Oberhausen..
Natürlich ist es als Show inszeniert, wenn Koch Matthias Grünwald ein Pfund Butter in die Pfanne mit Aprikosen sinken lässt. Ein erschrecktes, doch auch wohliges „Ohh“ entweicht den Zuschauern, als dieser noch eine endlose Menge Zucker in den Sud aus Butter und Obst hineinrieseln lässt. „Darf man das?“, liest man in den Augen: „Nur eine Messerspitze“, kommentiert der Koch vom Brauhaus Zeche Jabcobi.
„Unternehmen kochen“
Gekocht wird an diesem Abend im Oberhausener Küchenhaus Keie an der Essener Straße – doch nicht nur am Herd. Mittelständische Unternehmer aus der Stadt brauen hier gemeinsam noch an ganz anderen Rezepten. Etwa: Was eine Firma für Digitaldruck gemeinsam mit einem Autohaus kreieren könnte, oder ein Tresorhändler mit einem Anbieter für Bootsreisen? Zutaten findet man unter den rund 25 Gästen so viele wie es Branchen gibt.
„Unternehmen kochen“ hat Christian Leufert, Vorstand des Bundesverbands Mittelständischer Wirtschaft (BVMW) im Kreisverband Oberhausen, diesen Abend genannt. Das ist eindeutig im doppelten Sinn gemeint: „Wir bieten eine Plattform, wo Mittelständler zusammenkommen, um sich kennen zu lernen – und lecker zu essen.“ Doch bevor man zu kleinen und großen Geschäften übergeht, prüft man hier, wie das Zusammenspiel bei der Herstellung von Teigrollen funktioniert: „Ist das Hackfleisch fertig?“ „Kommt!“
„Man könnte auch Gips nehmen“
Genau beobachtet man die Sorgfalt beim Rollen – kann man mit dem Geschäfte machen? „Sieht gut aus“, lobt der Kollege an der Pfanne. Auch für Gisela Kickler vom Küchenhaus Keie ist es ein gelungener Abend: „Wir sind erst seit etwa einem Jahr an diesem Standort.“ Das Fachgeschäft an der Essener Straße soll sich noch weiter herumsprechen, ein guter Anfang ist gemacht.
Indes ist Koch Matthias Grünwald schon beim Hauptgang: Fleisch vom Jungbullen wird im Salzteig gegart, der aus Sahne mit Eischnee von 20 Eiern und einigen Schachteln Salz besteht. „Man könnte auch Gips nehmen“, behauptet Grünwald. Im Ernst? „Klar.“ Seine Ausbildung machte der Küchenchef bei Hackbarth’s in Oberhausen und anschließend beim so genannten Kräuterpapst Alfons Schuhbeck in München. Eigentlich hätte er Kfz-Mechaniker werden wollen. Glücklicherweise für die anwesenden Gäste war das nichts für ihn.
Die holen sich auch reichlich Tipps – nicht fürs Geschäft, wohl aber für die eigenen vier Küchenwände: Woran man frische Flusskrebse erkennt? Meist daran, dass sie nicht rot sind. Wenn doch, sind sie vermutlich im Ausland vorgegart worden und schon Tage unterwegs. Wenn Grünwald frisch einkauft, dann beim Großhändler in Duisburg und Essen, oder bei einem Oberhausener Asia-Händler seines Vertrauens.