Oberhausen. Vor allem in Alt-Oberhausen beklagten viele Stillstand. Bezirksbürgermeisterin hofft auf Förderung. Teils andere Situation in Sterkrade und Osterfeld.

Das Gefühl, dass es in ihrer näheren Umgebung spürbar vorangeht, haben offenbar nicht allzu viele Oberhausener. „Wenn Sie über die Entwicklung Ihres Stadtteils nachdenken, wie hat er sich in den vergangenen fünf Jahren entwickelt?“, haben die Interviewer des Bürgerbarometers einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung gefragt – und dann am häufigsten Antworten bekommen wie „Stillstand“ oder „Es hat sich nicht viel verändert“.

Genau 44 Prozent aller Befragten gelangten zu dieser Einschätzung. Gut ein Drittel sieht dagegen eine eher negative Entwicklung (34 Prozent), nur ein Fünftel (20 Prozent) aller Befragten bescheinigte seinem Stadtteil eine vorteilhafte Entwicklung. Dabei sind von Stadtteil zu Stadtteil zum Teil deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung festzustellen (siehe Grafik).

Wir haben die Ergebnisse deshalb einmal nach den drei Stadtbezirken getrennt beleuchtet und die jeweiligen Bezirksbürgermeister dazu befragt.

Abriss des Schandflecks Markthalle

Stillstand: Das ist vor allem in Alt-Oberhausen die vorherrschende Wahrnehmung – noch etwas deutlicher als in den anderen Stadtbezirken. An diesem Gefühl scheinen auch objektiv wahrnehmbare Veränderungen im Stadtbild – etwa die Errichtung des Pacelli-Quartiers, Abriss des Schandflecks Markthalle und des Jugendzentrums am John-Lennon-Platz, Neubau des Jugendzentrums „Place 2 be“ in der Innenstadt – nichts zu ändern. Vielfach ist es vor allem die Situation der Marktstraße und des engeren City-Bereichs, die den „Nichts-geht-voran“-Eindruck der Alt-Oberhausener zu prägen scheinen. Das legen zumindest Anmerkungen der Befragten nahe, die vielfach in diese Richtung zielen: „Man sollte sich um die Marktstraße kümmern“, heißt es da, oder: „Auf dem Markt sind nur noch drei bis vier Stände und dort ist auch immer weniger los.“

Dorothee Radtke, Bezirksbürgermeisterin von Alt-Oberhausen, kennt diese Klagen: „Es liegt in der Stadtmitte auch viel an den Vermietern, dass an manchen Stellen keine Bewegung reinkommt“, bedauert sie und setzt Hoffnungen unter anderem auf das geplante neue Jobcenter, das an den Altmarkt angrenzen wird. „Das ist eine gute Sache und wird neues Leben in diesen Bereich hineinbringen. Der Bereich untere Marktstraße ist ein Brennpunkt, an dem wir arbeiten müssen, aber man wird das nicht von heute auf morgen in den Griff bekommen.“

Seit dem Kaufhof-Weggang ist es noch schwieriger geworden

Vor allem mit dem Weggang von Kaufhof sei es im Kern der Innenstadt nochmal schwieriger geworden. „Dabei ist das ja ein guter Standort“, sagt die Bezirksbürgermeisterin mit Blick auf einen möglichen Brückenschlag zum Bert-Brecht-Haus hin und hofft, dort mit Hilfe von Fördergeldern wie dem Programm „Soziale Innenstadt“ etwas bewegen zu können. „Wenn es gelänge, etwa Behörden oder Ähnliches dorthin zu bekommen, bekäme man eine andere Klientel und mehr Leben in die Innenstadt.“

Positive Ansätze sieht sie in der Innenstadt aber auch schon jetzt: „Von Stillstand kann man eigentlich nicht wirklich sprechen: Das Projekt Feierabendmarkt, das auch mit Hilfe von Fördergeldern angeschoben werden konnte, ist so ein guter Ansatz. Der Andrang zeigt, dass die Alt-Oberhausener sich so etwas wünschen und dass hier durchaus auch Wertigeres eine Chance hat.“

