Oberhausen.. Die Neu-Inszenierung der Rocky Horror Show läuft derzeit in der König-Pilsener-Arena - mit Sky Du Mont als Erzähler. Die Neuinszenierung des Horrors kommt als perfekt komponierte Show daher, als farbenprächtige Revue, die die Zuschauer mitreißt.
Nanu, was ist das denn? „Darf ich mal in Ihre Handtasche sehen“, fragt der Kartenkontrolleur am Eingang zur König-Pilsener-Arena. Bei uns werden sie nicht fündig, keine verdächtigen Gegenstände in der Tasche. Aber einer Besucherin vor uns, der wird ein Toastbrot aus der Tasche geklaubt. Gilt Toast jetzt schon als gefährliche Waffe? Sicher nicht, es sei denn, man ist gerade auf dem Weg zur Rocky Horror Show. Und da weiß man ja, es ist eine Mitmachveranstaltung mit festen Ritualen der Gäste, bei der auch Toastbrot-Scheiben fliegen wollen.
Die Rocky Horror Show ist ein Musical, das nicht wie eines daher kommt. Schrill, erotisch, oft anzüglich, eine Prise Verderbtheit - die Menschen lieben „das Märchen für Erwachsene“, das 1973 am Royal Court Theatre in London uraufgeführt wurde und das zum Kult mit fester Anhängerschar avancierte. Und was jetzt an diesem Dienstag zum ersten Mal in der Arena geboten wird, ist einfach klasse. Die Neuinszenierung des Horrors kommt als perfekt komponierte Show daher, als farbenprächtige Revue, die die Zuschauer mitreißt. Diese mal bitterböse, mal aberwitzige Persiflage auf Dr. Frankenstein scheint einen neuerlichen Siegeszug als Publikums-Liebling anzutreten.
Der Horror in der Arena beginnt zunächst herrlich entspannt verstaubt mit Auszügen aus Schreckensfilmen wie „Tarantula“. Die Filmkulisse sorgt auch später bei den Auftritten der Darsteller für den optimalen Hintergrund, liebevoll ergänzt durch Bühnendeko.
Rocky Horror Show ohne Wasserpistolen? Geht nicht!
Die Filme laufen, die Rocky-Horror-Fans haben gerade eben ihre Plätze eingenommen, da machen sie sich schon bereit. „Gibt es auch eine Stelle mit Wasserpistolen“, fragt ein Horror-Neuling und blickt besorgt auf die Schar Magenta-Klone, die in ihrer knallengen Dienstmädchenkleidung gerade ihre Wasserpistolen in Anschlag bringen. Eine andere Frau rollt schon mal eine Rolle blütenweißen Klopapiers teils ab. „Das wird gleich schön fliegen“, bekundet sie ihr Vorfreude auf die ungewöhnliche Wurfgeschoss-Aktion.
Und dann hat er seinen ersten Auftritt, der Erzähler: Sky du Mont. Unendlich souverän führt er in die Geschichte ein. Aber kaum ist er auf der Bühne erschienen, ertönen die ersten lauten „boring-Rufe“. Sie gehören zur Dramaturgie wie Wasserpistolen und Klopapier. Sky du Mont kommentiert den Eifer der Rufer trocken: „Jetzt schon, das wird ein lustiger Abend.“
Recht hat er. Der Abend wird lustig. Wie stets, wenn sich das biedere amerikanische Pärchen Brad und Janet auf dem Weg zu einem ehemaligen Lehrer und jetzigen Freund in das Schloss von Frank’n’Furter verirrt und dort eine Nacht erlebt, die sein Leben auf den Kopf stellen wird. Grandios: Rob Morton Fowler in der Rolle des Frank’n’Furter, der in Strapsen als Travestie-Variante Frankensteins auf der Bühne brilliert. Übrigens auch als großartiger Sänger.
Darsteller begeistern
Doch auch die übrigen Darsteller - John Hawkins als Brad, Daisy Wood-Davis als Janet, Matt McKenna als Buttler Riff Raff, Catriana Sandison als Dienstmädchen Magenta oder Kerry Winter als zweites Dienstmädchen Columbia begeistern in ihren Rollen genauso wie Ewan Gillies als Eddie und Dr. Scott. Herrlich wie Thomas Camillieri den etwas debilen Rocky spielt, die Schöpfung des verrückten Frank’n’Furter.
Und übrigens: Ja, Rollstuhlfahrer Dr. Scott trägt unter seiner Decke Strapse. Aber nein, Sky du Mont entblößt sich nicht, bleibt dem klassischen Anzug treu. Und ja, auch die Leistung des Orchesters sollte nicht vergessen werden. Aber der großzügige Applaus zum Schluss dürfte wohl auch allen Akteuren gegolten haben. Und außerdem: Gut, dass kein Toast geworfen wurde, gemischt mit der Wasserpistolen-Munition hätte das sonst zu einer horrormäßigen Schlitterpartie heim führen können.
Weitere Vorstellungen
- Weitere Aufführungen von „The Rocky Horror Show“ in der König-Pilsener-Arena gibt es am heutigen Donnerstag, Freitag und Samstag (nur noch vereinzelte Karten) jeweils um 20 Uhr sowie am Sonntag um 19 Uhr. Tickets zum Preis von 44,40 bis 78,40 Euro sind auch im WAZ-Ticket-Shop erhältlich oder unter der Ticket-Hotline 01805-2001.