Oberhausen. Star-Auflauf beim „Großen Schlagerfest XXL“ in der Arena Oberhausen: 8000 Fans haben Ohrwürmern gelauscht und Geheimnisse ihrer Stars erfahren.
Nach dem „Na, na, na“ folgt das „La, la, la“ und „Ah, ah, ah“ - und ein „Jodi, je“ wird auch dabei gewesen sein. Ein großer Videowürfel hat die Rudolf-Weber-Arena am Freitagabend in eine große Karaoke-Bar verwandelt. Die Macher der Konzert-Reihe „Das große Schlagerfest XXL“ sind überaus gründlich und blenden ein, was die Schlagerhymnen der Republik hergeben. Notfalls eben auch die Texte gesummter Intros.
Dabei haben 8000 Fans in der gut besuchten Konzerthalle nun wirklich keine Schwierigkeiten, im Takt und Text zu bleiben. „Oberhausen, wir haben kein Problem!“, will man nach der fantasievollen Einleitung funken, in der Tänzer in Weltraumuniformen auf einem Schunkel-Planeten landen. „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer Schritt für den Schlager.“
Mit dem Navigieren kennt sich der Gastgeber bestens aus: Der quirlige Entertainer Florian Silbereisen wirkt so, als könne er sämtliche elektronischen Geräte der Arena mit seiner bloßen Fröhlichkeit antreiben. „Servuuuuus!“, sagt er südlich gefärbt, aber bundesweit verständlich im Effektfeuerwerk. Zur gesungenen Begrüßung haben sich fast alle Fans von ihren Sitzplätzen erhoben: „Eins kann mir keiner nehmen - und das ist die pure Lust am Leben!“
Florian Silbereisen in Oberhausen: Weiser Traumschiff-Kapitän mit weißen Haaren
Dem Lebenswerk des 42-Jährigen kann man die teils auch im TV ausgestrahlten Schlagerfest-Reihe locker zurechnen: Seit drei Jahrzehnten teilen sich bekannte Genresänger hier die Bühne. Am Anfang bei Gastgeberin Carmen Nebel noch unter dem ARD-Titel „Das Fest der Volksmusik“. Vor 20 Jahren moderierte schließlich Silbereisen zum ersten Mal ein generalüberholtes Konzept. Danach ging die Show auf Tournee. „Damals war ich noch jung und knackig…“
„Damals war ich noch jung und knackig...“
Kürzlich hat ihm Schlager-Ikone Howard Carpendale (78) auf der Bühne eine Haartönung geschenkt, die Silbereisen als sinnlos betrachtet: „Es sind einfach zu viele graue Haare.“ Er setzt lieber auf Natürlichkeit und erinnert an seinen Schauspiel-Zweitjob: „Ich werde auf dem Traumschiff ein weiser Kapitän - mit weißen Haaren.“
Kokettieren und Selbstironie gehören bei der Mischung aus Schlager-Festival und großer Samstagabend-TV-Show schon irgendwie dazu. Und nein, gestelzt wirkt es nicht, wenn der Ex-Freund von Schlagerliebling Helene Fischer sich selbst amüsant auf die Schippe nimmt. Auch das muss man können.
Sein erster Gast Ross Antony singt „I am what I am“ von Gloria Gaynor in einer etwas hölzern klingenden eingedeutschten Fassung („Ich bin, was ich bin“) und verputzt dabei unfreiwillig Knipsel aus dem herunter rieselnden Konfetti-Schauer. Antony: „Pfttt… Ganz schön schwierig beim Singen!“ Silbereisen cool: „Keine Sorgen, das kommt wieder raus!“
Florian Silbereisen in Oberhausen: Michelle schließt mit ihrem Eurovision-Kapitel ab
Die bayrische Boyband Voxxclub wird auf einem Heuwagen auf die Bühne geschoben. Ihre Halligalli-Forderung „Rock mi“ funktioniert auch außerhalb der Oktoberfest-Zeit. Dass die „DDC Breakdancer“ in Lederhosen gekleidet eine tänzerische Crossover-Geschichte nachlegen, hätte allerdings besser in „Peter Steiners Theaterstadl“ gepasst. Langweilig!
Vollste Aufmerksamkeit gehört dagegen Newcomer Eric Philippi (27) und seiner Schlagerkollegin Michelle (52). Viele hätten nicht damit gerechnet, dass dieses Schlager-Traumpaar so lange halte, meint Silbereisen. „Aber jetzt seid ihr schon ein Jahr zusammen.“
Zunächst singen beide beim Schlagerfest aber: getrennt. Erst Philippi mit „Schockverliebt!“ Danach Michelle und „Wer Liebe lebt!“ Dann treten sie aber umjubelt gemeinsam vor das Mikrofon. „Du Idiot“, eigentlich ein Duett von Michelle und ihrem Ex-Mann Matthias Reim, interpretieren sie total verspielt. Ein angedeuteter Tritt von Michelle in den Allerwertesten ihres jungen Freundes inklusive.
Im Smalltalk plaudert Florian Silbereisen mit Michelle lieber über den jüngst gelaufenen Eurovision Song Contest (ESC). Michelle machte 2001 beim europäischen Sangeswettstreit mit (Platz 8) und lobt den letzten deutschen Beitrag „Always on the Run“ von Sänger Isaak (Platz 12). Würde sie noch einmal beim ESC mitmachen? Michelle schüttelt hastig den Kopf: „Einmal reicht!“
Florian Silbereisen in Oberhausen: DJ Ötzi plant Trio mit dem Gastgeber und Mickie Krause
Schönste Kulisse der Show: Als Altmeister Olaf Malolepski alias „Olaf, der Flipper“ sein „Ay, Ay Herr Kapitän“ anstimmt, erscheint ein riesiger aufblasbarer Kreuzfahrt-Dampfer im Hintergrund. Seine singende Tochter Mia Palo geht im Kielwasser von „Wir sagen danke schön“ dagegen etwas unter. Schade eigentlich.
Seltsamstes Paar: Modern-Talking-Veteran Thomas Anders hat Dieter Bohlen längst gegen Gastgeber Silbereisen eingetauscht - beide haben etliche Hits zusammen und legen auch beim Schlagerfest los. Ihr Motto: „Du kannst ein Sieger sein!“
Ungeheuerlichste Ankündigung: DJ Ötzi, bürgerlich Gerry Friedle, singt bedächtig „Ein Stern (der deinen Namen trägt)“ - und macht ohne Ende Reklame für seine eigene Après-Ski-Show „Mountain Mania“. Außerdem will er mit Florian Silbereisen und Partyschlager-Barde Mickie Krause ein neues Trio bilden. Name: MFG (Mickie, Florian, Gerry). Na, dann - freundliche Grüße!
Jüngere und ältere Fans jubeln sich auch kleinere Show-Schwächen zurecht. Am Ende bleibt beim „Großen Schlagerfest XXL“ aber Top-Unterhaltung, die mit dreieinhalb Stunden wirklich nicht knauserig gerät. Florian Silbereisen meistert die Show in der Arena souverän und sympathisch. Konstant beeindruckend!
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