Oberhausen. Bislang halten sich Wirte und Kneipengäste widerwillig an das Rauchverbot. Jetzt sind jedoch erste Hinweise auf Verstöße aufgetaucht. Der Gaststättenverband befürchtet, dass sich Wirte gegenseitig anschwärzen.
Die große Mehrheit der Wirte und Kneipengäste in Oberhausen hält sich zähneknirschend an das strenge Rauchverbot, das Anfang Mai in Kraft getreten ist. So konnte das Ordnungsamt bei seinen Stichproben bislang keinen einzigen Verstoß gegen das neue Nichtraucherschutzgesetz feststellen.
Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga-Nordrhein rechnet nun damit, dass sich Wirte bei Missachtung des Verbots gegenseitig anschwärzen, um auf diesem Weg Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern. Die Stadt jedoch will niemanden zum Denunzieren ermuntern.
"Wir werden niemanden offensiv zum Anschwärzen aufrufen"
Bis dato sind beim Ordnungsamt fünf Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, die derzeit überprüft werden. „Es ist ein hart umgekämpftes Geschäft. Und wenn ich mich als Kneipenwirt genau an das strenge Verbot halte, der Wettbewerber um die Ecke jedoch nicht, habe ich einen massiven Nachteil. Das werden viele Leute nicht einfach so hinnehmen“, erklärt Thomas Kolaric, Geschäftsführer der für Oberhausen zuständigen Dehoga-Nordrhein.
Die Stadt will dieses Denunzieren jedoch nicht über die Maßen fördern, wie Ordnungsdezernent Frank Motschull betont. „Wir werden niemanden offensiv zum Anschwärzen aufrufen. Es wird keine Hotline eingerichtet und auch kein Beschwerdeformular geben. Das wäre der ganzen Sache nicht dienlich.“
Wirte werden vom Ordnungsamt zur Anhörung geladen
Nichtsdestotrotz ist das Ordnungsamt bemüht, den fünf eingegangen Hinweisen alsbald nachzugehen. „Zwei betroffene Wirte haben wir zur Anhörung geladen. Wobei natürlich die Beweisführung schwierig ist, wenn dann Aussage gegen Aussage stehen sollte“, erklärt Ordnungsamtschef Horst Ohletz und fügt an: „In den anderen drei Fällen wird es unangekündigte Kontrollen geben. Wir gucken dann, ob dort das Rauchverbot ganz grundsätzlich missachtet wird.“ Gastwirten, die dies tun, drohen im Extremfall Geldbußen von bis zu 2500 Euro.
Obwohl das Gros der Kneipengäste den Glimmstängel widerwillig, aber ohne Ermahnung draußen vor der Tür anzündet, ist die Stimmung unter den meisten Oberhausener Gastronomen alles andere als positiv. So hat Andreas Dehorn, Inhaber vom „Uerige Treff“, bereits einen Rückgang des sogenannten Thekengeschäfts von mehr als zehn Prozent zu verschmerzen. Und Gregor Woitzik, Inhaber des „Helvete Metal Club“, registrierte schon zahlreiche Gäste, die – mit Verweis auf das strikte Rauchverbot – deutlich früher ihren Heimweg antraten als sonst.
Kühle Temperaturen im Winter bereiten Gastwirten Sorgen
„Für viele gehört die Kippe einfach obligatorisch zu einem Musikabend dazu“, erklärt er. Woitzik befürchtet ferner, dass die Geräuschkulisse der vor dem Eingang rauchenden Gäste irgendwann die Nachbarn erzürnen könnte. „Und bei dem ganzen Rein und Raus hat es leider auch der Zechpreller einfacher.“ Eine Ansicht, die Werner Klinkhammer, Inhaber der Musikkneipe „Yesterday“ in Sterkrade, teilt. „Die Situation ist für den Wirt unübersichtlicher geworden, und natürlich leidet auch die Gemütlichkeit.“
Richtig Bauchschmerzen bekommt er allerdings, wenn er an die fröstelnden und womöglich fluchenden Raucher im nächsten Winter denkt. „Vor zweieinhalb Jahren habe ich für rund 5000 Euro eine neue Tür für meinen Raucherraum gekauft, die ich jetzt gar nicht mehr brauche. Nun fehlt mir aber das Geld, um Heizstrahler und ähnliches anzuschaffen“, klagt Klinkhammer.