbel landen im Fairkauf an der Marktstraße. „Manchmal sind das doch sehr private Einblicke“, sagt Pomorin. Schränke mit schönen Glastüren, robuste Ablagen und Sofatische - all das stand einmal in einer Wohnung und diente dem Leben.

Geschäftsführer: „Die Armut hat zugenommen“

Das Oberhausener Sozialkaufhaus „Fairkauf“ befindet sich an der Markstraße 15 bis 17.
Das Oberhausener Sozialkaufhaus „Fairkauf“ befindet sich an der Markstraße 15 bis 17. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Möbelstücke müssen mitunter lange auf ein zweites Leben warten. Bei der sogenannten „weißen Ware“ geht es schneller. Im Untergeschoss haben Kundinnen und Kunden die Wahl aus mehreren Kühlschränken, im Obergeschoss stehen Flachbildfernseher in Reihe. In Zeiten der Inflation erfährt der Fairkauf eine größere Nachfrage, beobachtet Jansen. „Die Armut hat zugenommen“. Das Sozialkaufhaus befinde sich an der Markstraße in einem „Melting Pot unterschiedlichster Lebensweisen“. Auch Bürgermeister Werner Nakot (CDU) hebt in seiner Rede zum Jubiläum die Bedeutung hervor. „Hier in Alt-Oberhausen ist der Bedarf am größten. Daher gilt mein herzlichster Dank, dass Sie sich dieser Aufgabe widmen.“

Nakot hat bei seinem Besuch allerdings auch wahrgenommen, dass „man aus den Räumen mehr machen könnte“. Das Team der Kurbel wartet laut eigener Aussage seit Jahren, dass das Haus renoviert wird. Frank Jansen ist „nicht zufrieden“ mit dem Zustand und hofft, dass sich das in Zukunft ändert.

Mehr Informationen: www.fairkauf-oberhausen