Oberhausen/Mülheim. „Gehse inne Stadt, wat macht dich da satt: ‘Ne Currywurst!“ Christoph Maaßen steht seit knapp drei Monaten mit seinem Imbisswagen „Curry Chrissel“ auf dem Netto-Parkplatz an der Duisburger Straße. Eigentlich ist der gebürtige Mülheimer Bürokaufmann.
„Gehse inne Stadt, wat macht dich da satt: ‘Ne Currywurst!“
Das erste Mal vergisst man nicht. Christoph Maaßen (45) muss zunächst trotzdem etwas grübeln. Aber nur kurz. „35 Jahre ist das bestimmt schon her“, sagt der gebürtige Mülheimer. „Das war beim Imbiss - direkt um die Ecke!“ Deine erste Currywurst vergisst du nie. Und die zweite oder dritte auch nicht.
Maaßen muss es wissen. Der Mann ist schließlich vom Fach: Christoph Maaßen hat sein Leben ganz auf die gebratenen Würstchen samt pikanter Soße ausgerichtet. Mit seinem Imbisswagen „Curry Chrissel“ steht er auf dem Netto-Parkplatz an der Duisburger Straße.
„Kommse vonne Schicht, wat schönret gibt et nich als wie Currywurst!“
Schimanski schlabbert den fetthaltigen Snack zwischen den Ermittlungen. Grönemeyer singt der Fleisch-Vorzüglichkeit ein Liebeslied. Und Christoph Maaßen serviert die Spezialität unter freiem Himmel, während im Hintergrund die Sonne im Dunst der Großstadt versinkt. Ruhrgebiets-Romantik - doch die Wirklichkeit sieht meist anders aus: Selbstläufer sind Imbiss-Karrieren nicht - sie erfordern lange Arbeitszeiten und Verzicht, wie Maaßen weiß.
Seit knapp drei Monaten ist er in Oberhausen dabei. Die Kälte im Januar hat dem 45-Jährigen zu schaffen gemacht. „Dadurch fehlt schnell die Hälfte des Umsatzes“, sagt er. Der Blick auf den Wetterbericht gehört beim Imbissgeschäft dazu. „Bei Kälte geht keiner vor die Tür.“ Die Bürokräfte nicht, die sonst in der Mittagspause auf den Parkplatz strömen. Auch die Kunden des Supermarktes zieht es schnell wieder in ihre Fahrzeuge. Bloß nicht stehen bleiben. Der Markt ist eiskalt.
„Mit Pommes dabei. Ach, dann geben ’se gleich zweimal: Currywurst!“
„Chrissel“, diesen Spitznamen trägt Maaßen bereits seit vielen Jahren. Damals beim Fußball fing alles an. „Das hat sich jemand einfach ausgedacht!“ Heute dient der Spitzname dem Ein-Mann-Unternehmen als markantes Erkennungsmerkmal des schwarz-roten-Imbisswagens.
Der Weg zur Wurst war für den Mülheimer nicht vorbestimmt. Eigentlich ist Maaßen gelernter Bürokaufmann. Bis der Bürojob nicht mehr passte. Die Selbstständigkeit diente da als gute als gute Möglichkeit, sich beruflich zu verwirklichen. Zunächst begann er als Betreiber einer Vereinsgaststätte - jetzt folgt eben der Currywurstwagen: „Weil ich gerne koche - und grille!“
„Bisse richtig down, brauchse wat zu kaun: ‘ne Currywurst!“
Sein Tag beginnt in der Regel um 9 Uhr. Brötchen kaufen. Zum Wagen fahren. Strom anschließen. Den Grill anschmeißen. Klappe hoch! Um 11.30 Uhr stehen schon die ersten Kunden vor der Theke. Sie wollen neben der Wurst der Würste Eintöpfe, Leberkäse oder Salate kaufen. Maaßen fertigt alles selbst. Am Abend zuvor. Gerade Frikadellen sind beliebt. 20 Stück wandern pro Tag über die Theke. Das Prunkstück bleibt - natürlich - die Currywurst. In einem geheimnisvollen Kochtopf transportiert „Curry Chrissel“ seine Soße in den Wagen.
Was ist so alles drin? Verschlusssache! Nur so viel wird verraten: Kein Ketchup ist der Grundbaustein, sondern Tomatenmark.
„Willi, komm’ geh’ mit. Ich krieg’ Appetit: auf Currywurst!“
Bis 17.30 Uhr hat der rollende Hungerbekämpfer geöffnet. Doch für den Bruzzler geht es dann nicht nach Hause: Einkäufe werden erledigt. Der Wagen geputzt. Das Geschirr gespült - Frikadellen gerollt und Soße gerührt. Irgendwann gegen 21 Uhr ist Schicht für den Mann, der selbst am liebsten Endivien-Durcheinander isst.
Es sind die positiven Rückmeldungen, die Maaßen Mut machen: „Manchmal kommen Leute und fragen nach der Soße - wollen gleich einen ganzen Liter mit nach Hause nehmen.“ Auch der Blick auf den Wetterbericht macht wieder Spaß: Der Frühling ist da!
„Ich brauch’ wat in Bauch. Für mein Schwager hier auch noch: ‘ne Currywurst!“
Herbert Grönemeyer („Currywurst“, 1982)