Oberhausen. Volksmusikant Achim Mentzel war einst das Lieblings-Opfer von TV-Satiriker Oliver Kalkofe. Davon zehrt der gebürtige Ost-Berliner noch immer. Im Spionage-Museum in Oberhausen erklingen seine kriminellen Schlager bei einem besonderen Konzert. Tenor: „Hier fliegt heut’ die Kuh!“

Eine Mischung aus Tony Marshall und einem überfahrenen Hamster: Solche uncharmante Personen-Beschreibung sorgt bei den meisten volkstümlichen Musikern dafür, aufgeregt den nächsten Anwalt zu verständigen. Nicht so bei Achim Mentzel (67). „Ich habe mich tierisch kaputtgelacht“, sagt Mentzel vor seinem Konzert mit 200 Fans im Spionage-Museum in Oberhausen.

Ein volkstümlicher Supermann

Die Unverschämtheiten, die TV-Satiriker Oliver Kalkofe einst in seiner Sendung „Mattscheibe“ über Mentzel absonderte, haben ihn bei einer jungen Zielgruppe in eine Art volkstümlichen Supermann verwandelt. Ein Kult-Musikant, der machen kann, was er will. Und wenn dazu gehört, eine Hommage an die Spreewaldgurke zu singen und das Werk dann auch noch „Sauer macht lustig, ja wer weiß das nicht“ zu nennen, bitte schön!

Mentzel schunkelt, johlt und erzählt Witze: Ein Konzert wie ein Kessel ganz Buntes. Vorne steht ein Mann, der so wirkt, als würde er auch vor 20 Zuschauern singen. „Ich will doch nur Spaß machen“, sagt Mentzel. Einen Manager hat er nicht. Er macht alles selbst. So wie damals, als er im MDR über viele Jahre die Volksmusik-Sendung „Achims Hitparade“ moderierte. Bis zum Schluss. „Am Ende hatten wir wohl zu viele junge Zuschauer“, sagt der gebürtige Ost-Berliner — und lacht.

Das macht er während der 120 Konzertminuten häufiger. Lachen und scherzen. Die bösen Kalkofe-Tiraden zitiert er, als wären es Medaillen der Anerkennung. „Meine Frau hat am Anfang geschimpft. Das kann der nicht sagen. Und du freust dich auch noch!“, sagt Achim Mentzel. Mittlerweile ist er mit seinem Peiniger gut befreundet. Beide treffen sich regelmäßig.

„Sauer macht lustig, ja wer weiß das nicht“

Die Konzertbesucher in der Neuen Mitte wirken wie eine Mischung aus jüngerem Party-Publikum und den treuen Fans seiner volkstümlichen Hitparade. Klatsch’n’Lach.

Überraschungen gibt es auch während der wunderbaren Rutschpartie durch den Nonsens. Das karneval-erprobte Lied „Rot sind die Rosen“, das zuletzt selbst Semino Rossi sang, geht auf einen uralten Mentzel-Song zurück. Der Sänger dazu: „Ich wollte meiner Frau halt Rosen schenken.“

Passend zum Spionage-Museum gibt es einige Krimi-Hits wie Bill Ramseys „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Obwohl Mentzel meint: „Eigentlich sind alle meine Songs kriminell.“ Lacht er danach? Das ist bei ihm keine Frage.

Also geht es weiter mit Texten wie „Gott sei dank, dank, dank, ist sie schlank, schlank, schlank, wie eine Tanne“ und „Hier fliegt heut’ die Kuh“. Achim Mentzel ist der Großmeister der Selbstironie.