Oberhausen. Auf der Buchmesse in Frankfurt wurde auch Kinderliteratur vorgestellt, die keine ist. So mancher Oberhausener sammelt die fantastischen Werke. Wilhelm R. Kurze stellt einige vor.
Wilhelm R. Kurze spricht von einer ganz besonderen Atmosphäre, die im Bereich der Kinderbuchverlage auf der Frankfurter Buchmesse herrscht. „Da vorbeizuschauen, ist ein Erlebnis, denn dort ist die Kunst zu Hause“, sagt der Inhaber von Buchhandlung und Verlag Karl Maria Laufen. So gibt es gerade auch auf dem Sektor der Bilderbücher Arbeiten, die regelrechte Kunstwerke sind.
Es sind solche Bilderbücher, die von Erwachsenen gesammelt werden. Auch Kurze hat einen festen Kundenstamm an Sammlern, die sich der Kinderliteratur verschrieben haben, die eigentlich auch gar nichts für Kinder ist, weil zu filigran in der Verarbeitung, viel zu anspruchsvoll, die Figuren eher ängstigen, die Farben Kinder nicht ansprechen. Einige dieser fabelhaften Bücher stellt Kurze vor. Eignen sie sich doch auch wunderbar als Geschenk.
Ein einfach wundervolles und absolut ungewöhnliches Bilderbuch ist etwa Alessandro Sannas „Der Fluss“ (Peter Hammer Verlag). Damit hat Sanna eine Liebeserklärung an seine italienische Heimat geschaffen, die einzig und allein mit Bildern auskommt und keine Worte braucht. Die Bilder, die die Jahreszeiten in einem Dorf in der Poebene zeigen, wirken geradezu magisch.
Überraschungseffekt am Schluss
„Im klassischen Sinn zu den Sammlungen von Erwachsenen gehört auch Christian Seltmanns und Astrid Henns „Ralf-Rüdiger – Ein Rentier sucht Weihnachten“, sagt Kurze. Das im Arena Verlag erschienene Buch schildert humorvoll die Erlebnisse des Rentiers Ralf Rüdiger, das als Landei plötzlich in den Weihnachtsstress der Großstadt gerät. „Diesen Weihnachtsstress einem Kind zu vermitteln, dürfte schwierig sein“, schätzt Kurze.
Völlig anders und ein wenig mephistophelisch kommt Michael Escoffiers und Matthieu Maudets „Bitte aufmachen“ daher (Verlag Moritz). Allein schon die Schwarz-Weiß-Darstellung und ein „gefährlicher“ Wolf, die in dem Buch auftauchen, dürften Kindern Angst machen. Dabei ist die Geschichte mit dem knalligen Überraschungseffekt am Schluss einfach nur auf eine sanft-böse Art komisch.
Worte lernen mit Gemälden
Philosophisch und irgendwie auch komisch, außerdem auf exklusives Papier gedruckt, ist „Der Bär, der nicht da war“ von Wolf Erlbruch und Oren Lavie (Verlag Antje Kunstmann). Übersetzt wurde der Text vom Bären-Experten Harry Rowohlt, der bereits „Pu der Bär“ des Satirikers Alan Alexander Milnes so umwerfend vom Englischen ins Deutsche brachte.
Richtig gruselig ist dagegen Lemony Snickets und Jon Klaasens „Dunkel“ (Nord Süd Verlag), in dem sich Leo vor dem Dunkeln fürchtet. Dort wird mit Illustrationen gespielt, machen die Farben den Reiz aus.
Und zum Schluss noch ein Blick in „Das Kleine Museum“ (Verlag Moritz), das tatsächlich kleinen Kindern mit Abbildungen von Gemälden ganz großer Maler Worte beibringt.