Oberhausen.. Initiative des Zentrums für Integration und Bildung macht Frauen mit Zuwanderungsgeschichte fit für den deutschen Arbeitsmarkt
Sie haben es geschafft: Miranda Balaj und Ludmillla Max sind aus ihrer Heimat geflüchtet, um in Oberhausen ein besseres Leben zu führen. Doch ihr Weg zurück ins Berufsleben war steinig – ohne Sprachkenntnisse und ein Netzwerk aus Kontakten und Anlaufstellen machte sich schnell Unsicherheit unter den Frauen breit. Erst mit ihrer Teilnahme an dem Projekt „MuT – Mütter und Talent“ der ZIB-Bildungsinitiative, gelang ihnen der Wiedereinstieg in den Beruf – beide arbeiten nun in der Kinderbetreuung.
„Ich fühlte mich alleine“
Im Jahr 2009 hat Balaj ihren Heimatort Peja, der im Westen des Kosovo liegt, verlassen: „Ich bin damals nach Oberhausen gekommen, weil mein Mann bereits seit fünf Jahren hier lebte und ich schwanger war.“ Doch die erste Zeit war sehr schwierig für die junge Frau: „Ich habe kaum Deutsch gesprochen, hatte keine Familie oder Bekannte hier, keinen Job und mein Mann war jeden Tag arbeiten – ich fühlte mich alleine.“ Als ihr Sohn geboren wurde, kümmerte sich die 27-Jährige zunächst um die Erziehung und den Haushalt: „Ich wollte das unbedingt ändern und eine Arbeitsstelle finden, wusste aber nicht, an wen ich mich wenden kann.“ Erst bei der Anmeldung im Kindergarten habe die junge Frau den Tipp bekommen, dass es ein Programm für Mütter mit Migrationshintergrund bei der ZIB-Bildungsinitiative gebe. „Dort habe ich zunächst einen Intensiv-Deutschkurs gemacht, mich zur Interkulturellen Mediatorin qualifiziert, habe dann an dem MuT-Projekt teilgenommen und mich auch zur Übungsleiterin qualifiziert“, erzählt Balaj stolz. Sie ist nun im Brückenkindergarten der ZIB-Bildungsinitiative angestellt und wird demnächst in Vereinen Sportangebote anleiten. Ihr größter Traum: Im nächsten Jahr eine Ausbildung zur Kinderpflegerin beginnen. „Ihre Voraussetzungen sind sehr gut – derzeit fehlt nur noch die Anerkennung ihres Realschulabschlusses, das ist aber reine Formsache“, ist Tanis zuversichtlich.
„MuT – Mütter und Talent“ ist ein Projekt, das seit 2015 vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Müttern mit Migrationshintergrund wird eine modular aufgebaute zwölfmonatige Orientierungs- und Qualifizierungsmaßnahme angeboten, damit sie wieder ins Berufsleben einsteigen können. Sie bekommen Einzel- und Bewerbungscoachings, soziale und berufliche Kompetenzen werden trainiert, Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbener Abschlüsse eingeleitet und Ausbildungen oder notwendige Qualifizierungen vermittelt.
Aktuell nutzen mehr als 50 Mütter diese Chance.
Seit 2003 in Oberhausen
Eine von ihnen ist auch Ludmilla Max. Die studierte Lehrerin für Biologie und Chemie, die in Kasachstan geboren wurde, kam 2003 mit ihrer Familie nach Oberhausen. Nach einem Integrationskurs und zwei Qualifizierungen, die erfolglos blieben, war die Mutter enttäuscht und niedergeschlagen: „Ich dachte mir, dass ich in einem Alter niemals einen Arbeitsplatz finden werde.“ Aufgeben kam für sie allerdings nicht infrage: „Als ich 2014 von dem MuT-Projekt erfahren habe, war ich zwar erstmal skeptisch, doch Serap Tanis hat mich aufgebaut und motiviert.“ Mit Erfolg: „Nach der Qualifizierung zur Interkulturellen Mediatorin, wo die Frauen erstmal ein Netzwerk aufbauen und Wissen vermittelt bekommen, hat sie anschließend an dem MuT-Projekt teilgenommen, um ihren Hochschulabschluss anerkennen zu lassen“, sagt Tanis.
Seit April dieses Jahres arbeitet Lehrerin Ludmilla Max im Brückenkindergarten der evangelischen Familienbildungsstätte und gibt Deutschkurse bei der Kurbel: „Das ist fast wie in der Schule“, lacht die 57-Jährige.
Informationsveranstaltung für Mütter mit Zuwanderungsgeschichte
Das Zentrum für Integration und Bildung (ZIB-Bildungsoffensive – die Kurbel), die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, der städtische Integrationsrat sowie das Kommunale Integrationszentrum laden am morgigen Dienstag, 15. November, um 9.30 Uhr zur Informationsveranstaltung für Mütter mit Zuwanderungsgeschichte ein.
Die Veranstaltung findet in den Räumlichkeiten der ZIB-Bildungsinitiative – die Kurbel, Styrumer Straße 41, 2. Etage, statt. Die Frauen üben Vorstellungsgespräche im Rahmen von fünfminütigen Job-Speed-Datings, sie können an einem Bewerbungsmappen-Check und einem Fotoshooting für das Bewerbungsfoto teilnehmen. Zudem berichten ehemalige arbeitslose Mütter über ihren Weg zurück ins Berufsleben. Weitere Informationen: 9942461 oder s.tanis@die-kurbel-oberhausen.de