Oberhausen. In ihrem Sterkrader Atelier an der Westhoffstraße kreiert sie Lichtobjekte. Vor zehn Jahren hat sie sich gegen ihren Job als Unternehmensberaterin und für die Kunst entschieden und ist glücklich. Abstrakte Figuren aus selbst geschöpftem Papier.

Vor über zehn Jahren kletterte Simone Kamm noch die Karriereleiter der Unternehmensberatung hoch. Heute steigt sie auf die Trittstufen im Wohnzimmer, um ihre zimmerhohen Skulpturen zu erweitern.

2003 wagte Kamm den Schritt zur freischaffenden Künstlerin. Ein Stipendium vom Kunsthaus Haven ermöglichte ihr diesen Lebenswandel. „Ach, da habe ich doch glatt mein zehnjähriges Jubiläum verschlafen“, sagt Kamm lachend. Damals war die 46-Jährige noch Unternehmensberaterin.

"Dieses Objekt lebt"

Als drei Knieoperationen ihre Flexibilität einschränkten, kam sie ins Grübeln. „Ich wusste, ich möchte nicht irgendwann alt sein und es nicht mal probiert haben. Ich wollte immer Kunst oder Design studieren, hatte es mir aber nicht zugetraut.“ Anderthalb Jahre zerbrach sich Kamm den Kopf. Im Nachhinein weiß sie, dass sie eigentlich gar keine Wahl hatte. „Wenn du wirklich für etwas brennst, kannst du das auch möglich machen.“

Ob sie im Nachhinein noch an diesem Schritt zweifelt? „Ja, Zweifel ist ein integraler Bestandteil meiner Kunst“, sagt Kamm und zeigt auf eine Skulptur hinter sich, welche sie „Die Skulptur der Zweifler“ genannt hat. „Natürlich weiß man nie, ob alles klappt. Aber das weißt du bei einem regulären Job ja genau so wenig.“ Simone Kamm wuselt weiter, während sie die Fragen beantwortet. Löst Papier von der festgepappten Unterlage und klebt es an eine hängende Installation. „Dieses Objekt lebt. Leute können Teile davon für ihre Wände kaufen und so ist die Skulptur im ständigen Wandel.“

Spargel, Kürbis und Brennnesseln

Die letzten Tage des Augusts sind grau. Nieselregen fällt auf die Häuser der Westhoffstraße. Im Atelier von Simone Kamm am Volkspark herrscht dennoch behagliche Stimmung. Durch die große Dachfenster werden die Räume mit Licht geflutet. Von den aufgestellten Licht-Skulpturen geht Wärme aus. Ihre erstellten Objekte sind abstrakte Figuren aus selbst geschöpftem Papier und Licht.

Mit den Jahren hat Kamm eine Technik entwickelt, die benötigten Materialien selbst herzustellen. Je nach Jahreszeit schöpft sie aus Spargel, Kürbis und Brennnesseln das Papier für ihre Arbeiten. „Es geht mir darum, die Natur zurück in unseren Lebensraum zu holen“, sagt Kamm.

"Diese Arbeit ist mein Leben"

Die Künstlerin fühlt sich mit ihrem Beruf am Ziel angekommen. Träume hat sie trotzdem noch: „Besser, schöner und vor allem Größer. Ich würde gerne etwas Gigantisches realisieren“, sagt die 46-Jährige. Konkrete Ziele in Oberhausen schweben ihr dabei schon vor. Den Gasometer würde sie gerne mal bespielen. „Am meisten juckt es mich im Moment bei dem Gartendom am Olga Park in den Fingern. Das ist ein so interessantes Objekt und es verfällt dort einfach. Dabei wäre es perfekt für eine Inszenierung.“

Etwas anderes möchte Simone Kamm in ihrem Leben nicht mehr machen. „Leben ist nicht die Zeit nach meiner Arbeit. Diese Arbeit ist mein Leben.“