Oberhausen. 160 Oberhausener kamen an einem Schalttag zur Welt. Drei erzählen, wie es ist, nur alle vier Jahre „richtig“ älter zu werden.
Heute ist ein ganz besonderer Tag für Dieter Michel. Der 72-Jährige wird endlich volljährig. Statt einmal im Jahr hat Michel nämlich nur alle vier Jahre Geburtstag. Er ist einer von 160 Oberhausenern, die an einem Schalttag geboren sind. „Das finde ich ganz gut“, sagt der 72-Jährige. „Das ist ein Tag, den sich auch alle merken können.“
Karin Melzer gefällt es hingegen gar nicht so gut, dass sie am 29. Februar geboren ist. „Ich fühle mich nur alle vier Jahre so, als hätte ich Geburtstag“, erklärt die 48-Jährige. Gerade als Kind sei das nicht so schön gewesen. „Andere finden das toll. Für die ist das immer eine Sensation.“
Auch Dominik Handke findet die Sache wenig spektakulär. „Für mich selbst ist das nichts Ungewöhnliches“, sagt der 24-Jährige. „Das ist halt ein Geburtstag, der ein bisschen aus der Reihe fällt.“ Für seine Mutter, Maria-Luise, ist es aber schon etwas Besonderes, denn eigentlich sollte ihr Sohn zwei Wochen früher kommen. „Ein Bekannter, der kurz vor der Geburt gestorben ist, hat mir vorhergesagt, dass er am 29. Februar kommt.“ Und so war es dann auch. „Das war schon kurios.“
Wann wird in „normalen“Jahren gefeiert?
In den Jahren ohne Schalttag feiert Dominik Handke seinen Geburtstag am 28. Februar oder am 1. März. „Immer dann, wenn es besser passt.“ Karin Melzer feiert stets am 28. Februar: „Weil ich denke: Ich habe nun mal im Februar Geburtstag und nicht im März.“
Dieter Michel begeht seinen Ehrentag immer am 1. März, weil dann auch seine Frau Geburtstag hat. Die beiden haben sich sogar etwas Besonderes ausgedacht. „Wir haben die Geburtstage zusammen gefeiert. Zuletzt den 130sten. Das war dann auch in der Einladung so erklärt.“ Bei den Gästen kommt diese Idee gut an. „Die finden das ganz putzig.“ Und auch heute, am Schalttag, hat Dieter Michel nicht allein Grund zu feiern. „Mein Enkelsohn hat auch Geburtstag. Der wird acht, oder zwei, je nachdem.“
Karin Melzer kennt noch drei weitere Personen, die heute ihren Ehrentag feiern: ein Mädchen aus der Schule, ein Bekannter und eine Freundin, die sie beim Zugfahren kennengelernt hat. „Als ich erzählt hab, dass ich am 29. Februar Geburtstag hatte, sagte sie: Ich auch. Ich habe ihr erst gar nicht geglaubt“, gesteht die 48-Jährige.
Ihren Geburtstag feiern Karin Melzer, Dieter Michel und Dominik Handke heute im kleinen Kreis. Und auch ihre Wünsche sind bescheiden. „Ich hab keinen bestimmten“, sagt Handke. Melzer wünscht sich, „dass alles so weiter läuft wie bisher“ und Gesundheit. Die wünscht sich auch Dieter Michel. „Das ist ja in dem Alter das Wichtigste. Gesundheit, Glück und Zufriedenheit, mehr brauchen wir nicht.“
Wozu gibt es Schaltjahre?
Ein Jahr ist definiert als die Zeit, die die Erde für eine Umrundung der Sonne braucht. Ein Umlauf dauert genau 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45,252 Sekunden, also etwa um ¼ Tag länger als unser Kalenderjahr. Um diesen Unterschied auszugleichen, wird alle 4 Jahre ein Schalttag, der 29. Februar, eingeschaltet. Damit die Rechnung noch genauer aufgeht, müssen über die Zeit von 400 Jahren jeweils drei Schaltjahre gestrichen werden. Dazu wurden spezielle Schaltjahr-Regeln eingeführt.