Oberhausen.. Nach dem heftigen Pfingst-Sturm waren in Oberhausen bis zu 300 Helfer im Dauereinsatz. Überall in der Stadt mussten sie umgestürzten Bäumen, heruntergefallenen Äste und überfluteten Straßen Herr werden. Staus am Morgen danach. Das Freibad Vonderort war geschlossen. Kitas und Schulen haben Mittwoch regulär geöffnet.

Am Tag danach klingeln in der Leitstelle der Feuerwache, dem Herz der Rettungsaktionen, immer noch die Apparate. „Das ist nichts gegenüber gestern“, murmelt man. Ein fast komplett geplünderter Teller mit Brötchenhälften steht als Beweis auf einem Seitenschrank. Kaffeetassen werden zum Mund geführt. Provisorische Feldverpflegung nach einem Dauereinsatz.

Für fast alle Mitarbeiter der Feuerwehr war es eine lange Schicht. Kurze Ruhezeiten, viel zu tun für das Personal am Notruf. 160 Kräfte, mit Technischem Hilfswerk und den freiwilligen Wehren, haben eine intensive Nacht hinter sich.

Rasierapparat bleibt im Schrank

Da bleibt der Rasierapparat schon mal einsam im heimischen Badezimmerschrank zurück. Das „Hallo“ der Wechselschichten im Treppenhaus klingt müde, aber ohne Hektik. Jetzt: Akku aufladen.

Im Lagezentrum sitzen weiterhin die Planungsköpfe an einem langgezogenen Konferenztisch zusammen. Auch Vertreter von Stadt, THW und OGM sprechen sich hier ab. Noch immer drohen weitere Unwetter. Und die Fahrten der Wehr dauern an. „Wir arbeiten nach einer Prioritätenliste ab“, sagt Feuerwehrchef Wolfgang Tingler. Akute Gefährdungen wie herunterragende Äste an Gehwegen oder umgestürzte Bäume, kommen zuerst dran. Auf einer breiten Leinwand flimmern die Wetterprognosen, Wolkenzüge und Vorwarnungen der Wetterzentrale aus Offenbach. „Sobald die ersten Warnmeldungen eintreffen, reagieren wir“, sagt Tingler. Das bedeutet oft Änderung im Personalplan. Am Montag rückte eine Grundlehreinheit als Unterstützung aus. „Sie hatte frisch ihren Lehrgang an der Kettensäge abgeschlossen.“ Auch für Sanitätskurse gibt es neue Termine. Jede Einsatzkraft wird gebraucht.

Nur kurz auf die Schlafliege

Die Leitung informiert laufend den Krisenstab der Bezirksregierung ins Düsseldorf. Das ist wichtig, um auch den Bedarf für mögliche Verstärkung zu koordinieren.

Im Treppenhaus wechseln die Mitarbeiter von den 19 Fahrzeugen noch in die Ruheräume. „Trotz der Lage haben alle besonnen gehandelt“, meint Tingler. Auch für den Chef geht es am Mittag kurz auf die Liege: „Zum Ruhen, tief schlafen kann ich im Trubel eher selten.“

Bahn-Chaos: Etliche Zugausfälle, aber auch mäßiges Info-Management

Etliche träge Meter an Fahrgast-Schlangen am Info-Stand in der Hauptbahnhofshalle, unzureichende Informationstafeln an nahezu allen Bahnsteigen – das Unwetter von Montagnacht hatte deutlich spürbare Auswirkungen bis in die Nachmittagsstunden.

Viele Pendler, die wegen der auto- und baumverstopften Straßen auf den Bahnverkehr ausweichen wollten, mussten extreme Verspätungen zum Teil von mehreren Stunden in Kauf nehmen. „So voll war es selten“, berichtete eine Frau vom Imbissstand im Durchgang zu den Bahnsteigen.

„Stehe am Bahnhof, komme nicht zur Arbeit, versuch’s mit der Straßenbahn“, so klangen wohl einige Handy-Gespräche am gestrigen Morgen. Zum Chaos trug ebenso das zähe Informationsmanagement am Hauptbahnhof bei. Die Anzeigetafel in der Bahnhofshalle verwies auf Aushänge, die aber nicht zu finden waren.

