Wirtschaftsbetriebe Oberhausen kämpfen mit Schlaglöchern
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Oberhausen..
Die Mitarbeiter der WBO stopfen derzeit Hunderte Schlaglöcher mit Kaltasphalt. Für das Frühjahr befürchtet Heinz Rademacher, Leiter des Bereichs Tiefbau, dass wegen der Schäden das Tempo auf einigen Straßen reduziert werden muss.
Alle Jahre wieder: Schmilzt der Schnee, schlägt die große Stunde der Schlagloch-Schließer. Und Kaltasphalt wird bei einsetzendem Tauwetter im Straßenbau fast so begehrt wie das Streusalz im Winterdienst.
Mittwochmorgen, 11 Uhr, Lindnerstraße: Karsten Günter und Timo Damaschun stopfen rund um das Niederrhein-Stadion Schlaglöcher. Die Prozedur ist – grob gesehen – stets die gleiche: Schlagloch suchen, säubern, schließen, stopfen, Sand drauf – und fertig. Seit fünf Uhr ist das Duo mit seinem Klein-Mercedes unterwegs. Die kleinen Häufchen Kaltasphalt und Sand auf der Pritsche zeugen von einem arbeitsreichen Morgen. „120 Löcher haben wir mittlerweile verfüllt“, sagt Günter. „Es sieht so aus, als wäre mehr kaputt als vor einem Jahr.“
Winter hinterlässt Spuren
Die Buckelpiste der Lindnerstraße, der Jürgen Gerlach von den Wirtschaftsbetrieben (WBO) „eine hohe Pflegestufe“ attestiert, ist bestimmt nicht repräsentativ für Oberhausens Straßen, einen Hinweis auf das, was dieser Winter an Spuren hinterlässt, gibt sie vermutlich doch. „Allein im Dezember haben wir 1600 Schlaglöcher beseitigt“, sagt Gerlach. Der 45-jährige Straßenmeister kann das einordnen. „Zum Vergleich: Von Mitte Dezember 2009 bis Mitte Februar 2010, haben wir insgesamt 3300 Einzelstellen verfüllt. Und jetzt sind wir ja gerade erst am Anfang.“
An diesem Mittwoch sind außer dem Straßenbauer Günter und seinem Azubi Damaschun noch weitere elf Schlagloch-Streifen im Stadtgebiet unterwegs. In vielen Nebenstraßen liegt noch Schnee; selbst bei fünf Grad plus tauen die schmutzigen Schnee- und Eisreste nur langsam. Erst in einigen Tagen wird sich daher das Ausmaß der Schäden zeigen, die der Winter bis Anfang Januar schon hinterlassen hat.
Schlechterer Zustand als im Vorjahr
Bereits jetzt aber dürfte feststehen, dass sich der Zustand der Oberhausener Straßen im Frühjahr noch einmal schlechter darstellen wird als ein Jahr zuvor. Denn die Kaltasphalt-Kolonnen der WBO betreiben letztlich nichts anderes als Flickschusterei, reine Gefahrenabwehr. Für eine gründliche Sanierung der Fahrbahndecken fehlen der Stadt als Auftraggeber ohnehin die erforderlichen Mittel.
Schlagloch-Sammlung
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Das führt auch dazu, dass die überwiegende Zahl der Schlaglöcher mit Allerwelts-Asphalt verfüllt wird und nur auf vielbefahrenen Hauptstraßen oder neuen Fahrbahndecken hochwertiges Material aus 25-Kilogramm-Eimern zum Einsatz kommt, das mit 720 Euro pro Tonne rund sechsmal so teuer ist wie das lose Material von der Lkw-Pritsche.
Zwei Millionen Euro gibt die Stadt Oberhausen pro Jahr für ihr 560 Kilometer langes Straßennetz aus. „Allerdings nicht nur für die Fahrbahnen, sondern auch für Gehwege und Bordsteine“, sagt Heinz Rademacher, Leiter des Bereichs Tiefbau. „30 Millionen Euro wären nötig, um alle Straßen auf Vordermann zu bringen.“ Sanierungsstau heißt das auf Amtsdeutsch.
Reduziertes Tempo wegen Straßenschäden
Der 57-Jährige befürchtet, dass im Frühjahr auf einigen Straßen im Stadtgebiet das Tempo reduziert werden muss, weil die Schäden so gravierend sein werden. „Es ist schon sehr erschreckend, was man jetzt erkennen kann“, sagt Rademacher. Dabei sei der Winter ja längst nicht vorbei. „Ich habe große Bauchschmerzen, was da noch auf uns zukommt. Es wird sicher eine große Herausforderung, die Verkehrssicherheit in der Stadt wiederherzustellen.“
Das gilt im Übrigen nicht nur für Straßen, sondern auch für Gehwege. Der Frost hat Platten hochgedrückt, viele Stolperfallen sind entstanden. Anders als bei den Schlaglöchern gibt es aber hier – alle Jahre wieder – die Hoffnung, dass sich viele Platten bei Tauwetter wieder hinlegen. Als wäre nichts gewesen.
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