Oberhausen.. In Oberhausen gab es schon mal eine Art Sealife. Vor 55 Jahren wurde das “Haus der kleinen Fische“ eröffnet - dort konnten Besucher nicht nur Fische aus sieben Weltmeeren bestaunen, sondern auch Frösche, Schildkröten und gefährliche Schlangen.

Paul und seine orakelnden Artgenossen wirbeln dieser Tage wieder mächtig Wasser auf. Den ganz großen Werbeeffekt wie bei der Weltmeisterschaft 2010 mag man zwar nicht mehr erzielen, eines aber ist sicher: Das „Sealife“, und zwar gerade das Oberhausener, sind einem breiten Publikum bekannt. Ganz anders verhält es sich mit seinem Vorläufer – wenn man das erste Oberhausener Aquarium denn so nennen will. Denn woran sich heute kaum jemand mehr erinnert: In der Stadt gab es schon einmal ein maritimes Museum – mit dem schönen Namen „Haus der kleinen Fische“. Vor 55 Jahren öffnete es seine Pforten.

„Verein der Aquarianer und Terrarianer“

Damals war es eine wahre Attraktion für die großen und kleinen Oberhausener. In einem Gebäude neben der Marktschule, der heutigen Brüder-Grimm-Schule an der Lothringer Straße, gab es schillernde Fische aus allen Weltmeeren, gefährliche Schlangen, Frösche und Schildkröten zu bestaunen. Immerhin 26 Wasser- und sechs Trockenbecken hatte der „Verein der Aquarianer und Terrarianer“ dort angelegt, um vor allem auch Schulklassen einen anschaulichen Biologieunterricht zu ermöglichen.

Das „Haus der kleinen Fische“ zog für damalige Verhältnisse zunächst viele Neugierige an. Als das Aquarium im Jahre 1966 sein zehnjähriges Bestehen feierte, schätzten die Betreiber die Zahl der Besucher seit der Eröffnung auf etwa 72.000.

Heute ist das „Haus der kleinen Fische“ längst Geschichte. Rund 20 Jahre nach der Eröffnung des Aquariums kündigte der Verein seinen Mietvertrag mit der Stadt Oberhausen. Deren Förderung war von Jahr zu Jahr geringer geworden. Den Eintrittspreis von zuletzt 50 Pfennig anzuheben, war offenbar keine Option, und aus eigenen finanziellen Mitteln konnte der Verein Strom, Futter und neue Tiere nicht mehr zahlen. Ein Teufelskreis, denn durch die ausbleibenden Modernisierungen schwand auch das Interesse der Oberhausener – die Besucherzahlen sanken immer weiter.

„Es ging uns nicht ums Geschäft“

Rainer Langele erinnert sich gerne an das „Haus der kleinen Fische“ zurück. Er war Mitglied und Kassenwart im Verein der Aquarienfreunde. Den Verein gibt es nicht mehr, die Liebe zu den Fischen ist dem 61-Jährigen aber geblieben. „Seit meiner Schulzeit habe ich Fische. Sie sind mein großes Hobby und solange ich kann, behalte ich meine Tiere.“ Wichtig ist dem Oberhausener Fischfreund dabei nicht die Masse an Tieren. „Viele Fische machen viel Arbeit. Ich finde es viel schöner, wenn ich beobachten kann, wie meine Neonfische und Welse so für sich leben.“

Ein kleines bisschen Wehmut empfindet Langele aber doch, wenn er an das „Haus der kleinen Fische“ denkt. „Wir haben lange an dem Projekt festgehalten, eigenes Geld in die Anlagen gesteckt. Doch irgendwann mussten wir uns eingestehen, dass es nicht mehr geht. Übrig geblieben von dem Projekt ist nur der sprichwörtliche Trümmerhaufen.“

Über ein neues „Haus der kleinen Fische“ würde Rainer Langele sich durchaus freuen – allerdings als Besucher, nicht aber als Organisator. Von dem großen Bruder, dem Sealife, hält der 61-Jährige nicht viel. „Das hat doch mit wahrer Aquaristik nichts zu tun. Da geht es ums Geschäft. Beim Haus der kleinen Fische war das anders.“