Sina Schiemann hat sieben Monate in Neuseeland gelebt. Eine spannende Zeit. Leben auf der Farm, Weihnachten im Sommer – und plötzlich Geschwister.


„You’re gonna be missed“, „Du wirst vermisst werden“ – Wenn Sina Schiemann mal wieder die Sehnsucht nach Neuseeland packt, dann holt sie die Flagge hervor, die sie dort zum Abschied geschenkt bekam und liest sich all die lieben Wünsche und Grüße durch, die ihr Freunde und Gastfamilie zum Abschied hinterlassen haben. Sieben Monate lang war die Schülerin in dem Inselstaat im südlichen Pazifik, fühlte sich dort zuletzt wie zu Hause. Weshalb aus dem einstigen Fernweh inzwischen Heimweh geworden ist.

Wie viele andere Jugendliche auch, träumte Sina, die heute die elfte Stufe der Willy-Brandt-Gesamtschule in Mülheim besucht, von einem Schuljahr im Ausland. Doch während die meisten ihrer Mitschüler am liebsten in die USA gereist wären, in die Heimat von Popstars und Hollywoodschönheiten, hatte Sina ganz andere Anforderungen: „Ich wollte so weit wie möglich von zu Hause weg. So dass man nicht beim kleinsten Heimweh sagen kann: Mama, hol mich hier ab.“

Einen Spontan-Besuch ihrer Eltern konnte Sina nun wirklich nicht erwarten: Mehr als 18 000 Kilometer trennen Alstaden von Winton, dem 2000-Einwohner-Nest, in dem sie zunächst landete. Weil es nicht ganz so gut passte, zog sie nach einigen Wochen um, nach Dipton, „ein noch kleineres Dorf“. Dort verliebte die 17-Jährige sich endgültig in das fremde Land. „Ich hab’s mir schön vorgestellt“, sagt Sina. „Aber es war noch viel schöner.“

Türkisblaues Wasser in den Seen

Durch den Urwald laufen, dann am Sandstrand am See liegen, dahinter Berge mit Schnee auf den Kuppen. „Das hat mich umgehauen“, sagt Sina über die Landschaft. Türkisblaues Wasser in den Seen, „solche Farben hatte ich noch nie gesehen“. Und auch die Menschen eroberten ihr Herz. „Die Neuseeländer sind sehr freundlich, sie sagen aber auch, wenn sie etwas nicht gut finden.“ Kein Problem für das Ruhrgebietskind. Was so ganz anders als in Deutschland war: „Ständig standen Leute in der Küche.“ Kollegen, Freunde und Verwandte schneiten unangemeldet herein, „und dann wird erstmal Kaffee getrunken.“

Sie habe sich ziemlich verändert am anderen Ende der Welt, sagt Sina. Auf der riesigen Farm ihrer Gastfamilie hatte sie neben Kühen, Schafen, Hund und Katze plötzlich auch zwei große Brüder. Das Einzelkind blühte auf. „Ich bin selbstbewusster geworden“, sagt Sina. Der Preis: Während sie in Dipton ihre Eltern vermisste, sehnt sie sich in Alstaden nun nach ihrer Gastfamilie. Nur Weihnachten in Shorts muss sie nicht noch einmal haben: „Ich finde Schnee passender.“