Oberhausen. Die Ludwiggalerie zeigt 100 Arbeiten eines der genialsten Fotografen überhaupt. „Weegee The Famous“ raste als Polizeireporter durchs nächtliche New York.
Erst Christo im Gasometer. Jetzt Weegee in der Ludwiggalerie. Oberhausen mag eine arme Kommune sein, aber die Stadt geizt nicht, wenn es darum geht, Werke der ganz Großen zu zeigen. Christo – ein Künstler. Weegee (1899 bis 1968) – einer der bedeutendsten amerikanischen Fotografen der 1930er, 40er und 50er Jahre. Arthur Fellig, der sich das Synonym „Weegee The Famous“ zulegte, gilt als Fotografen-Legende. Berühmt machten ihn seine nächtlichen Bilder von Brandkatastrophen, Unfällen und Morden.
Wie jeder gute Polizeireporter hörte er den Polizeifunk ab
In der Ludwiggalerie werden nun von Sonntag (26.5.) bis zum 8. September 100 Fotografien Weegees gezeigt. Welchen anderen Namen hätte diese Ausstellung tragen können als „Weegee – The Famous“.
„Weegee hatte den Ruf, schon immer bei der Leiche zu sein, ehe es überhaupt eine gab“, sagt Christine Vogt, Kuratorin der Ausstellung. Weegees Rasanz war kein Wunder: Der Fotograf erhielt 1938 als erster Pressevertreter das Privileg, den Polizeifunk abzuhören.
So fotografierte Weegee
Darüber hinaus wurde Weegee aber auch ein siebter Sinn zugeschrieben. Deshalb gaben ihm die Leute den Spitznamen einer spiritistischen Alphabettafel, dem „Quija-Board“. Er selbst überlegte sich dazu die englische Schreibweise „Weegee“.
Der Mann, der sich als hart gesotten präsentierte und wunderbar selbst inszenierte, dem nie die Zigarre im Mund fehlte, ging – ganz Voyeur – nah ran an seine Motive: an von der Polizei erschlagene Diebe oder trauernde Menschen. Er scheute sich aber auch nicht, die Schwarzen in Harlem zu fotografieren, was in Zeiten der Rassentrennung als unmöglich galt.
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Weegee, der seine Kamera seine Geliebte nannte, bildete Obdachlose ab, aber auch Berühmtheiten wie Jackie Kennedy oder Salvador Dali, Zirkusleute und Tänzerinnen in den Clubs. All seine Bilder zeichnen sich durch harte Hell-Dunkel-Schnitte aus. „Sie sind perfekt komponiert und oft von einem hintergründigen Witz“, sagt Vogt über die angewandte, die Pressefotografie, der sich die Galerie verpflichtet fühlt. Weegee habe dazu beigetragen, in Zeiten, in denen noch viel mit Zeichnungen gearbeitet wurde, die Fotografie zu emanzipieren. So sei es absolut ungewöhnlich gewesen, dass über einen Fotografen selbst berichtet wurde – wie über Weegee 1937 im „Life Magazine“.
Und was ist mit Weegees Kunst heute? Die Genialität seiner Fotografien ist kein bisschen verblasst. Die spannende Ausstellung sollte sich niemand entgehen lassen.