Oberhausen.. Unser jüngster Aufruf zu Krise und Chancen an der Marktstraße fand rege Resonanz: Leserkritik an „Billigladen-Einheitsbrei“ und viele Vorschläge.


Auf rege Leser-Resonanz stieß unser jüngster Aufruf zur Marktstraße. Viele Oberhausener und auch Besucher der Stadt meldeten sich und schickten uns ihre persönliche Einschätzung zur aktuellen Lage und zu den Zukunftsperspektiven der Alt-Oberhausener Einkaufs-Achse. Hier einige Beispiele.

Mehr Kunst und Farbe

„Nur wenige Tage bin ich in Oberhausen“, schreibt Tanneke de Mol aus den Niederlanden. „Ich hatte mich schon sehr gewundert über diese Straße, weil sie mir so traurig vorkommt. Da ich zum ersten Mal hier bin, wusste ich nicht, dass schon so lange über die Marktstraße diskutiert wird. Ich frage mich, wie es möglich ist, dass so eine wichtige Straße so aussieht. Mir ist klar, dass das Centro und andere Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe sind, aber vielleicht könnte man mit Pflanzen und attraktiven Sitzecken die Straße schöner machen.“ Statt noch mehr Billigläden zuzulassen, solle man, so der Vorschlag von Tanneke de Mol, Künstlern aus Oberhausen die Chance geben, ihre Werke dort in Schaufenstern zu zeigen. „Schön wäre es auch, wenn mit ein wenig Farbe ein paar Kinderspiele auf die Straße gemalt würden“, ergänzt die Niederländerin.

Einige geschätzte Einkaufsquellen

Rainer Kozik meint zur Situation an der Marktstraße: „Ich wohne in Mülheim-Styrum, ca. 100 Meter hinter der Stadtgrenze. Ich bin 61 Jahre alt, ,auf Broermann’ zur Schule gegangen und über Jahrzehnte sportlich in Oberhausen aktiv. Seit meiner Jugend nutze ich die Oberhausener Innenstadt zum Einkauf. Für mich sind auf dem Markt der Holländer sowie Obst und Gemüse Bröker als regelmäßige und geschätzte Einkaufsquelle geblieben. Darüber hinaus gibt es noch Birfelder, Schmiemann, Jamon Jamon und das Gdanska, welche ich regelmäßig nutze. Diesen werde ich treu bleiben. Ansonsten jede Menge billiger und austauschbarer Einheitsbrei. Dank an die SPD für jahrzehntelange Inkompetenz.“

Nur noch zur Sparkasse

Kurz und knapp fällt die Reaktion von Werner Jozwiak aus, aber vielleicht bringt gerade diese prägnante Formulierung die Situation an der Marktstraße aus der Sicht zahlreicher Leserinnen und Leser auf den Punkt: „Ich gehe nur noch die Markstraße entlang, wenn ich zur Sparkasse muss, weil ich dort mein Konto habe.“

Quätschken halten

Christel Dickhoff kennt sich an der Marktstraße über viele Jahrzehnte aus und sendete uns folgende Einschätzung: „Marktstraße – das ist für uns alte Oberhausener: Stadtmitte, Einkaufen, Leute treffen, Quätschken halten. Hier fühlen wir uns hingezogen. Alles liegt hier beisammen: Friseur, Arzt, Lebensmittel, Gastronomie, Kirche, Markt, Wohnen usw. Hier sollte man sich wohlfühlen.“ Aber die Marktstraße, so Christel Dickhoff, liege leider schon lange im Todeskampf. Dass sie überhaupt noch lebe, sei ein Wunder. Die Oberhausenerin: „Hier müssen dringend Verbesserungen für alle her! Fördermittel sind gut, helfen aber nur wenig, wenn nicht ein Umdenken, vor allem von Seiten der Stadt, stattfindet und nicht immer nur das Centro bevorzugt wird.“ Die angedachten Parkgebühren für die Innenstadt seien eher kontraproduktiv. Mehr Sitzgelegenheiten und mehr Grün und ein verbesserter öffentlicher Nahverkehr würden auch mehr Kundschaft anziehen. Auch die Sauberkeit sei wichtig. „Das geht uns alle an. Mehr Abfallbehälter wären auch schon eine Hilfe. Wir Oberhausener brauchen die Marktstraße ohne Leerstände und Ramschläden, mit qualifizierten Geschäften und Treffpunkten und für jeden erreichbar!“

„Politiker haben die Marktstraße vergessen“

Die Situation der Marktstraße treibe einem „die Tränen in die Augen“, schreibt Hermann Rogos. „Wenn mein Arzt seine Praxis verlegen würde, gäbe es kein Publikumsmagnet mehr, das mich noch in die Innenstadt ziehen könnte.“ Der Leser ist sich sicher: „Als das Centro geboren war, hat man die Marktstraße vergessen!“ Die Einkaufs-Achse sei größtenteils flankiert von Billigläden. Die Hoffnung der alteingesessenen Unternehmen höre sich nach Verzweiflung an, ergänzt der Leser: „Wo sind die Männer und Frauen, die die Verantwortung für den Fortbestand dieser einst so lebendigen und liebenswerten Straße übernehmen?“ Aus der Sicht von Hermann Rogos gibt es an der Marktstraße mittlerweile viel zu wenige alteingessene Geschäfte und viel zu viele Billiggeschäfte, oft von Geschäftsleuten mit Migrationshindergrund. Er fühle sich dort nicht mehr zuhause.

„Marxloher Verhältnisse“ befürchtet

Ähnlich argumentiert André Euskirchen. Er befürchtet für die Zukunft „Marxloher Verhältnisse“, gekennzeichnet durch fehlende Sprachkenntnisse der Bevölkerung und Bildungsferne sowie durch eine schwache Kaufkraft. „Welches inhabergeführte Geschäft lässt sich darauf ein, dort einen Laden zu eröffnen?“ Das funktioniere nur noch über finanzielle Anreize, wie zum Beispiel Gewerbesteuerbefreiung und Mietsenkungen. Hilfreich sei auch eine Überdachung der unteren Marktstraße, die ja schon lange diskutiert werde. Der Leser hat noch einen Vorschlag parat: „Die Errichtung eines wetterunabhängigen, überdachten Basars auf dem jetzigen, vereinsamten Marktplatz, wo jeder Kulturkreis seine Waren anbieten kann.“

Endlich Bänke für die Marktstraße

Einen klaren Appell formuliert Hans-Werner Wein. „Mein Anliegen ist: Bringt doch endlich Bänke auf der Marktstraße an! Seit drei Jahren kämpfe ich um vernünftige Sitzmöglichkeiten.“ Wenn endlich solche bequemen Ruhebänke da seien, dann steige auch die Kaufbereitschaft wieder an und es würden neue Geschäfte kommen. Der Leser: „Unternehmt endlich etwas für einer der ältesten Geschäftsstraßen in Nordrhein-Westfalen!“