Oberhausen. „Hab’ ne Tante aus Marokko, Hipp-Hopp“- Insgesamt 11.000 Kinder singen bei drei Konzerten in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen. Erst- bis Siebtklässler musizieren bei „Klasse, wir singen“ miteinander. Eine Minis-ohne-Playback-Show, denn die jungen Künstler singen live.

Die Mini-Karawane marschiert im Gänsemarsch: Einige streichen mit den Händen ihre weißen T-Shirts glatt, andere quatschen mit den Nachbarn. „Aufregend!“, hört man häufig. Auch: „Wie ging der Text noch einmal?“ Und ein eindringlicher Wunsch ist auch dabei: „Du, ich sitze aber neben dir?!“

Winzlinge bei einem Klassenausflug? Die Jüngsten sind sechs Jahre alt, Kinder aus den Klassen eins bis sieben pilgern am sonnigen Samstag die Treppenstufe zur König-Pilsener-Arena hinauf. „Klasse, wir singen!“ steht auf ihren kleinen Mappen und dem Stoff-Shirt, auf das viele mit Stolz neben den staunenden Spaziergängern deuten.

Kleine Sänger in weißen T-Shirts

Mehr als 11 000 Kinder aus dem westlichen Ruhrgebiet und vom Niederrhein haben in der Neuen Mitte ihren großen Auftritt. Nicht im stillen Kämmerlein, sondern in der ganz großen Konzerthalle. Nicht alleine, sondern zusammen. Mit einer richtigen Band. Eine Minis-ohne-Playback-Show.

Denn hier ist alles live. „Wir haben ganz doll geübt!“, meint Niklas (8) kurz vorher. Auch Janina (11) gesteht, dass sie ziemlich unruhig geschlafen hat. „Meine große Schwester drückt mir die Daumen“, sagt das Mädchen mit der rötlichen Langhaarfrisur. Mehr Zeit für Fragen gibt es aber nicht. Klar, alle müssen zum 20-minütigen Einsingen. Wie die Profis.

„Hab ‘ne Tante aus Marokko, Hipp-Hopp!“

Drei wechselnde Konzerte gibt es. Sie dauern jeweils 90 Minuten. Pro Vorstellung verwandelt sich eine Seite der Konzerthalle in eine riesige „Wand“ aus singenden Kindern in weißen Shirts. Sie sitzen am Ende des Innenraums und auf den Tribünen bis in den obersten Rang. Und zeigen nun, was sie im Schulunterricht sechs Wochen geübt haben. „Hab ‘ne Tante aus Marokko, Hipp-Hopp!“

Ausgedacht hat sich die Konzerte der Braunschweiger Domkantor Gerd-Peter Münden vor sieben Jahren. Was klein begann, tourt seitdem quer durch die Republik. Mehr als 135 000 Kinder haben bisher schon mitgemacht. „Bei uns gibt es kein Casting“, sagt Stephanie Wichert von „Klasse, wir singen!“.

Alle sollen zusammen singen können

„Alle sollen mitmachen und nicht wie bei TV-Shows einzeln, sondern im Kollektiv singen können.“ Der Leistungsstand spiele da keine Rolle. „Da alle zusammen singen, können Gute die weniger Guten problemlos auffangen.“ Das Projekt wird vom „Verein Deutsche Sprache“ unterstützt.

Moderatorin Elke Lindemann leitet das Zusammenspiel der Stimmen und muss eher die Zuschauer animieren: „Auch die Eltern dürfen mitsingen!“ Grandios: „I Like the Flowers“, „Kein schöner Land“ und „Hey, Pippi Langstrumpf“. Nach der Gänsehaut ging es wieder im Gänsemarsch heimwärts.