Oberhausen..
Es ist eine schockierende Geschichte, die Aléxandros Christoudas der Redaktion da beschreibt: An der Haltestelle „Schloss Oberhausen“ musste er miterleben, wie ein Busfahrer sich erst weigerte, für einen im Rollstuhl sitzenden spastisch gelähmten Mann die notwendige Rampe zum Buseinstieg auszufahren. Als unfreundlich und patzig beschreibt er den Fahrer und mehr noch: Über eine adipöse, geistig behinderte Frau, die ebenfalls einsteigen wollte, soll der Fahrer gar gesagt haben: „Selber schuld, wenn man so ist.“
Das Verkehrsunternehmen Stoag hat den Busfahrer ins Haus zitiert und will sich bei ihren Fahrgästen entschuldigen. Hans-Jürgen Nagels (CDU), Sprecher des Beirats für Menschen mit Behinderungen, schlägt Alarm: „Das war kein Einzelfall.“
Behinderten-Gruppe kam vom Spaziergang im Kaisergarten
Im Kaisergarten war Aléxandros Christoudas, Trainer der erfolgreichen Oberhausener Behinderten-Basketball-Mannschaft „Blue Tigers“, mit einer Gruppe von Freunden spazieren. Seine Schwester, die eine geistige Behinderung hat, war dabei, auch deren Freund – der Rolli-Fahrer – und eine Bekannte, die ein geistiges Handicap hat und stark übergewichtig ist. Mit dem Bus wollte ein Teil der Gruppe nach dem Spaziergang nach Hause fahren, an der Haltestelle an der Konrad-Adenauer-Allee hielt ein Fahrzeug der Linie 122 an.
Vor den hinteren Türen wartete die Gruppe erstmal, denn der Busfahrer stieg nicht von alleine aus seiner Kabine, um von Hand die Rampe auszufahren. Eine aus der Gruppe fragte also bei dem Mann nach. „Der Busfahrer stand auf, kam mit einem boshaften Gesicht raus und murmelte: ‚Mein Gott, man kann so rein, was soll das!’“, schreibt Christoudas in seiner E-Mail an die Redaktion.
Busfahrer soll Behinderte von Rampe geschubst haben
Die Rampe habe er so auf den Bürgersteig knallen lassen, dass der spastisch gelähmte Rollstuhlfahrer vor Schreck aufgeschrien habe. „Der Busfahrer sagte nur: ‚Rein jetzt da, es reicht“. Als auch die stark übergewichtige Bekannte über die Rampe einsteigen wollte – „da ihr das leichter fiel“, meint Christoudas – habe der Busfahrer sie zur Seite geschubst. Von beleidigenden Worten schreibt Aléxandros Christoudas – und davon, dass sich eine ähnliche Situation mit demselben Busfahrer bereits bei der Hinfahrt zum Kaisergarten ereignet hatte.
Stoag-Sprecherin Sabine Müller kündigt an, dass Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen würden. Eine Stellungnahme des Busfahrers, der Mitarbeiter eines Subunternehmens sei, liege vor. „Was sich an weiteren Maßnahmen ergibt, kann ich noch nicht sagen“, sagt Müller. „Aber selbstverständlich werden wir bei so einer Schilderung sofort aktiv.“
"Wer Hilfe benötigt, muss dem Fahrer ein Signal geben"
Stoag-Sprecherin Sabine Müller beschreibt, dass es durchaus Rollstuhlfahrer gebe, die selbst in einen Bus einsteigen wollten und könnten – auch ohne Rampe. „Wer Hilfe benötigt, der muss dem Fahrer ein Signal geben. Manchmal dauert es einen Moment, aber dann steigt der Fahrer auch aus und senkt die Rampe herab.“
Genau das geschehe aber häufig nicht, sagt Hans-Jürgen Nagels, Sprecher des Beirats für Menschen mit Behinderung und CDU-Mitglied. Er habe selbst am Bahnhof erlebt, dass Busfahrer oft erst abwarten, ob Angehörige einem Behinderten helfen ehe sie selbst aktiv werden. „Das ist nicht die richtige Haltung. Es gibt einzelne Busfahrer, die nicht sehr behindertenfreundlich sind.“