Oberhausen. Zwischen seinen eigenen Exkrementen musste es ein Beagle in einem Zechenhaus in Oberhausen offenbar über Monate aushalten. Das Veterinäramt soll angeblich zunächst nicht reagiert haben. Eine Tierschützerin mobilisierte via Facebook Hunderte, um die Stadt per Mail zum Handeln zu bewegen.
Seine Krallen sind krumm und viel zu lang, um ihn liegt Müll im ansonsten kahlen Raum: Das Bild, das Tina Paasch bei Facebook gepostet hat, zeigt einen Beagle, der offenbar monatelang in einer Wohnung in der Oberhausener Siedlung Eisenheim ausharren musste.
"Der Gestank hat mich fast zum Brechen gebracht, als ich mal durch den Briefschlitz an der Tür ins Innere schauen wollte, wie es dem Hund geht", sagt Tina Paasch. Eine Bekannte hatte der jungen Frau, die sich im Tierschutz engagiert, am Montag von dem vernachlässigten Beagle in der vermüllten Wohnung erzählt. "Für den Hund ist der Geruch ja noch viel extremer - und der konnte dem ja nicht entfliehen."
Hunderte E-Mails ans Veterinäramt
Also habe sie die Polizei und das Veterinäramt gerufen, um das Tier befreien zu lassen. "Eigentlich wollte am Montagabend schon jemand vom Amt zu der Wohnung kommen", so Paasch. Weil aber niemand erschien, rief sie via Facebook dazu auf, die Stadt per E-Mail zum Handeln aufzufordern.
Das Postfach des Veterinäramts sei dann auch massiv gefüllt gewesen, sagt Stadtsprecher Ralf Terlau; Offenbar hatten sich Hunderte beim Amt gemeldet. Seit Dienstagmittag nun ist Jack - so heißt der kleine Hund - frei. "Unsere Amtstierärztin hat die Wohnung öffnen lassen und den Hund aus dem Gebäude geholt", so Terlau. Das Tier sei gesund und gut ernährt gewesen. Allerdings seien die langen Krallen ein sicheres Zeichen dafür, dass der Hund schon lange nicht mehr vor die Tür gekommen sei.
"Man darf da nicht wegsehen"
Zeitgleich mit der Tierärztin sei auch die Hundehalterin an der Wohnung erschienen. "Die Dame hat sofort eine Abtrittserklärung unterschrieben, da gab es wohl keine Diskussionen", sagt Terlau. Weitere Konsequenzen muss die Ex-Hundehalterin nicht fürchten, erklärt er: "Die Wegnahme des Hundes ist die Ultima Ratio". Jack ist jetzt erst einmal im Tierheim Gelsenkirchen - und wartet auf einen neuen Besitzer. "Wir glauben, dass sich schnell jemand für den kleinen Hund findet", so Terlau.
Was Tina Paasch ärgert: Seit Wochen schon sei das Jaulen und Bellen zu hören gewesen, hätten Nachbarn berichtet. "Man darf da nicht wegsehen", sagt sie. "Lieber einmal zu viel etwas melden, als so ein Leid zulassen".
Indes sei es nicht unbedingt ratsam, Bilder vom Inneren fremder Wohnungen zu machen und zu veröffentlichen, so Ralf Terlau. "Da passiert es natürlich schnell, dass eventuell Persönlichkeitsrechte verletzt werden." Wer beobachte, dass Tiere schlecht behandelt werden, solle einfach beim Veterinäramt anrufen; Fotos seien da nicht notwendig.