Oberhausen..
Integrative Ferienspiele mit Therapiepferden und Hunden bringen Spaß — und fördern die persönliche Entwicklung
Fabian wagt den Aufstieg. Erst auf die kleine, dreistufige Holztreppe. Dann auf den breiten gemütlichen Rücken Marons. Der Haflinger setzt sich in Bewegung und Fabian schaukelt auf dem Rücken des gutmütigen Pferdes sanft hin und her.
Der Junge findet es „gut“ zu reiten. Das Erlebnis Tier gefällt auch den übrigen Kindern im Alter von sieben bis 14 Jahren, die am Vormittag bei den Integrativen Ferienspielen, einem Angebot der „Offenen Hilfen Alsbachtal“, dabei sind.
Heil- und Reitpädagogin Patricia Rahardja (31) stellt den Jungen und Mädchen nicht nur ihre ausgebildeten Therapiepferde Maron (11) und Indy (22) zur Verfügung, sie hat auch ihre Hunde Paul und Emma dabei. Diese beiden Gemütsriesen faszinieren die Kinder. Ein kleines Mädchen möchte unbedingt zu Paul, der mit großen treuen braunen Hundeaugen dem entgegenblickt, was da auf ihn zukommt. Nur streicheln reicht der Kleinen nicht. Paul bekommt einen dicken Kuss.
Bevor die Kinder zu ihren kleinen Reitausflügen starten, haben sie die Pferde schon geputzt. „Sie lernen das Lebewesen Pferd kennen“, sagt Rahardja. Erfahren, was es frisst, streicheln es. Die Kinder seien alle unwahrscheinlich offen. „Das Erlebnis in der Gruppe ist gut, weil ängstlichere Kinder bei den anderen beobachten können, dass nichts passiert“, erklärt die Reitpädagogin. Oft mache das Pferd auch den ersten Schritt. Und wie soll man da widerstehen, wenn Maron einen mit seiner samtigen Nase sanft anschnuppert. So kommt es, dass teils fünf, sechs Kinder um ein Pferd herumstehen, es streicheln. „Das geht nur, weil die Pferde eben entsprechend ausgebildet und eh sehr ruhig und ausgeglichen sind“, sagt die Heilpädagogin.
Reiten bedeutet gerade auch für Kinder mit Behinderungen sehr viel mehr als nur ein nettes Freizeitvergnügen. „Die Kinder werden in ihrer ganzen Persönlichkeitsentwicklung unterstützt“, erklärt die Expertin. Sie listet auf, wie motorische Fähigkeiten oder die Wahrnehmung gefördert werden. Die Kinder erfühlen das Fell des Pferdes, spüren dessen Wärme. Ein völlig neues Körpererleben gerade für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die Förderung sozialer Kompetenzen, der Umgang mit den Vierbeinern bringt den Kindern viel. Nicht zuletzt auch eine gehörige Portion mehr an Selbstvertrauen. Wenn man sich getraut hat, sich auf so ein großes Tier zu setzen, dann ist man doch fast schon ein Held.
Am Rande des Reitvergnügens traut sich ein kleiner Rollstuhlfahrer erst mal so einen großen Hund zu streicheln. Entzückt strahlt der Junge nach seiner Heldentat. Während dessen wartet Sara (8), dass sie aufs Pferd darf. Sie ist in der Schule schon geritten, erzählt sie. Und gerade habe sie Indy gebürstet. Die Pferdeseniorin nennt Rahardja liebevoll ihre „Teilzeitrentnerin“. Sie macht nur noch diesen Job mit den Kindern. „Als Ausgleich gehen wir mit ihr spazieren“, sagt die Heilpädagogin. Maron ist dagegen ein junger Spund und wird noch richtig geritten. „Für die Pferde ist es wichtig, dass sie zu ihrer Arbeit als Therapietiere einen Ausgleich haben“, erklärt ihre Besitzerin.
Fabian, der nun schon seine Runden gedreht hat, lernt nun noch, wie man einem Pferd „tschüss sagt“. Einmal kräftig den Hals klopfen. Und dann steht auch schon Sara auf dem Treppchen, um später als mutige kleine Reitsiegerin Indy den Hals zu klopfen.