Oberhausen.. Immer öfter werden Oberhausener Handwerker bestohlen. Gerade auf dem Bau sind Waren nur schlecht zu sichern. Die Handwerker fordern mehr Engagement von der Polizei.

Über die Videokamera hatten sich die Diebe offensichtlich wenig Gedanken gemacht; Ungeniert drangen sie in die Baustelle ein, brachen Wagen auf und nahmen, was sie kriegen konnten: einen Rüttler, Kabel und Werkzeuge. Vor laufender Kamera packten sie alles seelenruhig in ihr Auto – und tschüss.

Jürgen Bunk, Geschäftsführer des Oberhausener Unternehmens Bunk-Bau, staunte nicht schlecht – zunächst über die deutlichen Aufnahmen und anschließend über die Ermittlungen der Polizei: Denn trotz klarer Beweislage inklusive Auto-Kennzeichen kam es erst nach drei Monaten zu einer Hausdurchsuchung.

Steigende Versicherungspolicen

Einige der gestohlenen Waren wurden dort zum Glück noch gefunden, ob die Täter sonst bestraft worden wären, daran zweifelt Bunk. Doch selbst so blieb der Unternehmer auf dem Schaden sitzen. Wohl um den bereits vorbestraften Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren, nahm der Vater die Schuld auf sich und wurde wegen existierender Armut nur zu 20 Tagessätzen à 10 Euro, also zu 200 Euro verdonnert.

Von ähnlichen Fällen wissen etliche Mitglieder der Kreishandwerkerschaft zu berichten: Mehrfach in der Woche werden auf Oberhausener und Mülheimer Baustellen Kupferkabel gestohlen, die 500 Euro oder sogar mehr kosten. In den wenigsten Fällen führen die Ermittlungen der Polizei weiter.

Schäden entstehen überall

Und nicht nur auf Baustellen, versichert Barbara Pezzei, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, sondern auch bei Kfz-Betrieben, Tischlern, in Werkstätten. Der Schaden bleibt trotz Versicherung bei den betroffenen Unternehmen hängen, erläutert sie, denn wer den Klau jedes Mal meldet, zahlt am Ende zu hohe Raten

Also jeden Abend alles einschließen? Das sei auf dem Bau logistisch oftmals zu aufwändig. Und als Maßnahme ohnehin selten ausreichend: Zwei Putzmaschinen jeweils im Wert von 7000 Euro sind Johannes Hühnerschulte (Albert Schmidt GmbH) in diesem Jahr allein in Oberhausen gestohlen worden. „Die Maschinen sind 100 Kilo schwer, waren eingeschlossen und angekettet.“

Auch Apothekerin verärgert

Doch die Diebe sind selbst darauf vorbereitet. „In der Regel brechen sie am Wochenende ein, dann geht’s mit der Ware auf die Transitstrecke nach Osten“, sagt der Sprecher des Initiativkreises Handwerk, Peter Geese. Selbst gekennzeichnete Maschinen und Geräte tauchten nie wieder auf.

Doch selbst, wenn die Verdächtigen vor Ort zu finden sind, ist der Arm des Gesetzes offensichtlich erlahmt, der Arm der Diebe aber stark: 35 Meter Kabel sollen sie an der Antony-Hütte ausgegraben und in den Park verschleppt haben, erzählt Geese. „Wir wussten davon, aber die Polizei griff trotz klarer Hinweise von uns lange nicht zu.“

Lösungsvorschläge

Transparent sind die polizeilichen Ermittlungen für die Betroffenen in den wenigsten Fällen. Wenn dann noch Pannen hinzukommen, nährt das die Zweifel an der Polizei. Von ihrem Fall berichtet eine Osterfelder Apothekerin: Sie bemerkte an einem Samstagmorgen die aufgebrochene Falttür und rief die Polizei. Die Spurensicherung sollte wegen vieler Termine erst am Nachmittag kommen. Der Termin ging den Spurensicherern offenbar durch die Lappen, denn sie meldeten sich erst auf den Anruf der Apothekerin am Montag. Angeblich sei die Info über den Einbruch nicht weitergegeben worden.

Ob man sich die Spurenaufnahme nicht hätte sparen können, fragt die Apothekerin, denn die Täter wurden so nicht gefunden. Auch das nährt die Zweifel an der Effektivität der Polizei: „Wenn man das mal miterlebt, hört man im Umfeld viele ähnliche Geschichten. Man glaubt, ermitteln wäre der Job der Polizei, aber das ist offenbar gar nicht der Fall.“ Die Apothekerin wünscht sich deshalb mehr Polizeipräsenz, vielleicht schrecke das ab.

Polizei kann nicht stündlich Streife fahren

Und manchmal werden Ermittlungen offensichtlich gar nicht erst angegangen: Auf einem Stadtplan kann der Sprecher des Initiativkreises Handwerk sogar zeigen, von wo aus etwa die Täter im Gewerbegebiet an der Dorstener- und Fernewaldstraße häufig vorgehen, welche Wege sie nehmen, wie sie wieder abziehen. Alles das wisse auch die Polizei, beklagt Geese eine mangelnde Kooperationsbereitschaft der Polizeispitze.

Schon vor fünf Jahren setzten sie sich mit der damaligen Polizeipräsidentin Heide Flachskampf-Hagemann an den runden Tisch. Maßnahmen wurden aber nach Darstellung der Handwerker nicht ergriffen: Die Polizei könne leider nicht in jedem Gewerbegebiet stündlich Streife fahren, wehrte die Präsidentin ab. Auch einen vom Gewerbe bezahlten Wachdienst wollte sie nicht unterstützen. Für die Mittelständler unverständlich: „Wir hätten intelligente Lösungen anzubieten – wenn die Polizei sich öffnet.“