Oberhausen. René Baumann alias DJ Bobo ist der erfolgreichste Schweizer Musiker: Mit dem Programm “Circus“ zieht es ihn 22 Jahre nach dem Karrierestart auf große Tournee. Im Interview verrät Baumann, was er seinen Kindern als Schlaflied vorsingt und warum er zuletzt die Anfragen deutscher Talk-Shows ablehnte.
René Baumann, der wohl bekannteste Schweizer Musiker, den alle DJ Bobo nennen, bereitet sich auf seine Tournee „Circus“ vor, die am 8. Mai in der Arena in Oberhausen gastiert. Im Interview verrät der 46-Jährige („Somebody dance with me“), welche Lieder er seinen Kindern vorsingt, warum er nicht in Talk-Shows geht und was er mit der Revierstadt Oberhausen verbindet.
Ist man jemals damit fertig, an einer neuen Tournee zu feilen?
René Baumann: Die baulichen Dinge sind jetzt alle klar. Die Zeit des Änderns kommt bei mir noch. Wir brauchen mehr Transporter, um die riesige Bühne zu transportieren. An einigen Stelle hat das Programm noch Längen, auch bei den Übergängen wird alles noch flüssiger. Daran arbeiten wir.
Was bereitet Ihnen Kopfschmerzen?
Baumann: Das Kniffligste ist der Aufbau. Wenn die Bühne falsch zusammengebaut wird, dauert alles länger. Das ist wie ein Puzzle. Fehler bedeuten manchmal drei Stunden Verzögerung.
Macht Sie so etwas wahnsinnig?
Baumann: Nein, das ist ein Wesenszug von mir. Ich werde bei Stress eher ruhig. Während einer Tour verletzt sich ständig jemand. Ob Tänzer, Bandmitglieder oder einer der Köche, der sich schneidet. Wir sind mit 120 Personen unterwegs.
Stört Sie Routine?
Baumann: Nein, das ist für mich Lebensqualität. Routine ist etwas Verlässliches.
Was verbinden Sie mit Oberhausen?
Baumann: Ich habe ein sehr visuelles Gedächtnis. Bei der allerersten Musikshow „The Dome“ war ich vor 18 Jahren in Oberhausen dabei und weiß sogar noch, wie damals das Wetter war. Es war strahlend schön! Wir haben ein Video vor der Arena gedreht. Es waren Unmengen kreischender Fans auf den Dächern der Parkhäuser. Okay, die Backstreet Boys waren auch dabei.
Was machen Sie nach Ihrer Tour?
Baumann: Im Herbst geht es für Auftritte nach Südamerika. Im Winter arbeite ich in Florida und nehme meine Frau und Kinder mit. Heimat ist für mich dort, wo meine Lieben sind.
Wie oft sind Ihre Kinder dabei?
Baumann: Nie. Als Kleinkinder allerdings schon. Nach fünf Tagen Tour fahre ich immer für zwei Tage zurück zu den Kindern. Meine Leute haben sich schon beschwert. Sie haben gefragt: Was ist aus dir geworden? Ich habe ihnen das erklärt. Wenn ich sonntags irgendwo auf der Bühne stehe, wecke ich am Montagmorgen um halb sieben meine Kinder.
Singen Sie für Ihre Kinder Einschlaflieder?
Baumann: Ich habe für meine Kinder früher immer etwas gesungen, da waren sie noch kleiner. Jetzt sind sie sieben und elf Jahre alt und finden das nicht mehr so cool.
Welche Musik hören Ihre Kinder?
Baumann: Oft sind das Trends aus YouTube-Clips. Aber meine Tochter hört auch Songs von Andrea Berg. Aber meine Shows gefallen ihnen ebenso. Von Justin Bieber war mein Sohn zuletzt enttäuscht. Er hat sich beschwert: Die können ja gar nichts. One Direction fand er dagegen gut. Er erwähnte die Bühne und Elemente, bei denen sich etwas tut. Das hat mich beeindruckt. Es hat ihn interessiert, wie eine Show funktioniert.
Sie sind Schweizer. Ihre Heimat war zuletzt durch das Votum für die Begrenzung der Zuwanderung und in Zusammenhang mit Steuerflucht ständig im Gespräch. Ärgert Sie das alles?
Baumann: Ich bekomme das immer ab, weil ich wohl der einzige Schweizer bin, den man im Ausland kennt. Alle Talk-Shows aus Deutschland haben mich angerufen – der Quoten-Schweizer sollte kommen. (lacht) Aber das mache ich nicht. Egal, welchen Senf ich dazugebe, ich verliere doppelt: sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. Dabei ist doch Musik meine Kernkompetenz.