Topfit: Helene Fischer verblüfft Fans mit dreistündiger Show in Oberhausen
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Oberhausen. Ein Infekt plagte Helene Fischer und machte ihre Fans atemlos: Bei der Rückkehr in Oberhausen überrascht die Schlagersängerin 10.000 Anhänger.
Selten landete eine „Infektion der oberen Atemwege“ so häufig in den Schlagzeilen, wie in den vergangenen Wochen: Schlager-Star Helene Fischer wechselt am Dienstag beim ersten von fünf ausverkauften Konzerten in der König-Pilsener-Arena gleich siebenfach ihre Garderobe und ruft 21 Mal ein lautes „Oooberhausen“ ins Mikrofon – ihre offenbar überstandene Erkältung erwähnt sie dagegen nicht ein einziges Mal.
Es ist alles gesagt, nun wird vieles besungen. Liebe, Treue, Herz und Schmerz. „Heute Abend wird gelebt“, verkündet die 33-Jährige und mehr als 10.000 Fans jubeln reflexartig zurück. Dass viele nach den fünf ausgefallenen Konzerten in Berlin und zwei abgesagten Shows in Wien aber schon etwas atemlos auf den Konzert-Marathon in Oberhausen blickten: vergessen. Nach ihrem Comeback in Österreich hören feine Ohren beim ersten Konzert nach ihrer Rückkehr nach Deutschland noch eine leicht belegte Stimme heraus. Alles andere wäre allerdings auch verwunderlich gewesen.
Zirkus mit Helene Fischer unter dem Hallendach
Und staunen muss man sowieso. Denn was Helene Fischer in rund drei Stunden auf die Bühne zaubert, ist schon großer Zirkus - auch wenn es abgehoben klingt. Die Akrobatengruppe 45 Degrees aus dem berühmten Cirque du Soleil klinkt die Sicherheitshaken der Seile ein und wirbelt zur Hochseilartistik bis unter die Hallendecke. „Sie wird doch nicht? Sie ist schon dabei!“ Helene Fischer lässt sich in Oberhausen nicht hängen. Spektakulär schwebt die Sängerin durch die voll besetzte Halle. Sie greift hoch oben nach dem Arm eines Artisten und dreht wie ein Kreisel ab – tosender Applaus.
„Nur mit dir“, „Herzbeben“, „Die schönste Reise“ - nächste Ausfahrt: Glückseligkeit! Das klingt nicht nach einem Schlager-Mauerblümchen, das schallt wie eine Pop-Diva. Wenn bei ihrem neueren Song „Achterbahn“ endgültig der Disco-Bass zum flackernden Stroboskope-Licht die Arena aufheizt, könnte man meinen, die 33 Jahre alte Freundin von Schlager-Kollege Florian Silbereisen hätte nie etwas anderes gemacht.
Kinder, Eltern und Großeltern im Publikum
Doch es ist ein Irrlicht am volkstümlichen Himmel: 2009 spielte Helene Fischer ihr erstes Konzert in der Oberhausener Arena vor gerade einmal 2000 Zuhörern. Damals nahm sie im braven Kleid auf der Bühne noch unaufgeregt Blumengebinde in Empfang - von Akrobatik keine Spur. Was also ist nur passiert, dass sie neun Jahre später an gleicher Stelle 50.000 jubelnde Fans sehen wollen?
Nun, es ist eine der seltenen geglückten Handwerksarbeiten, sein Image modern aufzupolieren, ohne die älteren, treuen Fans zu verprellen. Die Show zieht mittlerweile Kinder, Eltern und Großeltern gleichermaßen an.
Ur-Schlagersongs wie „Fehlerfrei“ sind kräftig entstaubt worden und klingen heute plötzlich clubtauglich. Dazu gibt es jetzt sexy Hüftschwünge, knapper bemessene Klamotten, laszive Blicke, die auf monströsen Leinwänden erscheinen. Oder es ist eine Sängerin zu sehen, die aus dem Kinofilm Avatar entsprungen scheint.
Punkte auf dem Sympathiekonto in Oberhausen
Aber es gehört eben auch zur neuen Fischer, dass sie für Oma Gisela im Publikum ein Geburtstagsständchen anstimmt. Und diese sich mit Taschentüchern die Tränen der Rührung aus dem Gesicht wischt. Es passt, dass sie zwischendurch mit einem sportlichen Fan am Bühnensteg plaudert, der 90 Kilometer mit Helene-Fischer-Musik auf den Kopfhörern durch Südafrika lief. Oder sie zwei ihrer treusten Fans in der ersten Reihe fragt, wie oft sie die Show denn nun schon gesehen haben. Antwort: „40 mal!“
Lautstarke Buh-Rufe gibt es in der Arena dann auch noch: Aber nur, als die 1,58-Meter-Sängerin nach einer Abkürzung für Oberhausen fragt und ein Fan aus dem Publikum mit „Schalke“ antwortet.
Das alles ergibt ein prall gefülltes Konto mit Sympathiepunkten. Es schallt am Ende langer Applaus zum bunten Schnipsel-Regen aus der Konfetti-Fontäne. Auf alle Skeptiker wird das Phänomen Helene Fischer indes wohl auch nach den Festspielen in Oberhausen (weitere ausverkaufte Konzerte am Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag) weiterhin seltsam wirken.
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