Oberhausen. Das Unternehmen Rütgers festigt in den nächsten vier Jahren ein Areal in Nähe der A3 in Oberhausen mit Spundwänden und einer neuen Bodenschicht.
Das Unternehmen Rütgers stabilisiert in den nächsten vier Jahren für vier Millionen Euro die Kalkschlamm-Deponie direkt östlich der Autobahn-Anschlussstelle Lirich. Mit Hilfe von neuen Spundwänden an den Rändern erhält das sieben bis zehn Meter über dem sonstigen Gelände-Niveau liegende Areal eine größere Standsicherheit. Derzeit ist das Gebiet noch bewaldet, alle dortigen Bäume, vor allem Robinien, werden gefällt, um eine zusätzliche Bodenabdeckung zu ermöglichen, die dann eine standsichere Neubepflanzung inklusive neuer Spazierwege erlaubt.
Am Mittwoch wurde der Umweltausschuss über das umfangreiche Projekt informiert. Abends gab es zudem eine Bürgerversammlung in Lirich, denn an der Wilhelmshavener Straße grenzen zahlreiche Wohngrundstücke an das Gebiet und mit dem Kleingartenverein Lirich gibt es einen weiteren direkten Nachbarn.
In diesen beiden Grenzbereichen ist es nötig, eine fünf Meter breite Baustraße entlang der Böschung anzulegen, um die Spundwände einzubringen und die dann abgeflachte Böschung zu begrünen. Teils müssen Gartenlauben verlegt bzw. ersetzt werden. Mit den Parzellenbesitzern ist das bereits abgestimmt. In der Wohnsiedlung müssen teils Geräteschuppen in den Gärten weichen, die nach der Maßnahme und dem Rückbau der Baustraße ebenfalls ersetzt werden.
Dr. Dirk Friebertshäuser von der Landplus GmbH (Essen), die das Projekt für Rütgers steuert, erläuterte am Mittwoch im Rathaus die Hintergründe: Von 1928 bis 1972 wurden die Kalkschlämme zunächst in eine dortige, ehemalige Kiesgrube eingespült, dann entstanden Dämme, um eine weitere Einleitung zu ermöglichen. Das geschah über Rohre aus dem Rütgers-Werk in Meiderich.
Phenole gelangten ins Grundwasser
Das Ganze blieb nicht ohne Folgen für die Umwelt: Die Schlämme enthielten als Abfallprodukt der Teerverarbeitung unter anderem Phenole, die durch Auswaschungen teils ins Grundwasser gelangten. In den letzten Jahren habe man allerdings nachweisen können, dass allein schon die natürlichen, mikrobiologischen Abbauprozesse zu einer Verringerung der Schadstoffe im Grundwasser geführt hätten, so Dr. Friebertshäuser. Ergänzend werde jetzt unter anderem Sauerstoff dem Grundwasser zugegeben, um dessen Qualität weiter zu verbessern.
Die Fachleute betonen: Der Grund des Projekts ist also nicht eine sich weiter verschlechternde Grundwasserqualität oder gar eine damit verbundene akute Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung, zumal die Kleingärtner seit Jahren schon aus Vorsichtsgründen kein Brunnenwasser verwenden. Ausschlaggebend fürs Projekt ist vielmehr die fehlende Standsicherheit der Deponie an ihren Rändern, die teils recht steile Böschungen aufweisen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Gefahr besteht, dass die Böschungen immer wieder ins Rutschen kommen können. Ein Bochumer Fachbüro hat festgestellt, dass diese Bereiche abgeflacht und mit einer neuen Bodenabdeckung befestigt werden müssen. Diese neue, bis zu zwei Meter dicke Bodenschicht wird sich schließlich über das gesamte Gelände erstrecken.
Vorbereitende Maßnahmen sollen noch 2019 starten. Dann folgt im Bereich der Böschung zur Kleingartenanlage der erste Bauabschnitt. Die meiste Zeit werden nach den Plänen der Fachleute die Lieferung und der Einbau des neuen Bodens auf dem gesamten Plateau benötigen.