Oberhausen.. Die Politik will die „Nette Toilette“, doch kostenfreie Örtchen in der City würde die Stadt Geld kosten statt welches einzusparen. Das Konzept droht zu scheitern.

Die Eltern sind mit den Kindern in der Stadt unterwegs, da muss der Nachwuchs mal für kleine Mädchen. In der Oberhausener Innenstadt ist das ein leidliches Problem, denn öffentlich zugängliche Toiletten gibt es hier nicht viele. Die Alt-Oberhausener Politik will das ändern und erreichen, dass Kaufleute ihre WC-Anlagen Bürgern kostenfrei zur Verfügung stellen. Scheitern könnte dieser Service nun aber doch am Geld.

Ein Erfolg in Aalen

„Nette Toilette“ heißt das Konzept, das schon in der Stadt Aalen für manche Erleichterung gesorgt hat. Auch dort fehlten öffentlich zugängliche Örtchen. Die Kommune holte die Gastronomen ins Boot: Aalen zahlt ihnen eine kleine Reinigungspauschale, dafür dürfen Bürger zum Klo, ohne 50 Cent zahlen zu müssen. 35 Gastronomiebetriebe beteiligten sich. Aalen sparte sogar Geld, weil die Stadt städtische Anlagen schließen konnte.

In Alt-Oberhausen sieht die Sachlage etwas anders aus, wie City-Managerin Astrid Schöpker bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung sagte: „Die öffentlichen Toiletten an der Marktstraße gehören nicht der Stadt, wir haben da also kein Einsparpotenzial.“ Eigentümerin ist die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH. Einzig die kostenfreie Toilette im Bert-Brecht-Haus ist im städtischen Besitz, kann aufgrund ihrer Lage aber nicht geschlossen werden.

Kosten statt Einsparpotenzial

Also kein Einsparpotenzial, dafür aber Kosten, wie ein Bericht des Rathauses zeigt: Um Bürgern zu ermöglichen, im Umkreis von 500 Metern eine öffentlich zugängliche Toilette zu haben, müssten acht Kooperationspartner gefunden werden. Man habe mit den Kaufleuten gesprochen, sagt Dezernentin Sabine Lauxen. „Sie sagen ja, aber wünschen einen Ausgleich für die Reinigungskosten.“

Zwischen 40 und 100 Euro fürs Reinigen fordern die Gewerbetreibenden monatlich. Die Stadt hätte also jedes Jahr zwischen 3840 Euro und 9600 Euro zu zahlen – bei 40 beziehungsweise 100 Euro je Partner im Monat.

Würden dann noch wie von der Verwaltung vorgeschlagen, solche Kooperationen in Sterkrade und Osterfeld geschlossen, käme man jährlich auf 10.800 bis sogar 25.200 Euro. Hinzu kommen einmalige Kosten von rund 2000 Euro für die Nutzungsrechte sowie Gelder für Plakate, Broschüren und Aufkleber. Je nachdem, ob die Stadt diese Materialen selbst erstellt oder ein externes Unternehmen damit beauftragt, könnten noch zwischen 500 und 2170 Euro dazu kommen.

Attraktivierung und Belebung der Innenstadt

Problematisch an der Sache: Die Nette Toilette ist nett, aber eine freiwillige Leistung. Und für die verschuldete Stadt mit Düsseldorfer Daumenschrauben stellt Rechtsdezernent Frank Motschull klar: „Egal ob eine freiwillige Ausgabe bei 1000, 2000 oder 3000 Euro liegt“, umgesetzt werden könne sie nur, wenn eine andere freiwillige Leistung entfällt.

SPD und CDU waren dann doch entsetzt: „So ein Service trägt zur Attraktivierung und Belebung der Innenstadt bei, da werden wir uns doch über so eine Summe nicht den Kopf zerbrechen müssen“, meinte dazu etwa SPD-Fraktionschefin Christiane Gerster-Schmidt. Werner Nakot (CDU) unterstrich: „Wir wollen die Nette Toilette haben.“