Oberhausen..

WAZ-Leserin Heidemarie Mracsek kann einem leidtun. Jetzt hat sie es schon so nett in Buschhausen, hat Garten und Balkon und kann das schöne Sommerwetter trotzdem nicht genießen. Es stinkt! Das liegt nicht daran, dass Frau Mracsek übelriechende Blumen gepflanzt hätte, schuld ist einzig die Emscher. „Das ist nicht schön“, beschwert sie sich in der Redaktion. Und fragt sich bei aller Liebe zu den Projekten rund um das Gewässer, was denn gegen den penetranten Geruch unternommen werde. Wir haben uns erkundigt.

Haushalte, Industrie, Gewerbe

„Ihre Leserin hat recht“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, geradeheraus. „Die Emscher ist ein Abwasserfluss, eine Köttelbecke.“ Alle Abwässer aus Haushalten, Industrie und Gewerbe des gesamten mittleren Ruhrgebiets, umgerechnet von mehr als einer Million Menschen, flößen hier ein – „und wenn dann noch die Sonne auf die Gülle knallt...“

Der Geruch ist nicht nur im Sommer wahrnehmbar, jetzt aber ganz besonders. „Weil es über lange Strecken nicht regnet“, wie Ilias Abawi erklärt. „Regen verdünnt das Abwasser und verringert die Geruchsemission.“ Hinzu käme, dass die Wärme die Gerüche nach unten drückt.

Es war mal schlimmer

Abawi kann auch erklären, warum der Emscher-Gestank die Oberhausener besonders betrifft: „Die Abflusseinleitung beginnt in Dortmund. In Gelsenkirchen und Essen wird es dann richtig schlimm mit den Gerüchen. Bis zur Kläranlage in Bottrop, wo dann ein Teil der Emscher gereinigt wird. Die Abwasser aus Essen werden aber alle über verschiedene Flüsse wie die Berne in Richtung Oberhausen geleitet. Das fließt dann alles durch die Stadt bis zur Kläranlage in der Emschermündung hinter Holten. Dort wird wieder gereinigt.“

Auch wenn es kein Trost ist für Heidemarie Mracsek: „Früher hat die Emscher noch viel mehr gestunken“, sagt Ilias Abawi. Zwei moderne Groß-Kläranlagen in Dortmund und Bottrop würden seit den 90er Jahren für Abhilfe sorgen. „So konnten auch Sauerstoff-Bötchen außer Betrieb genommen werden.“ An die erinnert sich auch die Leserin noch, die seit 1952 schon an der Emscher lebt.

Trotz alledem gibt es auch gute Nachrichten. „Der Emscherumbau dient dazu, den Gestank unter die Erde zu verlagern“, erklärt Abawi. Ab 2018, wenn der Kanalbau fertig ist, werde der ganze Schmutz, der die Gerüche heute noch auslöst, unter der Erde verlaufen. „Die Emscher wird dann ein ganz normaler Fluss sein“, frohlockt Ilias Abawi. „Wir werden aus dem Hinterhof des Reviers seinen neuen Vorgarten machen.“ Und spätestens dann kann sich auch Heidemarie Mracsek wieder in ihren Garten trauen.