Jeder vierte Sterkrader sieht positive Entwicklungen im Stadtteil

Dass sich ihr Stadtteil positiv verändert habe, fanden am ehesten noch die Befragten aus Sterkrade. Etwa jeder Vierte sieht hier eine vorteilhafte Veränderung in den vergangenen fünf Jahren. Wenig überraschend neigt auch Bezirksbürgermeister Ulrich Real zu dieser Ansicht – und hat eine Reihe guter Argumente: neues Wohnen am Zilianplatz, medizinisches Zentrum auf dem ehemaligen Postgelände, Belebung rund um den Sterkrader Bahnhof, eine nigelnagelneue Stadtteilbibliothek. „Und dass Segmüller ankündigt, den Möbelstandort Neumarkt übernehmen zu wollen, ist ja auch ein Vertrauensbeweis für den Standort Sterkrade.“

Und obwohl „sein“ Stadtbezirk vergleichsweise besser wegkommt, findet er, dass „Sterkrade ein Imageproblem“ habe. „Aber da arbeiten wir dran.“ Vor allem die Parksituation werde immer wieder als schwierig bemängelt: „Dabei kann man an vielen zentralen Stellen sogar kostenlos parken – wie am Sterkrader Tor oder am Hirschcenter.“ Im Rahmen des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts seien Kaufmannschaft und Stadtteilbüro dabei, einen Flyer zu erarbeiten, aus dem hervorgehen soll, wo welches Angebot zu finden ist und wo es entsprechende Parkmöglichkeiten gibt.

Innenstadt auch am Abend beleben

„Was die Zufriedenheit mit dem Stadtteil angeht, spielt sicher auch der beliebte Markt eine Rolle. Dahin kommen ganz viele und verweilen auch“, hat er beobachtet. Auch das Bistro von „Gute Hoffnung Leben“ habe sich zum beliebten Treff- und Ankerpunkt im Stadtteil entwickelt. An solche Zugpferde könne man anknüpfen, meint Real: „Wenn wir es über das Kaufangebot hinaus schaffen, ein kulturelles und gastronomisches Angebot zu etablieren, dann können wir die Innenstadt auch über 18 Uhr hinaus beleben.“

Großteil der Osterfelder beobachtet im Bezirk eher einen Rückschritt

Die Osterfelder lassen kein gutes Haar an ihrem Stadtteil: 40 Prozent der Befragten haben den Eindruck, dass sich Osterfeld in den vergangenen fünf Jahren eher zum Nachteil entwickelt habe. Der Anteil derjenigen, die meinen, dass sich nicht viel verändert habe, ist fast ebenso groß. Thomas Krey, Bezirksbürgermeister von Osterfeld, wundert das Ergebnis eigentlich nicht. Er sieht aber eine gute Entwicklung für den Stadtteil.

Den Grund für die Unzufriedenheit macht Krey in den fehlenden Fachgeschäften aus. Zuletzt hat Osterfeld mit der Schließung des Traditionsgeschäfts Großebrockhoff einen herben Verlust erlitten. „Das war ein Traditionshaus mit Service“, weiß Krey. Außerdem wünschen die Osterfelder sich einen Drogeriemarkt. Und: Vor allem für den Revierpark Vonderort sieht er Verbesserungsbedarf. Osterfeld bräuchte mehr Ausgehmöglichkeiten, meint der Bezirksbürgermeister. Eine Minivariante der Centro-Promenade wäre schön oder „so etwas wie das Gecko“, sagt er. Und: Ein solches Angebot sollte möglichst zentral liegen und gut per Bus und Bahn erreichbar sein. Viele Osterfelder wünschten sich außerdem eine Ausweitung der Parkzeit von derzeit einer Stunde auf dann zwei. Das werde derzeit geprüft und diskutiert.

Viele Projekte „in der Pipeline“

Aber Thomas Krey sieht viele Projekte „in der Pipeline“ und nennt die Entwicklung des HDO und Gartendoms, die Ankündigung der Gewo an der Kirchstraße zu bauen. Zudem verspricht er sich durch die Ansiedlung des Rewe-Marktes auch eine Stärkung der noch verbliebenen Fachgeschäfte und hofft auf Neuansiedlungen. Auch im Wochenmarkt stecke noch Entwicklungspotenzial, ein Fischhändler sei wieder vor Ort, aber ein Geflügelhändler würde fehlen. Das Café Jederman habe eine größere Außenfläche. „In zehn Jahren werden die Umfrageergebnisse anders aussehen“, meint Krey.