...tragen Uniform, Schürze und Turnschuhe. Sie stehen stellvertretend für jene, die arbeiten, wenn alle anderen frei haben
Heiligabend zieht Helmut Deterding keinen roten, sondern einen grünen Mantel an: Der 47-Jährige ist einer von rund 150 Polizeibeamten, die an den Weihnachtstagen Dienst schieben müssen. Neun Stunden Nachtschicht an allen drei Festtagen, „das macht mir nicht aus, immerhin habe ich mir den Beruf ausgesucht, dann gehört so etwas auch dazu“. Die Bescherung mit seinem zwölfjährigen Sohn wird vorverlegt, das Weihnachtsessen mit der rund 20-köpfigen Familie findet bei Muttern statt, sechs Pötte Kaffee halten auf Trapp. „Heiligabend ist traditionell zum Glück etwas ruhiger, viel zu tun ist hingegen am zweiten Weihnachtstag.“ Familienzwiste unterm Tannenbaum, häusliche Gewalt, „hoffentlich kommt bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen nicht noch ein Verkehrschaos dazu“. Der Sterkrader Wachdienstleiter rät deshalb, auf den Pkw zu verzichten.
Umsteigen also. Knapp 200 Mitarbeiter der Stoag werden am Weihnachtswochenende unterwegs sein, dazu kommen noch einmal knapp 130 am heutigen Freitag. Und Hunderte Taxifahrer – wie Norbert Nowakowski. Von 6 bis 18 Uhr, am 24. und 25. Dezember: „Die Kinder sind groß, da habe ich mich freiwillig gemeldet.“ Seit mehr als 15 Jahren fährt der 55-Jährige für das Taxiunternehmen Krein, Weihnachten bringt er rund 50 Kunden pro Tag sicher zu Kirche, Kaffeeklatsch und Familienschmaus. „Ich fahre gerne zu dieser Zeit, die Fahrgäste haben Zeit, sind entspannter.“ Und welchen Weg nimmt der Borbecker selbst am liebsten? „Den Heimweg.“
Auf den kann sich Nina Slottke am Sonntag auch erst zu später Stunde machen: Die 19-Jährige absolviert derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Johanniter-Unfall-Hilfe und steht während der Festtage beim Hausnotrufdienst parat. Knapp 1500 ältere und kranke Menschen aus Oberhausen und Duisburg nutzen dieses Tag-und-Nacht-Angebot, tragen also einen Knopf am Körper, den sie im Notfall betätigen können. Über eine Freisprechanlage schaltet sich die Johanniter-Leitstelle ein, schlimmstenfalls muss Slottke mit Auto und Erste-Hilfe-Tasche raus. „In der dunklen Jahreszeit ist immer viel zu tun“, weiß sie. 16 Kollegen teilen sich die Weihnachtsschicht – mehr wären es, wenn noch der Rettungsdienst dazu käme.
Den übernimmt an den Feiertagen die Feuerwehr. Sieben Rettungskräfte stehen in Oberhausen bereit, dazu kommen 42 Feuerwehrleute, die in der Hauptwache und in Sterkrade im 24-Stunden-Wechsel die Stellung halten. Stellvertretender Wachbereitschaftsleiter Jürgen Kleine-Natrop (49) ist einer von ihnen. Junge Väter, so die Abmachung, bleiben Weihnachten zu Hause, „deshalb habe ich mir nicht freigenommen“. Die Kinder sind groß, die Familienfeier richtet sich nach dem Schichtplan. Weihnachten sei zum Glück nicht viel los: der ein oder andere lichterloh brennende Adventskranz, dazu anfallende Büroarbeiten für das kommende Jahr. „Am Heiligen Abend sitzen wir mit den Kollegen auch bei einem kleinen Festessen zusammen.“
Sollte das anbrennen, ist da noch der Pizzadienst. Knapp 60 Pizzerien gibt es in unserer Stadt, Alessandro Onda (33) steht am ersten und zweiten Weihnachtstag in einer ihrer Küchen. Eigentlich wäre er lieber in Norditalien bei seinen Eltern, wo er seine Schwester mit Schneebällen bewerfen könnte. Nun muss er arbeiten, „so ist das in der Gastronomie eben“, sagt Chef Gioele Licitra, Inhaber der Pizzeria La Grotta. Weihnachten sei immer viel los, 40 Anrufe in einer Nacht, da fährt der Koch auch selbst. Und was isst man Weihnachten in Oberhausen? „Fleischgerichte und Pizza“, grinst Onda. „Pizza geht immer.“
Damit die auch wieder von den Hüften geht, steht Dennis Pinana Schuld bereit. Er ist einer von sechs Angestellten des Fitnesscenters Go First, das sich Heiligabend und am Sonntag den Kalorienflüchtigen widmet. „Wer viel isst, kommt vorher oder hinterher trainieren“, sagt der Sport- und Fitnesstrainer im zweiten Ausbildungsjahr. Wer bei dem Schnee lieber zu Hause bleibt, dem rät der 25-Jährige zu Sit-Ups und Liegestützen. Das Schöne an Weihnachten: „Das kann man ja auch vor dem Fernseher machen. Es laufen doch so viele Filme.“
Winterdienst: Immer in Bereitschaft
Wegen des andauernden Schneefalls ist die volle Belegschaft der Betriebe Entsorgung sowie Kanäle und Straßen in Bereitschaft. 68 Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) rücken im Schneefall aus, unter ihnen Guiseppe Contrino (45). „Ob Weihnachten oder Silvester, wenn es schneit, müssen wir eben arbeiten.“ Der dreifache Familienvater nimmt es gelassen: „Meine Töchter verstehen das. Einer muss ja dafür sorgen, dass die Straßen wieder frei sind.“