Oberhausen.
Unter dem Applaus seiner neuen Gemeinde nahm er auf dem Priestersitz Platz: Hans-Thomas Patek, neuer Propst und Pfarrer der Großpfarrei St. Clemens, ist in Sterkrade angekommen.
Rund 400 Gemeindemitglieder sind am Sonntagnachmittag in die Pfarrkirche am Großen Markt geströmt, wo Patek feierlich von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in sein Amt eingeführt wurde. So groß war der Andrang, dass viele die über 90 Minuten dauernde Messe sogar stehend verfolgten.
Sie haben lange auf diesen Neuanfang gewartet: Eineinhalb Jahre ist es her, dass der damalige Propst Bernward Mezger von seinem Amt beurlaubt wurde. Er soll Internetseiten für Homosexuelle besucht haben - und mehr noch: mit eindeutigen Worten aktiv nach Sexualpartnern gesucht haben.
Ruhe soll einkehren
Mit der Berufung des 57-jährigen Pateks soll nun wieder Ruhe in die zweitgrößte Pfarrei des Bistums Essens einkehren. „Mit dem heutigen Tag“, sagte Hans-Jürgen Vogel, stellvertretender Pfarrer von St. Clemens, zu Beginn der Messe, „geht eine Zeit zu Ende, die geprägt war von schwierigen Entscheidungen und vielen Irritationen.“
Wiederholt schwor auch Ruhrbischof Overbeck die Gemeinde auf einen Neuanfang ein: „Es heißt, sich von dem, was gewesen ist, zu verabschieden.“ Overbeck kündigte aber auch an: „Es stehen weitere schwierige Entscheidungen an.“
Ungewöhnlich lange hatte St. Clemens seit Mezgers Weggang auf einen neuen Propst warten müssen. Hautnah, sagte Vogel, habe die Gemeinde „die Personalnot im Bistum“ erlebt. Das Pastoralteam hatte die Aufgaben in der Gemeinde allein schultern müssen, zuletzt war es zusätzlich belastet worden, als der Pastor der Sterkrader Herz-Jesu-Gemeinde, Ralph Eberhard Brachthäuser, überraschend von seinen Aufgaben zurücktrat. Seit Anfang November ist Pastor Arun J. Mathur in der 6500-Mitglieder starken Gemeinde im Amt. Er wird als engagiert und herzlich beschrieben.
Überraschende Berufung
Auch von Hans-Thomas Patek erhoffen sich die Gemeindemitglieder viel. Er soll allerdings nur zögerlich nach Sterkrade gekommen sein. Drei Jahre lang hatte er in der Gelsenkirchener Gemeinde St. Josef gedient, die Berufung durch den Bischof sei „ganz überraschend“ gekommen.
In Oberhausen war Patek zuletzt als Kaplan von St. Bernardus - eine der Kirchen, die unter dem rigiden Sparkurs des Bistums leidet. Als sogenannte weitere Kirche erhält sie keine Kirchensteuermittel mehr, wird noch bis März als Erlebniskirche geführt. Was dann mit ihr geschieht, ist unklar - und eine der vielen Fragen, der sich Patek zu stellen hat.
Der 57-Jährige indes hielt sich an seine Vorredner: Zu den Skandalen in der Großpfarrei äußerte er sich nicht, machte vielmehr deutlich: „Ich möchte dieser Gemeinde dienen, zu Ehren Gottes und zum Heil der Menschen.“ Mit seinem Weggang aus Gelsenkirchen fehlt dort übrigens nun der Pfarrer.
Mezger galt als äußerst beliebt
Bernward Mezger erwähnte nur einer namentlich. Als Prälat Johannes Knauf das Propstkreuz an Hans-Thomas Patek überreichte, zählte er kurz die Vorgänger in St. Clemens auf. Mezger galt in Sterkrade als äußerst beliebt, seine Beurlaubung und später angeordnete Versetzung nach Gelsenkirchen durch den Bischof hatten viele bedauert. „Seine seelsorgerischen Aufgaben hat er sehr gut und mit viel Einfühlungsvermögen wahrgenommen“, hatte etwa Pfarrgemeinderatsvorsitzender Martin Dietz im August gesagt. Mezger verzichtete auf seine Ämter, seit März arbeitet er als Militärseelsorger in der Pfalz.