Oberhausen. Ein Investor will die insolvente Babcock-Gießerei übernehmen. Die Rettung droht aber in letzter Sekunde an Forderungen des Vermieters zu scheitern.
Das Ringen um die Rettung der Babcock Gießerei ist in eine entscheidende Phase getreten: Zwar ist eine Zukunftslösung für das insolvente Unternehmen in greifbare Nähe gerückt, doch ein Poker des Vermieters droht nach Darstellung der örtlichen IG Metall einen Durchbruch in letzter Sekunde scheitern zu lassen.
Ein potenzieller Investor sei bereit, die Gießerei mit derzeit noch etwa 80 Mitarbeitern zu übernehmen, sagten der 1. Bevollmächtigte der Gewerkschaft, Peter Koppers, und Betriebsratsvorsitzender Andreas Hahn am Mittwoch der NRZ. Allerdings drohe die Übernahme an den Forderungen des Vermieters der Liegenschaften an der Duisburger Straße zu scheitern. Werde nicht schnellstmöglich eine Lösung gefunden, „drohen zum Jahresende die Lichter auszugehen“, so Koppers.
Bereit zum Verzicht
Bei dem möglichen Käufer handelt es sich laut Koppers um eine industrielle Unternehmensgruppe, die in der Umformtechnik sowie im Stahl- und Schrotthandel aktiv sei. Der potenzielle Investor sei stark interessiert. Er strebe ein langfristiges Engagement an, wolle die Babcock Gießerei GmbH ohne betriebsbedingte Kündigungen in der bisherigen Größenordnung weiterführen und in der Tarifbindung bleiben.
Im Gegenzug sei die Belegschaft bereit, als „Anschubfinanzierung“ für dringend notwendige Investitionen vorübergehend auf Entgelt zu verzichten, erklärte der Gewerkschaftschef. Ein gestriges Gespräch mit Investor, Arbeitnehmervertretern und Unternehmerverband sei „sehr konstruktiv“ verlaufen. Details über Höhe und Art des Verzichts sowie über eine Rückerstattung, wenn das Unternehmen wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangt ist, müssten noch verhandelt werden. „Das sind wir recht guter Dinge, weil wir das im Groben vorbesprochen haben“, so Koppers.
Vermieter will Grundstück nicht verkaufen
Das große Problem ist: Der Vermieter Dazzle ist laut Koppers nicht bereit zu einem Verkauf von Grundstück und Gebäuden und verlangt eine drastische Mieterhöhung vom Investor. Auch über die Laufzeit eines Mietvertrages konnte demnach keine Einigung erzielt werden. Der Investor wolle eine zehnjährige Laufzeit, Dazzle wolle den Mietvertrag aber auf drei Jahre befristen. Angesichts der Unsicherheit über Miethöhe und -dauer habe der Firmeninteressent nun die Gespräche mit dem Vermieter abgebrochen. Nach dem Kollaps des Maschinenbauers Babcock Borsig hatte der englische Investor Dazzle Group dessen Konzernareal mit sämtlichen Gebäuden übernommen, um daraus einen Gewerbepark zu machen.
„Das wäre ein Hammer, wenn die Gießerei geschlossen wird, weil der Vermieter pokert“, sagte Koppers. „Die Zeit drängt. Wir können nicht bis Januar warten. Wenn sich bis zum 1. November nichts getan hat, wird der Insolvenzverwalter die nächsten Freistellungen vornehmen müssen. Nächster Stichtag ist der 1. Dezember: Ab dann bleiben nur noch diejenigen, die ein bisschen aufräumen und dann das Licht ausmachen.“ Insolvenzverwalter Sebastian Henneke hat bereits Ende September 13 Mitarbeiter freistellen müssen. Das Insolvenzverfahren war am 1. Oktober eröffnet worden.
Mitarbeiter sind verunsichert
Angesichts dieser Dramatik wollte sich Koppers noch gestern an Oberbürgermeister Klaus Wehling wenden mit der Bitte, Einfluss auf den Vermieter zu nehmen. Auch Insolvenzverwalter Henneke sucht nun das Gespräch mit Dazzle: „Wir klinken uns jetzt da vermittelnd mit ein“, sagte Uta Wetzel, eine Mitarbeiterin Hennekes.
Die Mitarbeiter seien verunsichert und hätten Angst, sagte Betriebsrat Hahn. „Wenn die Gießerei schließt“, warnte Koppers, „werden das Dauerarbeitslose.“