Oberhausen. Das Antifaschistische Bündnis hatte zum Protest gegen eine Pegida-nahe Initiative aufgerufen. Rund 60 rechte Demonstranten kamen zum Altmarkt.
Oberhausen ist tolerant und weltoffen – das demonstrierten Hunderte Bürger eindrucksvoll am Mittwochabend auf dem Altmarkt. Mehr als 450 Gegendemonstranten, die dem Aufruf des Antifaschistischen Bündnisses folgten, hatten sich hier versammelt, um den nur rund 60 rechten Demonstranten der Pegida-nahen Initiative „Bürger gegen Politikwahnsinn“ zu zeigen, dass Oberhausen keinen Platz für Rassismus und Faschismus hat. Und sie zeigten es nicht nur, sondern sangen es auch laut hinaus: Dank der Punkrocker von „Sondaschule“, die sich zur Freude der Oberhausener für ein Spontan-Konzert bereit erklärten.
Polizei kontrollierte die Besucher
Bis kurz nach 19 Uhr vermeldete die Polizei keine besonderen Vorkommnisse, vorher begleiteten die Beamten noch zwei Männer vom Altmarkt, die demonstrativ den verbotenen Hitlergruß zeigten und sich damit strafbar machten. Die Polizisten stellten ihre Personalien fest und durchsuchten sie. Dabei wurden bei einer Person Betäubungsmittel gefunden. Beide Männer wurden angezeigt. An der Christof-Schlingensief-Straße zum Altmarkt hin kontrollierte die Polizei die ankommenden Personen und nahm Taschen und Rucksäcke in den Blick.
Dabei ließen die „Bürger gegen Politikwahnsinn“, die vor wenigen Wochen noch „Essen gegen Politikwahnsinn“ hießen, auf sich warten, steckten wohl im Stau. Kein Problem! Das Antifaschistische Bündnis wusste sich sehr wohl zu beschäftigen: Henrike Eickholt, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Oberhausen/Mülheim, wetterte gegen die Neonazis und warnte davor, Parteien wie der AfD Glauben zu schenken: „Wer rechts wählt, der bestraft sich selbst!“ Applaus!
Die AfD wolle den Mindestlohn aufweichen, die Rechte der Gewerkschaften beschneiden, die Arbeitslosenversicherung privatisieren: „Rechts wählen ist keine Alternative!“ Applaus! Und Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) dankte allen, „die gekommen sind, um Gesicht zu zeigen“. „Wir werden nicht akzeptieren, wenn Stimmung gegen einzelne Personen oder Personengruppen gemacht wird!“ Applaus! Gab’s auch für die evangelische Pfarrerin Ursula Harfst und für den Stadtdechanten Peter Fabritz. Er vermute, die „Bürger gegen Politikwahnsinn“ hätten die – wie sie selbst sagen – „Schnauze voll“ unter anderem von der Kirche, „weil wir keine Unterschiede zwischen den Menschen kennen! Wir dürfen nicht zulassen, dass der Beginn des Grundgesetzes, die Würde des Menschen ist unantastbar, nur eine Theorie ist.“
Parolen gehen im Krach der Sondaschule unter
Später versuchten ein paar Neonazis, die durch einen Zaun getrennt von den antifaschistischen Gegendemonstranten standen, ihre Parolen zu grölen, wünschten Kanzlerin Merkel in den Knast oder die Psychiatrie und schimpften auf die „Lügenpresse“. Ging allerdings im Krach der Sondaschule unter.
Das passte dem Oberredner Holm Teichert, der in Essen in der Bezirksvertretung sitzt und der rechten Partei Pro NRW angehörte, nicht. Er wollte auch ein paar Töne durch seinen kleinen Verstärker hervorbringen. Er forderte die Polizei auf, dafür zu sorgen, die Musik leiser zu stellen. Er fühlte sich in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt.