Oberhausen.
Auf dem Marktplatz stehen einige Bistrostühle, ein Schild erinnert an eine gesellige Runde, die sich dort um 11 Uhr versammeln soll. Nebenan eröffne bald eine kleine Kneipe, heißt es, sogar mit einem Flipperautomaten, allerdings ohne alkoholhaltige Getränke. Eine Szene wie in einer Innenstadt – allerdings: Sie zeigt sich im ersten Geschoss eines Altenheims.
Für rund 3,8 Millionen Euro hat die „Evangelische und Johanniter Klinikum Niederrhein gGmbH“ das Altenzentrum „Johanniter Haus“ in Sterkrade erweitert. 1000 Quadratmeter zusätzliche Fläche, die Pflegestation ist um die Hälfte, von 52 auf 79 Plätze, ausgebaut worden. Knapp 80 meist ältere Menschen mit Demenz oder einer langjährigen psychischen Erkrankung werden dort betreut, für sie habe man, erklärt Leiter Wolfgang Bolten, „alltägliche Situationen“ im Haus nachgestellt: Im Hof steht ein Auto, das nicht fährt, eine Küche erinnert an Zuhause, der Marktplatz ans Bummeln in der Stadt.
Nachfrage übersteigt Platzangebot
Mit einem großen Sommerfest und über 200 Besuchern weihte Wolfgang Bolten den modernen, dreistöckigen Neubau ein – und feierte zugleich das 25-jährige Bestehen des Altenzentrums. „Die Pflege hat sich in den vergangenen Jahren enorm gewandelt, die Ansprüche sind einerseits höher geworden, der Preiskampf zwischen den Einrichtungen ist größer“, sagt Bolten. Das eigene Haus sei voll belegt, einzig in der neu eingerichteten Tagespflege seien noch einige der 15 Plätze frei. Die Nachfrage, so Bolten, nach adäquaten Pflegeplätzen sei so hoch, „wir hätten noch einen zweiten Anbau bauen können“.
Sich ohne Begleitung frei bewegen
Einen dieser Plätze hat Ulrike Frala (65) für ihre 88-jährige Mutter bekommen. „Nachdem mein Vater verstorben war, brauchten wir kurzfristig einen Platz für meine Mutter.“ Die Art im Johanniter-Haus gefalle ihr, man sei offen und freundlich, dass sie sich selbst im Haus und jetzt auch für das Sommerfest einbringen kann, schätze sie, so die Buschhausenerin.
In dem Neubau können sich die Bewohner frei bewegen, zwei große Balkone sind mit Drahtnetzen gesichert, das offene Gelände mit seinen Terrassen, Wiesen und einem kleinen Garten ist geschützt durch einen hohen Zaun. „Früher konnten unsere Bewohner nur in Begleitung aus dem Haus, das haben wir nun deutlich verbessert“, sagt Bolten. Türen im Neu- und Altbau sind elektronisch gesichert, Bewohner tragen ein Armband, das ein Signal zum Versperren der Türen nach draußen aussendet.
Mit dem Anbau hat das Johanniter-Haus auch personell von 32 auf 50 Mitarbeiter in der Pflege aufgestockt. 70 Prozent, gibt Bolten an, seien examinierte Fachkräfte.