Oberhausen. In ihrer ersten Sitzung wählen die Mitglieder einer Bezirksvertretung ihren Bürgermeister. Traditionell ist dieser auch Mitglied im Rat, um dort die Interessen des Stadtteils zu vertreten. In Alt-Oberhausen könnte mit dieser Tradition nun gebrochen werden: Der SPD Bürgermeisterkandidat verpasste den Einzug in den Rat.
Als jüngsten Bezirksbürgermeisterkandidaten Oberhausens feierte die SPD René Pascheberg noch Anfang des Jahres – nun ist unklar, ob der 28-Jährige für das Amt in Alt-Oberhausen überhaupt antritt.
In ihrer ersten Sitzung wählen die Mitglieder einer Bezirksvertretung (BV) ihren Bürgermeister. Traditionell ist dieser auch Mitglied im Rat, um dort die Interessen des Stadtteils zu vertreten. Gesetzlich vorgeschrieben ist das nicht, Oberhausen wertet damit das Amt des Bezirksbürgermeisters aber seit Jahren auf. Pascheberg nun ist zwar in der BV, er hat sein Direktmandat im Rat verpasst – um 38 Stimmen unterlag er in Dümpten Matthias Wissing (CDU). Über seinen dritten Platz auf der Reserveliste kann er nach derzeitigem Stand nicht nachrücken. In der Bezirksvertretung Alt-OB, in der SPD, Grün und FDP die Mehrheit hätten, wäre Dorothee Radtke die einzige SPD-Ratsfrau.
Große Stimmverluste für SPD
Stimmen älterer Sozialdemokraten hat Pascheberg wohl der Streit mit der langjährigen Borbecker Ex-Ratsfrau Uly Stroh gekostet. Der Ortsverein Ost, dem Pascheberg vorsitzt, hatte statt Stroh die vergleichsweise unbekannte, 28-jährige Yannah Werner als Direktkandidatin vorgeschlagen.
Insgesamt gilt bei den drei Bezirksvertretungswahlen der gleiche Trend wie in ganz Oberhausen: Die SPD fährt große Stimmverluste ein – am deutlichsten in Osterfeld. Dort konnte sie mit 40 % Stimmanteil rund 6,5 % weniger Wähler begeistern als 2009. Gewinner ist hier BOB mit 1516 gewonnenen Stimmen und zwei Sitzen. Die CDU hat in Sterkrade (33,5%) und Alt-Oberhausen (32,3%) zugelegt. Die FDP hat ihre Sitze in Sterkrade und Osterfeld zwar verloren, könnte im Süden Rot-Grün aber die entscheidenden Stimmen zur Mehrheit geben. Die Linken halten sich in den Bezirksvertretungen mit je einem Sitz.
Sechs Parteien machen Alt-Oberhausen zum buntesten Stadtteilparlament
Die Ergebnisse im Detail:
Bei der Bezirksvertretungswahl in Alt-Oberhausen gibt es viele Gewinner: Die CDU fährt mit 32,2 Prozent der Wählerstimmen ihr bisher bestes Ergebnis in dem Bezirk ein (plus 3,5 Prozent im Vergleich zu 2009). BOB holt mit 8,1 Prozent der Stimmen (2300 Wähler) einen Sitz im Stadtteilparlament. Und trotz herber Stimmverluste halten die Sozialdemokraten mit sieben Sitzen zusammen mit Grün (zwei Sitze) und FDP (ein Sitz) eine knappe Mehrheit. Die „Ampel“ reagiert seit 2010 mit zehn von 19 Sitzen.
Nur 38,2 Prozent der Alt-Oberhausener wählten die SPD. In keinem der 13 Wahlbezirke gewinnen die Sozialdemokraten eine Stimme hinzu, insgesamt liegt der Verlust im Vergleich zu 2009 bei 4,7 Prozent bzw. bei 2274 Stimmen. Am meisten verliert die SPD im Schladviertel, in dem zuletzt Ärger um ein Bauvorhaben bei Rück herrschte. Die CDU hat 364 Wähler (32,2 Prozent) dazu gewonnen. In vier Wahlbezirken ist sie stärker als die SPD, verliert in Stadtmitte-Nord aber zugunsten von BOB. Das Wählerbündnis holt hier mit 11,47 Prozent sein bestes Ergebnis bei der Bezirksvertretungswahl in Alt-OB.
