Oberhausen.

Der Schulentwicklungsplan wird besonders emotional diskutiert, wenn es wegen rückläufiger Schülerzahlen auch um Schulschließungen geht - sogar in den Ferien. Schulabwicklung statt Schulentwicklung wirft die CDU den Vorschlägen der Verwaltung vor. Gudrun Mattern fragte die schulpolitische Sprecherin der Christdemokraten, Simone Tatjana Stehr, wie sie das begründet.

Was ist Ihre Haupt-Kritik?

Simone Tatjana Stehr: Das Werk, das die Verwaltung vorgelegt hat, ist 390 Seiten stark, doch beim Lesen ist mir die Ehrfurcht davor schnell vergangen. Man muss sich fragen: Was ist daran Entwicklung, was ist Planung? Seitdem ich mich damit beschäftige, wird mir immer klarer: Was da steht, ist nicht weitsichtig, es handelt sich um ein Sammelwerk von Zahlen. Und: Der Zeitraum ist ein Schlag ins Gesicht. Am 21. September diskutieren wir, im Oktober wird beschlossen. Das ist unmöglich. Es sind noch viel zu viele Fragen offen. Der alte Plan lief im Dezember 2010 aus. Die Verwaltung hatte eigentlich genug Zeit, sich darauf einzustellen.

Die Ihrer Meinung nach nicht gut gearbeitet hat?

Stehr: Der Plan enthält zum Beispiel Seiten von Beschreibungen von Schulprofilen, die qualitativ sehr unterschiedlich sind. Das liegt daran, dass die Schulen von der Verwaltung aufgefordert wurden, sie zu schreiben. So etwas hat meiner Meinung nach im Schulentwicklungsplan nichts zu suchen, so kann man doch nicht vorgehen.

Die SPD sagt, der Schulkonsens auf Landesebene könnte neue Aspekte bringen. Sehen Sie das auch so?

Stehr: Es wurde immer wieder betont, alles sei ergebnisoffen. Eine Sekundarschule ist möglicherweise zeitgemäß. Doch es hieß immer, sie sei in Oberhausen nicht erwünscht. Jetzt heißt es plötzlich: Wir gucken uns das noch einmal an. Dass mit St. Michael ausgerechnet die Hauptschule, die gute Anmeldezahlen hat, geschlossen werden soll, ist nicht einzusehen.

Aber in andere Hauptschulen hat das Land investiert und könnte Rückforderungen stellen?

Stehr: Es ist nicht klar, was wirklich an Rückzahlungen gefordert wird, würde man eine der betroffenen Hauptschulen schließen. Ebenso gibt es keine Angaben über mögliche Alternativnutzung von nach Schulschließungen leer stehenden Gebäuden.

Sie meinen, man nutzt die Gelegenheit, konfessionelle Schulen los zu werden?

Stehr: In dem vorgeschlagenen Konzept haben Bekenntnisschulen, von denen gleich sechs betroffen sind, praktisch keine Chance zu überleben. Es gibt zum Beispiel den Vorschlag, die Dunkelschlagschule und die Grundschule Schmachtendorf aufzulösen und dann zusammen zu führen. Zusammen hätten sie 458 Kinder, davon wären dann 184 katholisch. Wenn sich nach einer Zusammenlegung nicht mindestens 305 Eltern für eine konfessionelle Schule aussprechen würden, würde automatisch eine Gemeinschaftsschule entstehen. Außerdem: Die eine Schule hat im Schnitt 24, die andere 23 Kinder pro Klasse. Beide leisten tolle Arbeit. Warum sollen nicht beide weiter bestehen?

Muss man nicht auf sinkende Schülerzahlen reagieren?

Stehr: Die Schullandschaft muss verändert werden, Schulen müssen geschlossen werden. Es geht nur um die Art und Weise, wie das hier geschieht. Die Frage ist, wie viele Grundschulen brauchen wir wo. Um sie zu beantworten, wurden einfach Kreise mit Radien von zwei Kilometern um die Standorte gezogen und dann die Schülerzahlen der Schulen verglichen. Doch hat man sich auch einmal die Sozialräume angesehen? An der St. Martin Schule werden 60 Prozent der Familien, deren Kinder sie besuchen, vom Jugendamt begleitet. Deshalb bin ich dafür, den Bildungsbericht hinzuzuziehen und deswegen ist auch eine gemeinsame Sitzung von Schul- und Jugendhilfeausschuss notwendig. Die Planung hat nichts mit qualitativer Entwicklung zu tun.

Das Land will Schulgrenzbezirke wieder einführen. Hat das auch eine Bedeutung für Oberhausen?

Stehr: Ich habe nachgefragt, wie sich die Aufhebung ausgewirkt hat. Allerdings wurde mir mitgeteilt, dass es hier keinerlei Erhebung gäbe. Was natürlich komisch ist, weil die Verwaltung ja gerade gerne Zahlen sammelt. Alles wird erhoben, nur an dieser Stelle, ausgerechnet über das Wahlverhalten der Eltern, liegt kein Ergebnis vor.

Muss der Schulentwicklungsplan denn unbedingt schon im Oktober beschlossen werden?

Stehr: Nein, dafür ist Bildung zu wichtig. Es wird von der CDU einen Antrag geben, den Dialog zu Ende zu führen.

Betrifft er nur die Grund- und Hauptschulen?

Stehr: Ja, es steht drin, dass für die anderen weiterführenden Schulen keine schulorganisatorischen Maßnahmen geplant sind.