Oberhausen.. Die „Geheimagenten“ stellen ihre neue Produktion „Factory“ auf der Bühne im Großen Haus des Oberhausener Stadttheaters vor. Im April wird die ehemalige Gießerei-Lehrwerkstatt bei Babcock eine Fabrik für alle.
„Factory“, ihr bereits drittes Oberhausener Theater-Projekt, gründete das Kollektiv „Geheimagentur“ am Samstagabend auf der Bühne im Großen Haus. Anders als bei der Eröffnung des „Wettbüros“ im vergangenen Jahr war die Ausstattung bereits installiert, als die Zuschauer eintraten: Produktionsplätze für Kulturbeutel-, Lampenschirm- und Schallplattenherstellung sowie professionell anmutende Bierbrauerei- und Reinigungsmittel-Präsentationsstationen waren eingerichtet und sorgten für echte Arbeitsatmosphäre.
Ein Spruchband forderte Solidarität mit „Vio.Me“, einer griechischen Firma, wie sich aber erst später herausstellen sollte. Fahnen mit der Aufschrift „Factory“ symbolisierten Kampf- und Aufbruchstimmung des Projekts.
Frühling, Schweiß, Solidarität
Plätze fürs Publikum waren um die Drehscheibe der Bühne herum aufgestellt. Sie wurden mit Verzögerung eingenommen, weil viele Zuschauer zunächst einmal die Deko, pardon, die Maschinen inspizierten. Dann: Ein durch die Windmaschine der Bühnentechnik ausgelöster Windstoß brachte die Fahnen zum Wehen und die Agenten, gewohnt schwarz gekleidet und namenlos, traten ins Rampenlicht. „Wir reden über Schönheit, die Liebe, den Frühling, Schweiß, Solidarität.“
Zur Einstimmung auf den Ort, wo künftig Fabrik „gespielt“ werden soll, erzählte ein Agent von der Königin der Nacht aus dem Babcock-Gewächshaus, vom Swimmingpool der Vorstandsvilla und davon, dass unter der riesigen Bürolampe, die jetzt über der Bühne schwebte, einst wichtige Entscheidungen gefällt wurden. Die „Factory“ wird in der ehemaligen Lehrwerkstatt der Gießerei auf dem Babcock-Gelände, Duisburger Straße 375, eröffnet.
Es folgte ein Ausflug in die griechische Realität. Die gute Nachricht: Die Firma Vio.Me aus Thessaloniki, echte Produktionsfirma ohne Chefs, wurde als genossenschaftlicher Betrieb anerkannt. Beifall vom Oberhausener Publikum, das nun von den Geheimagenten eingeladen wurde, „in die Produktion zu gehen und ein Wir zu werden“ – ohne Not, im Gegensatz zu den Vio.Me-Mitarbeitern. Aussicht: „Die Wiege (des Ruhrgebiets) wird schaukeln!“
Echte Arbeiter mit echten Nöten
Als „Belegschaft für den Abend“ auf der Bühne wurden die Profis vorgestellt. „An die Tische, fertig los!“ Und während diese begannen, zu produzieren und die Bühne sich langsam drehte, stellten zwei Vio.Me-Mitarbeiter, Gäste der Inszenierung mit Übersetzer, die Geschichte ihrer Firma vor: von der Insolvenz zur Selbst-Organisation der Mitarbeiter.
Applaus. Doch es blieb ein Geschmäckle: Dort die Not, hier ein Theater-Spaß-Projekt.
„An die Mikros, fertig, los!“: Nun ging’s ran, an die Plattenproduktion und den Beweis, den alle am meisten ersehnten, ob es tatsächlich möglich ist, innerhalb weniger Minuten eine Live-Aufnahme einzuspielen. Musiker Knarf sagte, er habe so etwas selbst noch nie gemacht. „Wer laut mitsingt, bekommt eine Platte!“ Ein paar Male probt das Publikum den Refrain: „Ba, du, du, du, du.“ Und nun singt Knarf: „Wenn die Sonne untergeht, und der Mond erscheint, kommt meine Zeit!“ Sie kommt.
Alle machen mit und dank technischer Finessen und Martins Können ist am Ende die Single eingespielt. Großartig, finden alle und erwerben gegen Spende auch noch ein paar Öko-Reinigungsprodukte von Vio.Me. Dann gibt’s Party.
Ein ungewöhnlicher Theaterabend, aber mit Realitätsbezug, Aufforderungscharakter und eintrittsfrei.