Oberhausen.
Ungewöhnliche Einblicke, hinter Türen und Mauern schauen, die sonst verschlossen bleiben: Beim „Tag der Architektur“ konnten Interessierte am Wochenende über ausgewählte Bauwerke mehr erfahren. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hatte den Tag organisiert. In 151 Städten waren 440 Bauwerke beteiligt - drei davon auch in Oberhausen.
Nicht nur das Gemäuer selbst spielte eine Rolle, sondern vor allem der Gedanke dahinter. Daher gab es an den Standorten Führungen der verantwortlichen Architekten, die die Idee ihres Konzeptes näher erläuterten.
Individuelle Herangehensweise
Ein Schwerpunkt des diesjährigen Tages bildete der Themenbereich „Wohnungsbau“. Die Erfordernisse der Zeit und der Wandel der Nachfrage erklärten praxisnahe Beispiele: ökologische Bauweise, Energie-Plus-Haus oder die Umgestaltung älterer Hausbestände. Jedes Projekt erfordert eine individuelle Herangehensweise, da Trends der Gegenwart innerhalb der Gesellschaft auch verstärkt in der Architektur eine Rolle spielen.
In Oberhausen fiel die Wahl der gezeigten Objekte sehr unterschiedlich aus - unabhängig vom Schwerpunktthema. Dazu gehörte die Ausgrabungsstätte des Industriearchäologischen Parks an der St. Antony-Eisenhütte. Die 900 Quadratmeter große frei stehende Rippenschale überzieht hier die Ausgrabungen. Eine spannende Konstruktion, die mit ihrem futuristischen Wirken an den innovativen Geist der ersten Hütte des Ruhrgebiets von 1758 erinnern soll. Nach einem mittellangen Fußmarsch durch den Antony-Park gelangten die Besucher des Architekturtages zu einem weiteren Besichtigungsort, dem Sterkrader Tor. Dabei ging es nicht um die ganzeinheitliche Idee des Einkaufskomplexes, sondern vielmehr um die Umgestaltung der nackten Räumlichkeiten eines Mieters.
Barrierefreie Einrichtung
Die Architektin Vera Schmitz hatte den Auftrag erhalten, 400 Quadratmeter Raumfläche im Obergeschoss des Sterkrader Tores in Praxisräume des Therapie- und Präventionszentrums von Henk van Bergen zu gestalten. Die Schwierigkeit des Projektes lag in der eigentlichen Bestimmung der Räume: „Die Fläche war ursprünglich für die Büronutzung gedacht“, sagt Vera Schmitz. „In einer Praxis müssen viele kleinere Bereiche geschaffen werden, die trotzdem nicht beengend wirken sollen.“ Eine weitere Herausforderung: Eine Menge Gerätschaften und Utensilien mussten verstaut werden. Hier setzte die Architektin im Trainingsraum auf deckenhohe Schiebekonstruktionen, die im Stile eines Wandschranks alle nötigen Geräte beinhalteten. Griffbereit, aber für das Außenbild unsichtbar.
Bei der gesamten Planung spielte die barrierefreie Einrichtung eine entscheidende Rolle. Auch Personen mit Behinderung sollten alle Bereiche des Gesundheitszentrums problemlos erreichen können. Automatische Eingangstüren und bodengleiche Duschen sind nur zwei Beispiele dafür.
Helle, freundliche Farben
Aber nicht nur die technische Seite musste stimmen, sondern auch die optische. Dazu gehören helle, freundliche Farben und große, moderne Piktogramme direkt auf den Türen, die sich stilistisch von den typischen Schildern lösen sollen. Auch Verzierungen, wie große Kunststoffstreifen an den Wandwecken, sind im Konzept der Praxis enthalten. Schmitz: „Was wie eine Verschönerung wirkt, erfüllt oft einen Nutzen.“ So sollten etwa die schicken Streifen als Rammschutz dienen, wenn Rollstühle oder Gehhilfen geschoben werden. Attraktiv und praktisch müssen sich eben nicht ausschließen.
Ebenfalls Besichtigungsobjekt der Architekturtage: Ein Bürogebäude in Königshardt. Hier sind zwei Gebäudekörper miteinander verbunden. Besonderheit der Ausstattung: Ein eigenes Wasserkraftwerk und eine Wärmepumpanlage sind gleich mit ins Gebäude integriert worden.