Die FDP schneidet bei einem Stimmanteil von zum Teil über 3 Prozent im Süden Oberhausens besser ab als im Stadtdurchschnitt. Die Linken kommen mit 9,4 Prozent auf das gleiche Ergebnis wie 2009. Die Grünen verlieren 747 Wählerstimmen im Vergleich zu 2009 – am meisten in Stadtmitte. Die Violetten haben es bei ihrem ersten Wahlantritt nicht bis zu einem Sitz im Rat geschafft.
Patt-Situation in Osterfeld: Rot-Grün büßt Stimmen ein und braucht die Linken
Das Wählerbündnis BOB hat Osterfeld gewaltig aufgemischt – in keinem anderen Bezirk hat BOB so viele Stimmen bei der Bezirksvertretungswahl bekommen wie dort, aus dem Stand 13,5 Prozent. Hingegen haben alle etablierten Parteien Stimmanteile eingebüßt. SPD und Grüne, die bisher in Osterfeld zusammen abstimmten, verlieren sogar ihre Mehrheit. Diese braucht der SPD-Wunschkandidat Thomas Krey aber, um Osterfelds Bezirksbürgermeister zu werden. Die FDP verliert bei 2,1 Prozent der Wählerstimmen ihren Sitz – 2009 waren es im Vergleich noch 5,38 Prozent.
Die SPD holte diesmal nur 40 Prozent der Wählerstimmen – 2009 feierten die Sozialdemokraten dort noch mit 46,5 Prozent das stadtweit beste Ergebnis. Auch die Grünen haben die Osterfelder mit 1,9 Prozent Stimmverlust abgewatscht. Rot-Grün hat zusammen nun nur noch sieben von 15 Sitzen. CDU (minus 0,1 %) und BOB halten mit fünf bzw. zwei Sitzen ebenfalls sieben Stimmen in der Bezirksvertretung. Damit fällt den Linken in Osterfeld nun eine besondere Rolle zu: Sie haben den entscheidenden Sitz für eine Stimmmehrheit.
Besonders ins Auge fallen zwei Bezirke: In Osterfeld-Heide, Wahlkreis des bekannten SPD-Fraktionschefs Wolfgang Große Brömer und 2009 mit über 47 Prozent SPD-Hochburg, verliert die SPD mit 7,4 Prozent die meisten Stimmen; BOB holt überragende 16 Prozent. In Rothebusch, 2009 das beste Osterfelder CDU-Ergebnis, verloren die Christdemokraten diesmal 3,6 Prozent - BOB holte 16,36 Prozent.
SPD und Grüne können in Sterkrade nur auf eine knappe Mehrheit bauen
In der Sterkrader Bezirksvertretung kann Rot-Grün wie bisher weiter machen – wenn auch bei einer stärkeren Opposition. Damit könnte Ulrich Real als SPD-Kandidat der neue Sterkrader Bezirksbürgermeister werden.
Die SPD hat bei einem Stimmenverlust von 3,9 Prozent zwar einen Sitz in der Bezirksvertretung verloren und liegt damit nun bei sieben von 17 Sitzen. Mit den zwei Grünen-Sitzen in der Bezirksvertretung (wie schon 2009) ist eine knappe Mehrheit von 9 der 17 Sitze aber gegeben. 2009 lag die rot-grüne Mehrheit bei zehn Stimmen.
Die höchsten Verluste hat die Sterkrader SPD in Buschhausen eingefahren, in dem Wahlbezirk hat sie bei der Bezirksvertretungswahl knapp 7 Prozent einbüßen müssen. Auch bei der Ratswahl war das der Sterkrader Bezirk mit den höchsten Stimmverlusten (rund 8 Prozent).
Insgesamt wird die Opposition in Sterkrade stärker, sie ist künftig aber anders aufgestellt: Nicht mehr vertreten ist die FDP. Sie hat 4,3 Prozent ihrer Stimmen im Vergleich zu 2009 eingebüßt – das ist sogar mehr als stadtweit.
Die CDU hat einen Sitz in der Bezirksvertretung gewonnen (plus 2,17 Prozent). Insgesamt haben die Christdemokraten in neun von elf Sterkrader Wahlbezirken zugelegt.
Das neue Bündnis BOB hat aus dem Stand mit 8,1 Prozent einen Sitz in Sterkrade bekommen – den stärksten Zuspruch gab es in Sterkrade-Mitte-Süd (10 Prozent). Die Linke Liste bleibt nahezu bei ihrem Ergebnis von 2009. Sie hält weiterhin einen Sitz.