Der Parkplatz der Turbinenhalle vergisst nicht. Jeder Regenschauer hinterlässt in den tiefen Furchen des Schotterareals seine gefürchtete Matschpaste. Wer ausgeht, sollte den ersten Spießrutenlauf des Abends besser erfolgreich beenden. Vor allem, wenn es bei der Vorabi-Party nicht schon bei den ersten Schritten auf dem Tanzparkett rutschig werden soll.
Klare Spielregeln an der Tür
Vorabi-Party? Vorabi-Party! Dass sich schon vor den schriftlichen Prüfungen ganze Stufen in ungehemmter Feierlaune zeigen, hat eine gute Tradition. Dabei dient die gesellige Zusammenkunft eher wenig der Ablenkung vom entscheidenden Bücherwälzen. Doch warum geht es tatsächlich? Wir mischen uns unter das Feiervolk.
Freitagabend. Die Uhrzeiger drehen sich auf Mitternacht zu. Vor den Türen des T-Club stehen kleine Grüppchen vor einer rostigen Metalltreppe in der Schlange an. Vor der Türluke versucht Patrick an einem bulligen Türsteher vorbeizukommen. Doch Patrick plagt ein Problem. Der Ausweis liegt zu Hause. Während er vergeblich auf den Sicherheitsmann einredet und was mit „ärgerlich“ murmelt, telefoniert ein Freund offensichtlich mit der Heimat. „Ein Kumpel bringt ihn gleich mit!“ Abend gerettet!
Jede Party wird durchgerechnet
Vorabi-Partys haben klare Regeln. Ausweiskontrolle am Eingang. Personen über 16, aber unter 18 Jahren dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen und mit unterschriebener Einwilligung der Erziehungsberichtigen in den Saal.
Sophie Sattler ist Stufensprecherin des Sophie-Scholl-Gymnasiums. Die 19-Jährige gehört zum Team, das die Sause mit organisiert. Die Hausaufgaben vor den Partys, die jeder Jahrgang mehrfach ausrichtet, sind definiert. Sophie zählt auf: „Halle finden, Termin festlegen, Preise festlegen, Karten verkaufen.“ Denn schließlich dient die Vorabi-Party auch einem wirtschaftlichen Interesse. Sophie Sattler: „Die Erlöse der Partys werden auch dazu verwendet, später den Abi-Ball mitzufinanzieren.“ Daher sollte das Verhältnis zwischen Eintrittspreis, Ausgaben (etwa für Werbung und Plakate) sowie der Hallenmiete stimmen.
Die Turbinenhalle hat die Räumlichkeiten ohne Miete bereitgestellt. Dafür behalten die Vermieter 100 Prozent des Getränkeumsatzes. „Das ist ein attraktives Modell, da andere Hallen oft hohe Grundmieten verlangen“, begründet Sophie. Schließlich muss sich das Komitee des Gymnasiums so nicht selbst um Sicherheitspersonal oder Discjockey kümmern.
Einige Monate vorher beginnt die Planung. Doppeltermine mit anderen Gymnasien sind ungünstig, denn es kommen nicht nur Stufenangehörige, sondern auch Freunde und Bekannte. Wenn alles richtig läuft, trudeln 400 bis 500 Tanzwütige ein. Bei sechs bis acht Euro Eintritt bleibt nach Abzug der Kosten ein vierstelliger Betrag übrig.
Die Hallensuche gestaltet sich im Vergleich zum mühseligen Marathon bei Abi-Bällen, gerade aufgrund der doppelten Zahl der Absolventen, hier anders: „Eine Halle findet man bei Vorabi-Partys in der Regel einfacher als bei den Abi-Bällen.“ Dies liege daran, dass bei Partys oft auch kleinere Hallen geeignet sind. Zudem ist der Zeitraum für die Terminvergabe deutlich größer.
Doch bei allen Rechenspielen sind die Partys auch Start der Abschiedstournee einer langen Schulzeit. „Abilando - Amigos Adios“ lautet das Motto beim Sophie-Scholl-Gymnasium, abgeleitet von einem Song der Sängerin Loona („Bailando“). Und hier gibt es immer wieder wohlige Erinnerungen. Sophie Sattler: „Bei einer Vorabi-Party habe ich meinen Freund kennengelernt.“