Oberhausen. Neue WAZ-Serie erinnert an Widerstandskämpfer aus unserer Stadt. Heute im Blickpunkt: Friedrich Kamleiter, politischer Leiter der Kommunistischen Partei Deutschlands. Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus 1936 arbeitete der Bergmann auf der Zeche Concordia IV in Lirich. Er wurde im April 1945 erschossen.
Nach dem Reichstagsbrand begann im März 1933 auch vor Ort eine beispiellose Verhaftungswelle. Etliche heimische Widerstandskämpfer fielen dem Naziterror zum Opfer. Die Erinnerung an sie wachzuhalten, hat sich Klaus Oberschewen, Vorsitzender des Historischen Vereins Oberhausen-Ost, zur Aufgabe gemacht. Einige der streitbaren Oberhausener stellen wir in loser Folge vor. Heute geht es um das Schicksal Friedrich Kamleiters. Er wurde bei der letzten Stolperstein-Aktion in Alstaden mit einem solchen Erinnerungsstein geehrt.
Bis Herbst 1933 illegal in der Stadt
Kamleiter, Jahrgang 1899, war zu Beginn der 1930er Jahre Politischer Leiter der Oberhausener KPD (Kommunistische Partei Deutschlands). Nach dem Reichstagsbrand war er wie Hunderte anderer Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter der organisierten Verfolgung ausgesetzt. „Er tauchte unter und war bis zum Herbst 1933 illegal in Oberhausen und Umgebung als Widerstandskämpfer tätig“, recherchierte Oberschewen.
Von Oktober 1933 bis Oktober 1936 saß er in verschiedenen Zuchthäusern. „Die Anklage lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat – eine damals übliche Umschreibung für eine antifaschistische Tätigkeit“, sagt Oberschewen.
Nach der Entlassung arbeitete der Bergmann auf der Zeche Concordia IV in Lirich – und begann dort gleich damit, den Widerstand zu organisieren. Dazu gehörten etwa die „Arbeite-langsam-Bewegung“ und der Kontakt zu den Zwangsarbeitern auf den Schachtanlagen, „deren Elend der Oberhausener Bevölkerung nicht verborgen blieb“. So hatte Kamleiter etwa gute Verbindungen zur Ruhrchemie in Holten – wo auch Franz Dieveling, August Zilian und andere Gesinnungsgenossen arbeiteten.
Ab Sommer 1942 verteilte die Gruppe um Kamleiter in Oberhausen den „Friedenskämpfer“. Das Blatt griff die zunehmende Unzufriedenheit der Bevölkerung auf. Eine gefährliche Tätigkeit.
In Solingen erschossen
Anfang 1943 wurden bei einer Verhaftungsaktion auch Kamleiter und Zilian festgenommen. „Doch Fritz Kamleiter und August Zilian hielten dicht – und so gelang es der Gestapo (Geheime Staatspolizei) nicht, in ihre Betriebsverbindungen einzudringen“, sagt Overschewen. Friedrich Kamleiter und August Zilian erlebten die militärische Niederlage der Nationalsozialisten nicht mehr. Kamleiter wurde am 13. April 1945 – kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner – in der Wenzelnbergschlucht bei Solingen-Ohligs erschossen.
August Zilian wurde am 25. August 1944 in Dortmund nach einem Prozess vor dem „Volksgerichtshof“ ermordet.