Oberhausen.. Nach der großen Erleichterung folgen kritische Stimmen: Die CDU-Ratsfraktion wirft der Stadt taktische Fehler vor. Hintergrund: Schuldezernent Frind (SPD) hatte das Land um eine Interpretation des missverständlichen Ganztags-Erlasses gebeten.

Die Entscheidung von Schuldezernent Reinhard Frind (SPD), die flexiblen Regelungen im Offenen Ganztag an Grundschulen weiter anzuwenden, bis sich das Land NRW mit konkreten Erlass-Interpretationen meldet, wird von der CDU-Fraktion als „unprofessionell und kontraproduktiv“ bewertet.

Dieses Verhalten zeige, „wie wenig Rückgrat der Schuldezernent hat“, erklärte die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Simone-Tatjana Stehr. Die Anfrage an das Ministerium sei ein „Trugschluss-Akkord“.

„Ausgesprochen ungeschickt“

„Warum stellt sich hier niemand vor die Eltern und kämpft einfach mal um deren Bedürfnisse?“ Da bereits das Schreiben der Bezirksregierung an den Schulträger hervorhebe, wie man den Erlass zu verstehen habe, sei Frinds Forderung, den Erlass klarzustellen, „ausgesprochen ungeschickt“.

„Die Schulministerin wird wohl kaum der Empfehlung Große Brömers folgen und dazu anhalten, die Abholzeiten durch kreative Einfälle auszuhebeln“, sagt Stehr. Die Schulministerin Barbara Löhrmann (Grüne) habe bisher „auch keinen Anlass gesehen, die strittige Regelung, trotz mehrfacher Erlassänderungen zu korrigieren.“

Eltern an Diskussionen beteiligen

Die Eltern reagieren mit gemischten Gefühlen: „Auch wenn es erst einmal nützt, diese Frage zurück nach Düsseldorf zu spielen, halte ich es nicht für demokratisch, die Klärung des Interpretationswunsches einzig in die Hand der Landesregierung zu legen“, schreibt Tobias Schenck, dessen Tochter den Offenen Ganztag der Ruhrschule besucht.

Schenck will den Protest Oberhausener Eltern in seinem Internet-Blog familienfreundlicher-ganztag-nrw.de bündeln. Die Elternschaft der ganzen Stadt sollte an einem neuen Ganztags-Modell beteiligt werden, so Schenck. „(...) ich glaube, dass wir das so gut können, dass wir später einmal Vorbild für andere Städte und Länder sind.“

Grüne: Angebote verbessern

Die Mahnung der Bezirksregierung, Kontrollen über regelmäßige Anwesenheit durchzuführen, sehen die Oberhausener Grünen indes zwiespältig. „Einerseits gibt es Gründe, warum Eltern auch in der Woche Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen und können. Andererseits ist der Offene Ganztag keine Kinderverwahrmöglichkeit, wenn es gerade keine andere Möglichkeit der Unterbringung gibt.“

Manchen Kindern werde aber vielleicht nur an zwei von fünf Nachmittagen ein sinnvolles Angebot im Rahmen der Nachmittagsbetreuung angeboten.

Wenn die restlichen drei Nachmittage nur mit Spielen auf dem Schulhof oder „Schulaufgaben machen unter Aufsicht verbracht würden“, sei es „schwer vermittelbar, warum Eltern an solchen Tagen ihre Kinder nicht auch früher abholen können“, meint die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Sandra Gödderz.