Oberhausen. Die zehn japanischen Helfer im Friedensdorf Oberhausen sind vom Schicksal ihres Landes besonders betroffen und wollen helfen. Doch die japanische Nachrichtenpolitik und die unsichere Lage machen ein Eingreifen schwierig.

Das Friedensdorf Oberhausen, in dem derzeit zehn Japaner arbeiten, überlegt, dem krisengeschüttelten Land zu helfen. Doch die Lage ist so unklar, man weiß noch nicht wie das gehen soll.

Natürlich verfolgt sie ständig alle neuen Nachrichten aus ihrer Heimat, natürlich hat sie schon mit ihren Freunden und mit ihrer Familie in Japan telefoniert - und so schwingt in ihrer Stimme neben allen Sorgen und Ängsten auch ein wenig Erleichterung mit. „Zum Glück ist meinen Eltern, meinen Bekannten daheim nichts passiert, ihnen geht es gut“, erzählt die 33-jährige Taeko Shishikura, die im Oberhausener Friedensdorf bereits seit sieben Jahren die besondere Beziehung zwischen Japan und der Hilfseinrichtung für kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten koordiniert.

Denn seit 1996 kommen jährlich zahlreiche Japaner als Helfer ins Oberhausener Friedensdorf, weil der staatliche TV-Sender NHK, der derzeit weltweit die Live-Bilder über die verheerende Auswirkungen von Erdbeben und Tsunami verbreitet, 1996 eine Reportage übers Oberhausener Friedensdorf sendete. Berühmt wurde dann das Friedensdorf in Japan durch die von zig Millionen Japaner geschaute frühere TV-Show „Ururun“. Darin half die in Japan sehr berühmte japanische Schauspielerin Chizuru Azuma den Kindern in Oberhausen - und pflegte die Kriegsverletzten. Gezeigt wurde das Anfang des Jahrzehnts sechs Folgen lang.

Verunsicherung bei den Helfern

Seitdem helfen regelmäßig Japaner ehrenamtlich im Friedensdorf, derzeit sind acht Volontäre aus Japan hier, das Friedensdorf selbst stellte zwei japanische Koordinatoren im Dorf an der Rua Hiroshima.

Eine davon ist eben Taeko Shishikura, die seit dem Beben erst recht im ständigen Kontakt mit den Volontären ist. „Sie wissen nicht so richtig, was sie tun sollen - ob sie etwa nach Hause zurückkehren. Aber auch deren Angehörige haben bisher noch Glück gehabt.“ Sie selbst wolle in Oberhausen bleiben. „Auch ich bin verunsichert, aber ich glaube, dass ich in Japan nicht so richtig helfen kann.“ Viel lieber will sie Hilfen für Japan hier koordinieren. Das Friedensdorf überlegt derzeit noch, ob und wie man das machen kann.

Gerade durch die heikle Situation in den Atomkraftanlagen Japans gestalten sich Hilfsmöglichkeiten aber schwierig, zumal die staatlichen Infos aus Japan nur für noch mehr Verwirrung sorgen.

Japanische Disziplin verhindert Schlimmeres

„Meine Mutter hat große Angst, dass sich der Wind dreht und radioaktive Wolken auf Tokio und damit auf ihre Stadt zuwehen“, erzählt Shishikura. In ihrer Heimatstadt, die etwa 30 Kilometer östlich von Tokio liege, habe das Beben zwar Häuser zerstört, aber es sei dort nicht so chaotisch, wie in den Küstenorten, die auch noch von den Riesenwellen getroffen worden sind.

Dass die Japaner sich trotz der katastrophalen Umstände, trotz fehlenden Stroms, Wassers und Lebensmitteln bisher so geduldig verhalten, erklärt Shishikura mit der Mentalität ihres Volkes. „Wir sind ruhig und diszipliniert, wir sind keine Menschen einer Ellenbogen-Gesellschaft“, sagt sie und glaubt: Woanders wäre es schon zu Plünderungen und Krawallen gekommen.