Oberhausen.. Versteckt am Brammenring in der Nähe des Centro Oberhausen wartet eine bunte Welt voll Komik, Artistik und haarsträubender Jonglage mit laufenden Kettensägen auf Zuschauer. Einziges Tier in „Timothy’s Crazy X-mas Circus“: der verrückte Esel Manolito, der dem Chef ständig im Nacken hängt.

An diesem stürmischen Freitag im Dezember wähnt man sich am Brammenring in der Nähe des Centro Oberhausen am Ende der Welt. Rechts hinter dem großen Baumarkt fegt der Wind über eine trostlos graue Fläche mit Schotter und Pfützen. Aber halt! Da ist doch was, was Buntes, etwas, das hier sonst nicht ist. Auf dem Platz hat „Timothy’s Crazy X-mas Circus“ sein großes rotes Zelt aufgeschlagen. Das leuchtet schon von weitem und lässt die Tristesse der Fläche in den Hintergrund treten.

Auf dem Platz stehen auch die Wohnwagen der Darsteller. Vor einem wacht Boxer-Rüde Achilles. Aber was heißt hier wachen. Achilles ist eher ein super freundlicher Empfangschef, der den Weg zu Zirkus-Chef Timmy Spindler weist. Im erstaunlich geräumigen mobilen Zuhause von Spindler und Sidney Althoff finden die Besucher auch Schutz vor den Böen, die draußen wütend laut vor die Wohnwagen-Wände schlagen.

Wahnsinnige Akteure

„Sie sehen, das Zirkus-Leben ist auch nicht immer einfach“, kommentiert Timmy Spindler das gruselige Wetter. Spindler, der genauso wie seine Frau Sidney Althoff in der vierten Generation Zirkus macht, hat sich für Oberhausen etwas Neues ausgedacht. „Der klassische Zirkus hat es schwer“, sagt der Mann, der vor dem Publikum zum Clown wird. Deshalb geht Spindler andere Wege. „Bei uns gibt es keine Manege, sondern eine erhöhte Bühne“, zählt er die Unterschiede auf. Dann wird noch Live-Musik geboten. „Welcher Zirkus kann sich das heute noch leisten?“, fragt Spindler stolz. „Bei uns gibt es viel Komik“, erzählt er weiter.

Alle Akteure sind ein bisschen verrückt. Manche etwas mehr als andere. „The Mighty Gareth“ gehört zu den Verrückteren oder sollte man besser sagen Wahnsinnigeren. Denn wer wagt es schon, mit einer laufenden Kettensäge zu jonglieren? Neben seiner Kettensägen-Nummer ist das Schwert, das sich The Mighty Gareth tief in den Schlund schiebt, eigentlich nur ein harmloses Appetithäppchen.

Auf Tiere in der Manege verzichtet

Dieser Mann, der aus Andover in England stammt, in der Schweiz sein Zuhause und vier Kinder hat, der um die ganze Welt reist, Freunde in Australien und auf Island fand, arbeitet eigentlich als Straßenkünstler. „Früher war ich DJ“, sagt der 45-Jährige mit der schnittigen roten Streifenfrisur, die etwas von einem Kettensägen-Schick hat. The Mighty Gareth ist stolz: „In Island bin ich ein Fernsehstar“, und dann stünde er noch im Guinness-Buch der Rekorde fürs Jonglieren mit der laufenden Kettensäge.

Gareth ist nicht der einzige Wahnsinnige. Hat nun Spindler bewusst auf Tiere in der Manege verzichtet, hat sich ein Vierbeiner aber doch ins Rampenlicht geschlichen. Der verrückte Esel Manolito hat sein eigenes Programm erarbeitet. „Er macht jeden Tag was Neues in der Vorstellung“, sagt Spindler. Stolz ist der Zirkus-Chef auch auf seine Artisten, „die sind alle richtig ausgebildet“ sagt er. Der Handstandartist käme aus einer russischen Schule. Und der Jongleur arbeite ganz oben frei stehend auf einer Leiter.

Also, ein Abstecher ans Ende der Welt, wo nicht nur ein verrückter Esel wohnt, könnte sich lohnen.