Oberhausen. Nach dem Rauchverbot bekommen die Kneipiers die nächste Hiobsbotschaft: Der Städtetag will Spielautomaten aus allen Gaststätten verbannen. Die Gastronomen wittern eine systematische Demontage.
Oberhausens Wirte schimpfen über die Forderung des Deutschen Städtetages, den Betrieb von Geldspielautomaten in Kneipen und Gaststätten grundsätzlich zu verbieten, um so die Spielsucht einzudämmen. „Da bekommt man das Gefühl, dass die Gastronomie systematisch kaputtgemacht werden soll“, wettert Edmund Eckstein, Inhaber der Kneipen „Im Lothringer“ und „Eckstein“ gegen den jüngsten Städtetag-Vorschlag.
„Demnächst kommt wohl das Alkoholverbot für Kneipen.“ Nach Angaben der Landes-koordinierungsstelle Glücksspielsucht gibt es 319 Spielautomaten in Oberhausens Kneipen (Stand 2010).
"Das kann man schon mit Alkohol oder Zigaretten vergleichen"
Für die Gastronomen gehört das jetzt geforderte Verbot der Daddelmaschinen zu einer ganzen Reihe von Hiobsbotschaften im laufenden Jahr. „Erst kam das Rauchverbot, und dann hat Sky die Abopreise erhöht“, zählt Eckstein auf. Er verlor dadurch ein Viertel seiner Kundschaft. „Erst kürzlich haben fast alle Brauereien wegen der hohen Energiekosten die Bierpreise angehoben“, ergänzt Thomas Kolaric, Geschäftsführer des für Oberhausen zuständigen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Nordrhein. „Man kann da schon wirklich den Eindruck gewinnen, Politik und andere Stellen wollen das Geschäftsmodell Kneipe nicht mehr haben.“
Ein großes Suchtrisiko, das von den Automaten in den Kneipen ausgeht, sieht Kolaric jedenfalls nicht. „Es ist dort nicht wie in einer anonymen Spielhalle, sondern es gibt eine soziale Kontrolle durch die anderen Gäste“, ist er überzeugt.
Andreas Dehorn, Geschäftsführer des „Uerige Treff“, vertritt hingegen eine andere Auffassung. „Das Suchtpotenzial der Automaten ist schon recht groß. Bei uns spielen meist dieselben und wenn sie nicht direkt an den Automaten kommen, werden sie auch schnell unruhig“, hat er beobachtet. „Das kann man schon mit Alkohol oder Zigaretten vergleichen.“ Dem Vorstoß des Städtetages kann er aber dennoch nur wenig abgewinnen. „Unsere Automaten sind weniger als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn man wirklich etwas gegen die Sucht tun will, muss man mal an die Spielhallen ran.“
"Jede Einnahmequelle wichtig"
Laut Stadtverwaltung stehen aktuell 1043 Automaten in den örtlichen Spielhallen. Gemeinsam mit ihren Pendants in den Gaststätten sorgen sie für Steuereinnahmen in Höhe von insgesamt vier Millionen Euro, die jedes Jahr im Stadtsäckel landen.
Für die Wirte ist das Geschäft mit den Automaten hingegen allenfalls ein nettes Zubrot, wie Thomas Kolaric erklärt. „Vor 20 Jahren konnte man mit den Automaten-Einnahmen seinen Pachtzins bezahlen. Aber der Umsatz ist stark rückläufig, und viele Wirte haben sich bereits von den Automaten getrennt.“ Den Forderungen nach einem generellen Verbot erteilt er aber trotzdem weiter eine klare Absage: „Bei den vielen Kosten ist für einen Wirt wirklich jede Einnahmequelle wichtig. Sonst ist irgendwann vielerorts einfach Ende im Gelände.“