Oberhausen. Mehr als 800 Anwohner im Schlad sind gegen eine Bebauung des Geländes. Bei der Politik stießen sie damit auf taube Ohren – und sind tief enttäuscht
. Mehr als 800 Bürger im Schlad sind gegen eine Bebauung des brachliegenden Rück-Geländes an der Straßburger Straße mit rund 30 Einfamilienhäusern. Sie haben es mit ihren Unterschriften bekräftigt und in zwei Bürgerbeteiligungen unterstrichen. Die WAZ im Gespräch mit Christoph Rotthäuser, Pfarrer Helmut Müller und Burkhart Gutleben von der Bürgerinitiative für den Erhalt der Grünfläche.
Die Initiative hat viel argumentiert, aber wenig bewirken können – wie geht es Ihnen?
Christoph Rotthäuser: Wir fühlen uns von der Stadtverwaltung und der Politik nicht einbezogen, sogar regelrecht verarscht.
Inwiefern?
Helmut Müller: In der Analyse der Stadtverwaltung zum Bauprojekt sind Tatsachen verdreht worden. Dort wird zum Beispiel betont, dass die Fläche früher von einer Gärtnerei gewerblich genutzt wurde. Das ist aber Jahrzehnte her, inzwischen wurde das Gelände als Grünfläche ausgewiesen und muss nun wieder zur Baufläche erklärt werden. Auch die aktuelle Verkehrssituation wurde bewusst nicht einbezogen, oder man sagt, das mache die Lage auch nicht schlimmer. Wenn man das dann als Politiker liest, denkt man ja ‘alles ist gut’. Es gibt einige solcher Beispiele in der Stellungnahme. Wir befürchten, dass der Rat der Stadt nun seine Entscheidung für das Bauprojekt aufgrund solcher Verdrehungen trifft.
Die Bürgerinitiative hat eine harte Linie vertreten, „keine Bebauung“ statt eines Kompromisses. War das ein strategischer Fehler?
Müller: So war es nicht. Wir haben uns eingebracht, das Gespräch gesucht. Beim Rat der Stadt, beim Oberbürgermeister, bei den Fraktionen, die wir zur Diskussion in die Markuskirche eingeladen haben. Wir haben auch alternative Nutzungen für die Fläche vorgeschlagen. Zum Beispiel eine Begegnungsstätte für Generationen.
Rück ist ein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen. Warum soll ein solches denn sein Eigentum den Bürgern spenden?
Müller: Wir glauben, das wäre auch für Rück eine Win-Win-Situation geworden. Rück hätte dadurch eine höhere Akzeptanz im Viertel gewonnen und hätte seine vielen Events dann sicher mit der Unterstützung der Anwohner auf der Grünfläche durchführen können.
Sie hatten aber für Ihre Ideen wenig Unterstützung in der Politik. Woran liegt das?
Rotthäuser: Zum Teil verlässt die Politik sich zu sehr auf die Analysen der Stadtverwaltung. Es gab anfangs eine gewisse Offenheit bei Teilen der Grünen für unser Anliegen, etwa beim Ex-Bürgermeister Manfred Lorentschat.
Gutleben: Die Grünen wären wohl auch offener, wenn sie nicht in Koalition mit der SPD wären.
Was sagt das eigentlich über den Wert von Bürgerbeteiligung aus?
Müller: Man hat das Potenzial von 800 Bürgern, die sich für ihr Viertel politisch eingesetzt haben, konterkariert. Man nimmt den Frust der Menschen in Kauf, um das Projekt über sie hinweg durchzusetzen. Das ist eine bedrohliche Perspektive.