Oberhausen.. Bei MAN Diesel & Turbo ist Hartmut Gerbholz dafür zuständig, die Arbeitsabläufe im Werk zu steuern.Wir haben den Auftragsplaner, der seit 22 Jahren in diesem Job arbeitet, mehrere Stunden für unsere Serie „Harte Arbeit“ begleitet. Hartmut Gerbholz bezeichnet sich selbst als „Terminfuzzi“



Ein Blick auf die Uhr an der Wand neben dem Schreibtisch. Es ist zehn Minuten nach acht. Ich sitze neben Hartmut Gerbholz, um mir seinen Arbeitsplatz bei MAN Diesel & Turbo anzuschauen. Er hat jetzt seinen ersten Termin des Tages.

Er steht auf, nimmt sein iPad und macht sich auf den Weg, zwei Etagen nach unten, durch mehrere schwere Stahltüren hindurch in die große Sterkrader Werkshalle von MAN Turbo. Im weißen Hemd mit Krawatte geht er über den Hof. Egal, ob es regnet, stürmt, ob es eiskalt ist oder die Sonne scheint, Hartmut Gerbholz geht diesen Weg bei jeder Witterung ohne Jacke. Warum, das merke ich, als wir wenige Augenblicke später die Werkshalle betreten.

Der Geruch von Schmierstoff und Öl

Ich hatte eigentlich einen zugigen und kalten Raum erwartet, doch es ist warm. In der Halle herrschen 20 Grad, denn das ist die ideale Temperatur, um Bauteile zu fertigen. Den Geruch von Schmierstoffen und Öl, der mich sofort umhüllt, riecht der 57-Jährige kaum noch, er arbeitet schließlich schon seit mehr als 40 Jahren hier.

Begonnen hat Hartmut Gerbholz als Maschinenschlosser, seit 22 Jahren ist er „Manager of Job Planning“. „Das klingt jetzt komplizierter als es ist“, sagt er. „Ich bin Auftragsplaner – oder auch Terminfuzzi, wie ich mich selber gerne nenne.“

Pünktlich um 8.15 Uhr steht Gerbholz mit seinen Kollegen um den Stehtisch in dem kleinen abgetrennten Bereich mitten in der Werkshalle – im Fertigungsinformationszentrum, wie es genannt wird. Jeden Tag wird hier kurz über den Produktionsstand gesprochen. Probleme und Störungen vermerkt Hartmut Gerbholz elektronisch auf seinem iPad. Laufende Aufträge werden besprochen.

Wann wird was fertig, wann kann dieses oder jenes Bauteil geliefert werden? Tierisch kompliziert klingt das. Um dieses Chaos zu entwirren, ist Hartmut Gerbholz da.

Er blickt auf einen Plan mit kleinen bunten Feldern, Daten und Zahlen. Auf diesem sogenannten Gehäuseplan hat Gerbholz jeden einzelnen Produktionsschritt ganz genau eingetragen. Während sich die Bereichsleiter unterhalten und anhand des Plans die anstehenden Schritte durchgehen, schiebt sich in mehreren Metern Höhe laut johlend ein Metallfuhrwerk über unsere Köpfe.

Ich schaue gebannt nach oben, als das schwere, ringförmige Bauteil aus Stahl zum nächsten Produktionsschritt fährt. Die Arbeiter um mich herum bleiben unbeeindruckt – für sie ist das nichts Neues.

Es funktioniert nur im Team

Nachdem aus den meisten Abteilungen der Kommentar zum aktuellen Stand ein „Alles läuft“ ist, machen wir uns wieder auf den Weg an den Schreibtisch. Jetzt geht es an die eigentliche Arbeit. Die Planung. „Ich kann da recht kreativ werden. Ich habe einen festen Rahmen, aber da drin kann ich frei planen. Es gibt den Anfangspunkt, an dem der Auftrag reinkommt und dann gibt es den Endpunkt, an dem das Produkt fertig sein muss. Ich koordiniere dann die einzelnen Schritte dazwischen, schreibe den Gehäuseplan.“

Damit aus einem Schmiederohling – oder einfach gesagt: einem rostbraunen Klotz – am Ende ein filigraner, aber robuster Rotor wird, dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aus den verschiedenen Bereichen nötig. Gerbholz: „Ich bin auf der einen Seite ein Einzelkämpfer und erstelle die Pläne, aber nur im Team kann dann alles funktionieren.“

Hartmut Gerbholz liebt seinen Job. „Ich komme jeden Tag gerne hier zur Arbeit.“ Das ist wohl auch der Grund, warum der Job Planning Manager nie hundertprozentig abschalten will – nicht einmal im Urlaub. „Wenn ich helfen kann, helfe ich. Mein Telefon bleibt immer an. Das hier ist meine Hütte.“