Wenigstens hin und wieder Lautsprecherdurchsagen trafen auf den Bahnsteigen ein, erzählten zwei Zahntechniker, die von sieben Uhr morgens bis mittags vergeblich auf die S-Bahnlinie 3 warteten. „Man hat uns heute morgen von Mülheim hierhin geschickt, weil hier angeblich noch etwas fährt“, plaudert einer, der das Stranden in Oberhausen mit Fassung trägt: „Wir können’s nicht ändern. Der Chef ist informiert.“

Tausende Autofahrer steckten fest

Eine große Portion Geduld wurde Autofahrern am Dienstagmorgen auf Oberhausens Straßen abverlangt: Wegen Aufräumarbeiten nach dem heftigen Unwetter am Pfingstmontag staute sich auf den Autobahnen rund um die Stadt der Verkehr kilometerlang. Versuche, die Staus innerstädtisch zu umfahren, waren ebenso erfolglos: Autofahrer landeten auf verstopften Oberhausener Hauptstraßen. An der Bottroper Straße etwa ging es zeitweise auf beiden Fahrspuren nur im Schritttempo voran.

Kehrmaschinen des Landesbetriebs „Straßen NRW“ waren am Dienstagmorgen auf den Autobahnen im Dauereinsatz, um Äste von den Fahrbahnen zu räumen. Umgestürzte Bäume mussten beseitigt werden. Unter anderem war dazu die A 40 bei Mülheim gesperrt worden. Staus gab es auf allen umliegenden Autobahnen. Alternative Strecken wie über die Falkenstein-, Essener-, Buschhausener- oder Lothringer Straße in die Nachbarstädte waren ebenfalls dicht.

Bis zum Nachmittag blieben drei Oberhausener Straßen teilweise gesperrt: An der Bebel-, Virchow- und Arminstraße mussten heruntergefallene Äste weggeschafft werden.

WBO warnt: Äste nicht in Straßenrinnen legen

Die Wirtschaftsbetriebe WBO bitten dringend, durch den Pfingst-Sturm abgebrochene kleinere Äste nicht in die Straßenrinnen zu legen. Dort können Kehrmaschinen sie nicht aufnehmen; Verstopfungen der Kanalisation drohen. Abgebrochene Äste und Bruchholz können kostenfrei bis Samstag, 14. Juni, am Wertstoffhof, Buschhausener Straße 144, abgeben werden. Mit 38 Mitarbeitern war die WBO gestern unterwegs, um Gullydeckel und Abflüsse freizuräumen. Die Müllabfuhr verzögerte sich durch die langen Staus.

Freibad am Dienstag geschlossen - Kitas und Schulen am Mittwoch geöffnet

Der Revierpark Vonderort in Osterfeld wurde schwer vom Sturm verwüstet. Auf dem Freigelände waren zehn große Bäume von heftigen Windböen umgestürzt sowie Zelte und Zäune von einem Festival am Wochenende weggerissen und zerstört worden. Das Freibad war am gestrigen Dienstag geschlossen: Wegen eines Stromausfalls liefen die Pumpen zeitweise nicht mehr, so dass die Becken leer gelaufen sind. Umgestürzte Bäume auf den Liegenwiesen mussten ebenfalls beseitigt werden.

Die Aufräumarbeiten waren nach Angaben von Revierpark-Chef Jens Vatheuer am Dienstagnachmittag beendet.

Glimpflich sind Schulen und Kindertagesstätten in Oberhausen beim Unwetter am Pfingstmontag davongekommen. Bei ihren 61 Schulen meldet die Stadt keine besonderen Vorkommnisse, außer den üblichen Ästen und Zweigen, die auf die Erde gefallen sind, ohne Schäden anzurichten. Auch keine der 16 städtischen Kitas sei derart beeinträchtigt gewesen, dass sie hätte schließen müssen, heißt es.

Das war auch bei den beiden Kitas der Arbeiterwohlfahrt und den drei Einrichtungen des Vereins „Löwenzahn“ nicht der Fall.

Zwei Bäume auf dem Gelände der evangelischen Luther-Kirchengemeinde im Knappenviertel sind dagegen entwurzelt worden. Auf dem Gelände des Oberlin-Kindergartens an der Bismarckstraße lagen derart viele Äste und Zweige, dass die Kinder, die überhaupt gekommen waren, sicherheitshalber drinnen blieben. Die übrigen 13 evangelischen Kitas waren nicht betroffen.

Wegen eines Wassereinbruchs im katholischen Kindergarten Heilig Geist am Hausmannsfeld mussten die Kinder dieser Gruppe auf andere Gruppen aufgeteilt werden.