Oberhausen.. Einige Schüler der Christoph-Schlingensief-Schule in Oberhausen bereiten sich auf die Special Olympics in Los Angeles vor. Sie trainieren auf Inline-Skates für die Qualifizierungsrunde. Auch die Lehrer müssen viel geduld haben, ihre Schützlinge sind geistig oder körperlich behindert.
Bis Los Angeles ist es weit. Viel weiter als die 9105 Kilometer, die der Routenplaner für die Strecke zwischen Oberhausen und der kalifornischen Metropole angibt. Gefühlt liegen Welten zwischen den beiden Städten. Aber da bekanntlich auch die längste Reise mit dem ersten Schritt beginnt, sind Anna-Sophie, Andi-Shane, Jason, Joana, Tino und Desiree ganz locker. Vor dem ersten Schritt in Richtung Special Olympics, die 2015 in Kalifornien ausgetragen werden. Die sechs sind Schüler der Christoph-Schlingensief-Schule in Oberhausen, einer Förderschule des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), sind begeisterte Inliner. Richtige Profis. Wie gut sie sind, wollen sie heute bei einer der regionalen Qualifizierungsrunden für die Special Olympics beweisen.
In der Turnhalle geht’s wild zu. Kein Wunder, am Morgen vor dem Abschlusstraining waren die künftigen Athleten nicht im Unterricht, sondern auf der Sterkrader Kirmes. Viel erlebt, das muss jetzt erst mal raus. Also rein in die Inliner und losgelaufen.
Arm- und Knieschoner sind Pflicht
Doch halt, so einfach ist das nicht. Anna-Sophie braucht Hilfe beim Anziehen der Inliner, Desiree hat Arm- und Knieschoner verwechselt und Tino ist viel zu kribbelig, um nur eine Sekunde stillzusitzen. Heike Körner, die leitende Therapeutin der Schule, und ihre Kollegin Denise Smoczynski sind mit einer Engelsgeduld bei der Sache.
Aber jetzt geht’s los. Erst aufwärmen, Hindernisse umkreisen, dann wird die Zeit gemessen. Immer zwei laufen gegeneinander. Und zum Abschluss noch mal die Staffel. Gerade die Übergabe, den anderen anzuschubsen, dass er dran ist, muss geübt werden. Sich drauf einstellen, dass auf einmal ein anderer Fahrer von hinten kommt, rät Heike Körner. „Und bitte nicht vor Schreck umfallen...“.
„Fit durch die Schule“, ein Förderprojekt von NRW-Schulministerium und AOK, macht’s möglich, dass die Oberhausener für die Special Olympics, die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung, trainieren. Bei diesem Programm geht es nicht um eine einmalige Sache, eine wichtige Voraussetzung für die Förderung war die Nachhaltigkeit. Neben der Verbesserung der Integration von Kindern mit Behinderung und vielen positiven Effekten des Trainings - unter anderem Stärkung von Kraft, Ausdauer, Motorik, Konzentration und Selbstwertgefühl - kann laut Heike Körner „die Motivation, die von diesen nationalen und internationalen Spielen ausgeht, nicht hoch genug eingeordnet werden“.
Sport ist an der Schule in Oberhausen ein wichtiges Thema. 2012 waren Schüler bei einem Vorzeige-Inklusionsprojekt des Behindertensportverbandes NRW bei den Paralympics in London dabei, mit der NRZ als Partner.
Schüler erreichen eigene Höchstleistungen
Den ersten Wettkampf bestreitet die Truppe von Heike Körner heute in der Wedau. Um sich einen Startplatz bei den deutschen Special Olympics zu sichern, müssen die kleinen Sportler an verschiedenen regionalen Qualifizierungsrunden teilnehmen. Im nationalen Vorentscheid zählt die Leistung, um das Fernziel zu erreichen: die internationalen Wettkämpfe 2015 in Los Angeles. Wobei die wirklich noch ganz, ganz weit weg sind, wie Heike Körner betont. Für sie viel wichtiger: wie sich ihre Schützlinge entwickeln, wie begeistert sie bei der Sache sind, austesten, welche Höchstleistungen sie bringen können. Denn das sei schließlich der Geist der Special Olympics: „Dass jeder seine eigene beste Leistung zeigt.“
Gerade dreht Anna-Sophie wieder eine Runde. Für manchen Betrachter mag sie sich vielleicht sehr langsam fortbewegen. Dabei hat das junge Mädchen sein Tempo im Training bereits verdoppelt. Und wer sieht, wie stolz sie lächelt, als sie durchs Ziel geht, erkennt, dass sie bereits jetzt gewonnen hat.
Für sich.