Oberhausen.. In St. Marien wird biblische Geschichte nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit szenisch dargestellt. Darum kümmert sich ein Kreativteam mit viel Liebe.


Kurz nach dem Dreikönigstag verschwinden sie meist wieder, lagern dann staub- und mottengeschützt in Schränken und Kisten – bis sie in der Adventszeit wieder hervorgeholt werden: Krippenfiguren. In der Pfarrkirche St. Marien dagegen sind die Figuren nicht nur besonders schön, sondern haben auch deutlich länger „Saison“. Hier sind die Gläubigen auch zu Ostern noch eingeladen, biblische Geschichte in szenischen Bildern zu entdecken: 15 ausdrucksstarke Figuren hat die Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer, die als Begründerin der modernen Krippenkunst im Rheinland gilt, in den Jahren 1939/1940 für die Gemeinde im Marienviertel geschaffen. Viel zu schade, um sie nur in der Weihnachtszeit vorzuzeigen. Vom kreativen Krippenteam um Jörg Barzen werden sie deshalb als „Jahreskrippe“ immer wieder neu und mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt.

Ein Tempel aus Sperrholz

In der Karwoche muss das Team gleich mehrfach ran: War noch am Palmsonntag die fröhliche Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem zu sehen – mit jubelnder Menge, die ihn mit Palmzweigen willkommen heißt – wurde für Karfreitag die Grablegung Christi inszeniert, bevor die Gläubigen in der Osternachtmesse das leere Grab werden bestaunen können. Viel Arbeit – aber eine, die offenbar Spaß macht: Gemeindemitglied Jörg Barzen, studierter Theologe, im „wahren Leben“ Teamleiter im Jobcenter in Düsseldorf und in seiner Freizeit sicher gern gesehener Kunde in sämtlichen Heimwerkermärkten der Umgebung, entwirft die Ideen für die jeweiligen Bilder und baut dafür die häufig aufwendigen Kulissen: Mit Sperrholz, Spanplatten, Styropor und Moosgummi lässt er den Tempel entstehen, baut Stadtmauern, Säulen, Ställe oder Häuser samt Interieur und Accessoires. Auch für die „special effects“ wie flackernde Feuer oder plätschernde Brunnen zeichnet er selbst verantwortlich: „Mir ist daran gelegen, dass es viele Details gibt. Erst die hauchen den Szenen richtiges Leben ein.“

Wenn’s ans Auf- oder Abbauen, ans Verstauen oder sonst welche Arbeiten geht, die alleine nicht zu bewerkstelligen sind, weiß der 43-Jährige mit Klaus Jehn, Felix Tepaß und Michael Röddinger tatkräftige Helfer an seiner Seite. Die Damen des Krippenteams – Renate Schmitz, Gisela Birwe, Ingrid Bärsch und Christel Windhuis – sind für die Abteilung Textilien verantwortlich: nähen Kleidung für die bis zu 1,30 Meter großen Figuren, wickeln Turbane und Gewänder, sorgen für das stimmige Bild und bringen kreative Ideen ein.

Des Engels neue Kleider

„Mit einem Engel hat’s angefangen“, erzählt Renate Schmitz – und Ingrid Bärsch ergänzt: „Seine Kleidung sah nach den vielen Jahren besonders mitgenommen aus.“ Um ihn wieder engelsgleich werden zu lassen, brauchte es neue Kleider: Und als er fertig war und im neuen Glanz erstrahlte, ließ er die anderen Engel dadurch regelrecht alt aussehen... Nach und nach habe sich das Damenquartett dann auch aller anderen Figuren modisch angenommen, erzählt Pfarrer Thomas Eisenmenger. So habe sich die Gruppe gegründet. Inzwischen treffen sie sich jeden Dienstag im Pfarrhaus. Zu tun gibt’s immer was: Mal müssen die Gewänder der Sternsinger ausgebessert werden, mal alte Krippengewänder restauriert, mal ganz neue entworfen und genäht werden. „Die Mitarbeit an den Bildern der Jahreskrippe ist wirklich interessant und immer wieder eine Herausforderung, bei der wir unsere Kreativität entfalten können“, erzählt Gisela Birwe, während sie das Gewand eines Orientalen richtet.

Heute gibt’s für das Team die nächste Herausforderung: die Inszenierung der Auferstehung Christi. Keine leichte Aufgabe.