Oberhausen. Bei einem Brunch stellt Direktkandidat Lühr Koch seine Sicht auf Ukraine-Krieg und den Streit in der eigenen Partei vor. Eine Frage bleibt offen.

Die Tür zum Partei-Büro der Linken steht seit eineinhalb Stunden offen. Draußen scheint die Sonne, Passanten nutzen den Sonntag zum Bummel durch die Stadt. Im Büro liegen frische Brötchen bereit, es gibt Käse, Kaffee und selbstgemachte Falafeln. Lühr Koch sitzt mit rotem Halstuch am Tisch, frühstückt, und erzählt der Handvoll Zuhörern, was besser werden muss in dieser Welt. Manchmal geht jemand raus und richtet den Aufsteller vor der Tür auf, den der Wind umgeblasen hat. Dass jemand reinkommt, passiert nicht.

Die Partei steckt drei Wochen vor der Landtagswahl am 15. Mai in einer tiefen Krise. In Folge der Sexismus-Vorwürfe im hessischen Landesverband trat Co-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow zurück. Die jüngste Landtagswahl in der einstigen Linken-Hochburg Saarland brachte ein verheerendes Ergebnis: Die Partei stürzte um zehn Punkte ab und landete bei nur 2,6 Prozent.

In NRW sieht es momentan nicht besser aus. Eine Umfrage des WDR sieht die Links-Partei bei drei Prozent. Damit würde sie erneut den Landtag verpassen.

Linke-Politiker: „Wir zerlegen uns“

Im Oberhausener Partei-Büro an der Elsässer Straße begegnet man dem Tiefpunkt mit einer gewissen Routine. Es wird diskutiert, diskutiert und diskutiert. Lühr Koch, der einst Lehramt studierte und in der Logistikbranche arbeitete, will sich stark machen für gleiche Bildungschancen, für Gleichheit auf dem Arbeitsmarkt und der Verkehrswende. Der Rücktritt der Parteichefin hinterlässt allerdings auch Spuren bei ihm: „Es ist unglaublich ärgerlich für dei Linkspartei“, sagt der 72-Jährige. „Wenn die Linke nicht in den Landtag kommt, wird es wieder keine Partei geben, die in der Opposition die richtigen Fragen stellt.“ Wieder einmal zeige sich eine altbekannte Eigenschaft: „Wir zerlegen uns.“ Statt gegeneinander müsse man füreinander kämpfen, findet Lühr Koch.

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Einen Grund für die internen Streits sieht der Direktkandidat in der Meinungsvielfalt der Partei. „Die Linke hat ganz viele Flügel. Da muss es Flügelkämpfe geben.“ Die wurden zuletzt für alle sicht- und hörbar über die Frage nach dem Umgang mit dem Krieg ausgetragen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist eine Zerreißprobe für die Partei. Sahra Wagenknecht lehnt Sanktionen gegen Russland und eine Aufrüstung der Ukraine ab. Doch diese Meinung deckt sich nicht mit allen Mitgliedern der Partei.

Auch Lühr Koch lehnt die Aufrüstung der Ukraine ab

Auch Lühr Koch gehört zu Mitgliedern, die die militärische Unterstützung der Ukraine ablehnen. „Keine einzige Waffe wird jemals für Frieden sorgen“, sagt er. Allerdings hat auch der Friedensaktivist mit der angenehmen Stimme keine Antwort darauf, wie die Aggressionen zu stoppen sind. Es gebe ein Recht auf Selbstverteidigung, sagt er. Doch dafür braucht die Ukraine Waffen.

Unter fünf Prozent

Bei der Landtagswahl 2017 holte die Links-Partei 4,9 Prozent und verpasste damit knapp den Einzug.Im Wahlkreis Oberhausen I erhielt damals Linke-Direktkandidat Dr. Martin Goeke 7,56 Prozent. Im Wahlkreis Oberhausen II kam Kandidat Cigdem Kaya auf 5,87 Prozent.

Bei anderen Themen dürfte es Lühr Koch leichter fallen, bei der breiten Wählerschaft zu punkten: Oberhausen müsste fahrradfreundlicher werden, die Autobahnen nicht mehr von LKW’s verstopft sein. Auf dem Arbeitsmarkt wie in der Schule sollte jeder die gleichen Chancen haben. Und die Klimakrise sollte endlich ernst genommen werden.

Fehlen nur die Zuhörer.