Oberhausen..

Neue Bürgerinitiative führt durchs Jugendzentrum. Die Schimmel-befallenen Räume bleiben verschlossen, der Betrieb geht bis Sommer weiter.

Vorsichtig einatmen und den Hustenreiz abwarten. Doch der kommt nicht.

Nein, muffig riecht es im Haus der Jugend nicht. Keine tiefen Risse in den Wänden, kein Schimmel an den Tapeten, sogar überraschend hell und belebt wirkt das städtische Jugendzentrum auf den ersten laienhaften Blick. „Ich hatte etwas ganz anderes erwartet“, sagt Cornelia Nowak-Behle. Sie ist eine von knapp 20 Anwohnern, die an diesem Nachmittag das von der Schließung bedrohte Zentrum auf Einladung einer neuen Bürgerinitiative begutachten.

Das Haus soll marode sein. Vor allem im schlecht durchlüfteten Keller des Jugendzentrums wuchs laut Gutachten der Schimmel. Die Keimbelastung soll im Vergleich zur Außenluft 40-mal höher gewesen sein, zahlreiche Baumängel stellten die Experten fest, unter anderem musste die Lüftungsanlage im großen Saal angeklebt werden, in dem derzeit Wedekinds „Frühlings Erwachen“ aufgeführt wird. Noch bis Sommer darf im Haus gespielt werden, ob es dann saniert werden kann, ist weiter unklar.

Obwohl das Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) den Schimmel beseitigen ließ, betreten dürfe man die Kellerräume nicht. Das macht Jugendamtsleiter Hans-Georg Poß klar, der die Gruppe am Eingang empfängt: „Die Zugänge sind fest verschlossen.“

Viel Neues kann er nicht berichten, aber er stellt sich der Kritik, das wird ihm in der Gruppe angerechnet. Hätte das Gebäude mit der geplanten Sanierung aus dem Konjunkturpaket-II-Topf gerettet werden können? „Aus heutiger Sicht zweifle ich daran.“ Wieso seien die Schäden nicht vorher aufgefallen? „Ich bin kein Bauexperte.“

Isolierung aus den 60er Jahren

Poß führt vom Saal, in dem mal Konzerte stattgefunden haben, ein paar Treppen hinauf zu den Aufenthaltsräumen. Als Karree ziehen sie sich um den Innenhof. Die Fenster sind einfachverglast, davor bollert die Heizung. Es zieht.

Knapp 15 Jungen sitzen im Fernsehraum vor einem Fußballspiel, in der Küche grinst ein Gemüsegesicht auf der Pizza, zwei Frauen spielen mit ihren Kindern im Zimmer gegenüber. Die Besuchergruppe schiebt sich wie durch ein Museum, im Raum einer Tanzgruppe bleibt sie stehen. Solomon Quayboo (20) führt etwas vor, dann sagt er: „Wir haben sonst im Keller geprobt. Sollte das Haus geschlossen werden, tanzen wir vor dem Rathaus.“

Aisha steht am Kickertisch. „Ich wohne in der Nähe, bis hierhin kann ich gut laufen“, sagt die 16-Jährige. An der Theatergruppe beteilige sie sich, es gebe eine Hausaufgabenbetreuung, mit Freunden sitze sie oft in dem Raum mit den vielen Sofas. Um mal ungestört zu sein. Was, wenn das Haus abgerissen wird? „Scheiße“, sagt sie und wenn man ihr sagt, so könne man das nicht schreiben, meint sie: „Sollte man aber. Man kann ruhig wissen, was wir davon halten.“

Bürgerversammlung am 18. März

Das Haus der Jugend wurde im Oktober 1960 eröffnet. Derzeit arbeiten dort zwei Hauptamtliche und eine Gruppe von Bufdis. Von montags bis freitags ist für die jungen Menschen ein Ansprechpartner vor Ort. Mitglieder der BI wollen die vorhandene Struktur erhalten und Nutzungsmöglichkeiten um den John-Lennon-Platz ausbauen. Zur Versammlung im St.-Marien-Gemeindehaus (Elsa-Brändström-Str. 82) laden sie am Sonntag, 18. März, 17 Uhr ein.